(* 1808; † 1881 jeweils in Hamburg) war Pfarrer, Lehrer, Gefängnisreformer und Begründer der Inneren Mission. Er gilt als bedeutendste sozialpolitische Persönlichkeit in der Geschichte der evangelischen Kirche. Im Zentrum seines Denkens standen die Taten der »rettenden Liebe«, die aus dem Glauben erwachsen und den Menschen aus seinem sozialen wie auch religiösen Elend herausführen. Sein im Jahr 1833 gegründetes »Rauhes Haus« in Hamburg nahm verarmte und verwahrloste Kinder auf, damit diese zusammen mit Erziehern in familienähnlichen Gruppen leben und theoretische wie praktische Bildung erfahren konnten. Seine Jugendarbeit verstand er als vom christlichen Glauben ausgehende Gesellschaftsreform; er fand in Deutschland viele Nachahmer. Wichern begründete zudem die »Innere Mission« mit dem Ziel, Elend vor allem der Unterschicht zu lindern und dadurch Christus gegenwärtig werden zu lassen. Sein Programm fasste bereits bestehende Aktivitäten einzelner Christen in einer breiten Bewegung zusammen. Der von ihm 1848/49 ins Leben gerufene »Central-Ausschuss für Innere Mission« bildete dafür den organisatorischen Rahmen und ist der Vorläufer der heutigen Diakonie.