Hintergrund für dieses 1779 erschienene Drama um die gleichnamige Hauptfigur von Gotthold Ephraim Lessing ist der sog. Fragmentenstreit. Der Schriftsteller kündigte 1778 der Tochter von Reimarus dieses Stück wie folgt an: »Ich muss versuchen, ob man mich auf meiner alten Kanzel, auf dem Theater, wenigstens noch ungestört will predigen lassen.« Der Stoff des Dramas geht zurück auf eine Novelle in Boccaccios »Decamerone«, die um den Juden Melisedech kreist und bereits die Wanderparabel von den drei Ringen enthält. Schon der Untertitel »Dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen« gibt einen Hinweis darauf, dass in diesem Werk eher das Lehrhafte als das Dramatische im Vordergrund steht; Lessing selbst hielt das Stück für kaum aufführbar. Das Drama spielt in Jerusalem zur Zeit der Kreuzzüge am Ende des 12. Jahrhunderts, wo Judentum, Christentum und Islam aufeinandertreffen; gedankliches Zentrum ist der Toleranzgedanke der Aufklärung. Dies wird besonders deutlich in der Schlüsselszene im siebten Auftritt des dritten Aktes, in der Nathan der Weise auf die Ringparabel Bezug nimmt.