Menschen als Medien des göttlichen Wortes kennt man im gesamten Alten Orient. Sie wirkten bei Hof oder am Tempel, in Gruppen oder vereinzelt. Auch Frauen waren dabei (im Alten Testament z. B. Mirjam, Debora, Hulda). In den alttestamentlichen Königserzählungen erfahren wir von Propheten wie Elia oder Nathan, die der Macht des Königs entgegentreten. In den Prophetenbüchern werden Sprüche der sog. »Schriftpropheten« (Jesaja, Jeremia, Ezechiel, Daniel und die 12 »kleinen« Propheten) überliefert und fortgeschrieben. Diese Propheten treten in den großen Krisen Israels auf, deuten die politische Entwicklung, üben Gesellschaftskritik, erinnern an die Tora, stören und verstören mit schlimmen Voraussagen und trösten mit Visionen von einem dauerhaften Frieden. Sie reden dabei nicht im eigenen Namen, sondern wissen sich berufen, ja oft »gezwungen«, und weisen sich mit der Botenformel »So spricht der Herr« als »Mund Gottes« aus. Im Islam werden die alttestamentlichen Propheten anerkannt; auch Jesus wird als Prophet (nicht aber als Sohn Gottes) verehrt. Muhammad gilt als der größte und letzte Prophet.