Schtetl

(jiddisch: Städtlein) ist die Bezeichnung für eine jüdische, zumeist ländliche Kleinstadtgemeinde in Osteuropa in einer nicht-jüdischen Umgebung. Das Leben im Schtetl war durch große Armut und Enge gekennzeichnet, aber auch durch große Lebensfreude, innige Frömmigkeit (Chassidismus) und eigene Kultur. Hier entwickelte sich die aschkenasische Tradition des Judentums weiter als ein »in Lumpen gehülltes Königreich des Geistes«, deren Bewohner ihre charakteristische Kleidung trugen, Jiddisch sprachen und sich dem Studium der heiligen Schriften widmeten. Die Aufklärung und die Emanzipation der Juden in Westeuropa gingen an den Schtetln spurlos vorüber. Mit der russischen Revolution (1905–1907) und v. a. der  Schoa wurde die Schtetl-Kultur in Osteuropa vernichtet. Die Bilder Marc Chagalls machten vor allem das russische Schtetl seiner Kindheit weltberühmt.