Lexikon

evangelikal

Eine evangelikale Ausprägung christlicher Frömmigkeit gibt es in unterschiedlichen evangelischen Konfessionen, z. B. in der lutherischen, baptistischen oder der methodistischen. Sie ist häufig geprägt von einer Betonung einer persönlichen Beziehung zu Jesus Christus, der Bedeutung einer bewussten Entscheidung bzw. »Erweckung« für den christlichen Glauben und ein Verständnis der Bibel, das davon ausgeht, relativ direkt (moralische) Verhaltensweisen aus ihr ableiten zu können.

Evangelisches Gesangbuch (EG)

Deutschlandweit in unterschiedlichen Regionalausgaben erschienen, enthält das Evangelische Gesangbuch über 600 Lieder für Gottesdienst und persönlichen Gebrauch; dazu Texte zum Nachdenken, Gebete und Vorlagen für den Gottesdienst, den Kleinen Katechismus M. Luthers und andere Bekenntnistexte sowie Gebete für verschiedene Lebenssituationen.

Evangelist

(nach gr. euangelion: gute Nachricht) bezeichnet den Autor eines Evangeliums, also Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Das älteste Evangelium hat Markus ca. 70 n. Chr. aus überlieferten Geschichten oder Worten Jesu zusammengestellt. Matthäus und Lukas haben vermutlich ca. 80/90 n. Chr. ihre Evangelien aus Teilen des Markus sowie aus anderen Quellen (v. a. einer Quelle mit Worten Jesu) zusammengestellt. Das Johannesevangelium entstand wohl ca. 100 n. Chr. und ist in seinen Worten und Gedanken sehr eigenständig. Den Evangelisten sind Symbole zugeordnet: Zu Matthäus gehört ein Engel, zu Markus ein Löwe, zu Lukas ein Stier und zu Johannes ein Adler.

Evangelium

(gr. euangelion: gute Nachricht) bezeichnete zunächst jede gute Botschaft, z. B. die, dass ein Kaiser die Steuern erlässt. Dann wurde der Ausdruck übertragen auf die Kunde von Jesus Christus und schließlich verwendet für die Schriften, die vom Leben Jesu erzählen. Im Neuen Testament gibt es vier Evangelien: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Matthäus und Lukas hatten Markus als Vorlage, kannten sich aber gegenseitig nicht und fügten jeweils andere Geschichten und Worte in die Markusvorlage ein. Johannes ist später entstanden und stellt ein sehr eigenständiges Evangelium dar. Einen Vergleich der Evangelien nennt man »Synopse« (Zusammenschau). Manchmal werden auch das gesamte Neue Testament bzw. seine Botschaft als Evangelium bezeichnet.

Evolutionismus

ist eine aus der Evolutionstheorie abgeleitete Weltanschauung, wonach sämtliche Phänomene und Vorgänge der menschlichen und außermenschlichen Wirklichkeit ausschließlich auf die Mechanismen der Evolution zurückzuführen sind und somit vollständig durch diese erklärt werden können. Beispielsweise kann es aus dieser Sicht keine (echte) Nächstenliebe geben, sondern nur Formen eines versteckten Egoismus, der letztlich der Arterhaltung dient.

Evolutionstheorie

erklärt und beschreibt die Entstehung der Arten als das Ergebnis einer stufenweisen Höher- und Weiterentwicklung (Evolution), die Tausende von Jahrmillionen umspannt. Somit trägt jedes Lebewesen auch die Geschichte seiner Gattung und anderer Gattungen aus den vergangenen Zeitaltern in sich. Als Ursache dieser Entwicklung werden vor allem Mutation bzw. Variation (Veränderung der vererbbaren Merkmale) und deren Rekombination (Neuverteilung) sowie natürliche Selektion angesehen. Die Evolutionstheorie wurde insbesondere durch Charles Darwin (1809–1882) begründet. Alle heutigen Ausprägungen der Evolutionstheorie beziehen dabei die sog. Abstammungs- oder Deszendenztheorie ein, die besagt, dass alles Leben auf der Erde einen gemeinsamen Ursprung hat.

Ewigkeit

Im Laufe des Nachdenkens über Zeit haben sich zwei verschiedene Vorstellungen von Ewigkeit herausgebildet: Zum einen die Vorstellung einer unermesslich bzw. unendlich langen Dauer. Hierbei werden die aus dem Alltag bekannten Strukturen der Zeit ins Unendliche verlängert. Eine andere Vorstellung hat Augustin verdeutlicht. Er versteht darunter etwas, was unabhängig von der Zeit existiert, also ein Zustand der Zeitlosigkeit oder Unzeitigkeit. »Wenn die Gegenwart immer gegenwärtig wäre und nicht in die Vergangenheit überginge, so wäre nicht mehr Zeit, sondern Ewigkeit.« Dies deckt sich mit den Erfahrungen von Meditierenden, die in der Versenkung ganz in der Gegenwart aufgehen. Naturwissenschaftlich könnte Ewigkeit als ausgedehnte Gegenwart verstanden werden, wie sie in einem Quantenzustand vorliegt (Quantenphysik), der noch nicht durch einen Messprozess unterbrochen wurde. In einem Quantenzustand haben z. B. die Elektronen eines Atoms mögliche Orte; sie sind bis zu einer Messung also nicht festgelegt, sondern können gleichzeitig verschiedene Lokalitäten haben. In der biblischen Vorstellung der von Gott erfüllten Zeit ist Gottes Ewigkeit keine Zeitlosigkeit, sondern etwas, was alle Zeit umgreift und durchdringt.

Exil, babylonisches (auch: babylonische Gefangenschaft)

bezeichnet die Zeit des Aufenthalts der judäischen Oberschicht in Babylon nach der Eroberung und Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar II. Die Zeitspanne umfasst vermutlich die Jahre 587 bis 537 v. Chr. Die Rückkehr nach Jerusalem erfolgte mit der Erlaubnis des gegen die Babylonier siegreichen Perserkönigs Kyros II.

Exklusivismus

Wenn eine Religionsgemeinschaft für sich beansprucht, als einzige die Wahrheit zu vertreten und damit der Weg zum Heil auch nur durch sie und in ihr zu erlangen ist, spricht man von Exklusivismus. Die klassische Formulierung aus dem christlichen Bereich für diesen Anspruch ist die Aussage »extra ecclesiam nulla salus« (»außerhalb der Kirche kein Heil«), die 1215 auf einem Kirchenkonzil formuliert wurde. Später wurde dies von der katholischen Kirche dahingehend interpretiert, dass es heilsnotwendig sei, Glied der katholischen Kirche zu sein (»ekklesiologischer Exklusivismus«). Im Protestantismus wurde eine Formel geprägt, die weniger auf die Kirchen- bzw. Konfessionszugehörigkeit zielte, sondern auf das Bekenntnis zu Christus: »nulla salus extra Christum«. Berühmte Vertreter für solch einen »christozentrischen Exklusivismus« sind Martin Luther und Karl Barth.

Exkommunikation

bezeichnet eine Kirchenstrafe in der katholischen Kirche, die den Ausschluss aus der Kirchengemeinschaft zur Folge hat. Dieser Kirchenbann kann zeitlich begrenzt sein.

Exodus

(griech-lat.) bedeutet Auszug (der Israeliten aus Ägypten). Mit dem Begriff Exodus bezeichnet man auch das 2. Buch Mose.

Extremismus

(lat. extremus: äußerst, entferntest): etwas, das über das »Normale« und »Gewöhnliche« hinausgeht. In der Politik bezeichnet der Extremismus Positionen, die sich am äußersten Rand der jeweiligen politischen Einstellung befinden, also z. B. »extrem rechts« oder »extrem links« sind. Im religiösen Sinn sind sog. Extremisten Menschen, die häufig mit Mitteln der Gewalt und des Terrors andersdenkende Menschen dazu bringen wollen, eine andere Religion anzunehmen, ihren Lebensstil zu ändern und/oder einen Staat nach ihren strengen Glaubensregeln zu errichten. In diesem Zusammenhang wird auch von religiösem »Fundamentalismus« gesprochen.

EZW

die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, ist eine Forschungs-, Dokumentations- und Beratungsstelle der EKD. Ihre Aufgabe besteht darin, »die Entwicklungen im religiös-weltanschaulichen Bereich zu beobachten und ihre Bedeutung für die Evangelische Kirche in Deutschland zu klären«. Sie will »zur christlichen Orientierung im religiösen und weltanschaulichen Pluralismus beitragen, einen sachgemäßen Dialog mit Anders- und Nichtglaubenden fördern« sowie »über Entwicklungen und Tendenzen der religiösen Landschaft in Deutschland informieren«. Dies geschieht z. B. durch Veröffentlichungen, Tagungen und Beratung.