Lexikon

Machiavelli, Niccolò

(1469–1527), italienischer Staatsmann, Philosoph und Geschichtsschreiber, gilt als bedeutender politischer Denker, dessen Analysen von Herrschaftsmacht mit der Forderung einer notwendigen Trennung von Politik und Moral bis in die Gegenwart kontrovers diskutiert werden. 

Mahayana

(sanskr., wörtl.: das große Fahrzeug): seit dem 1. Jh. v. Chr. eine der drei großen Richtungen des Buddhismus. Der Mahayana-Buddhismus unterscheidet sich vom älteren Theravada-Buddhismus durch eine andere Auffassung der Anatman-Lehre. Buddha betonte, dass alle Dinge »leer« sind (wie auch Gefäße leer sein können) und dass diese Erkenntnis zur Befreiung führt. Der Mahayana-Buddhismus wendet diese Aussagen dahingehend, dass alle Dinge »Leerheit« sind. Diese philosophische Verschiebung hatte weit reichende Folgen, da die »Leerheit« dann als das Absolute erkannt wurde. Wenn alles »Leerheit« und deswegen das eine Absolute ist, sind alle Wesen nicht vom Absoluten getrennt und als solche im Kern erlöst. Die Anhänger des Mahayana-Buddhismus folgen dem Bodhisattva-Ideal  und tragen daher für alle Wesen Sorge. 

Mahloquet

ist ein hebräischer Begriff für die jüdische Diskussionskultur, die sich aus der rabbinischen Auslegung der Tora und des Talmud entwickelt hat. Wahrheitssuche geschieht hier in einem unabschließbaren dialogischen Austausch, in dem jede Antwort wieder neue Fragen hervorbringt. Es geht dabei weder darum, dass jemand recht behält, noch darum, Kompromisse zu finden, sondern unterschiedliche Meinungen dürfen nebeneinander stehen bleiben; jede Meinung zählt, auch die vergangener Generationen.

Mammon

Alter Ausdruck für »Geld« , materielle Güter.

manichäisch

(zum Manichäismus gehörend bzw. diesen betreffend): Der Manichäismus war eine synkretistische (von vielen anderen Religionen beeinflusste) Religion der Spätantike mit einer ausgeprägt dualistischen Weltanschauung. In den Sozialwissenschaften wird der Begriff »manichäisch« z. T. zur Charakterisierung von Weltanschauungen und Weltbildern verwendet, die von einem starken Dualismus zwischen »gut« und »böse« geprägt sind.

Manna

heißt die Nahrung, die die hungrigen und sich nach den Fleischtöpfen Ägyptens zurücksehnenden Israeliten in der Wüste fanden. Man hat dafür natürliche Erklärungen gesucht, z. B. könnte es sich bei Manna um die Ausscheidung der Tamariskenschildläuse handeln. Den biblischen Erzählern geht es wohl darum, dass Gott den Menschen jeden Tag neu gibt, was sie zum Leben brauchen.

March for Science

ist eine Initiative, die sich für die Freiheit der Wissenschaft einsetzt. Diese sieht sie u. a. durch den wachsenden Druck auf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, möglichst viel zu publizieren und Finanzmittel für die Forschung einzuwerben, gefährdet. Außerdem plädiert sie dafür, dass das Engagement von Forscherinnen und Forschern für eine demokratische Gesellschaft stärker honoriert wird.

Marcuse, Ludwig

(*1894 in Berlin, †1971 in Wiessee): Philosoph und Schriftsteller, emigrierte als Jude während der Zeit des Nationalsozialismus in die USA und kehrte in den 60er-Jahren nach Deutschland zurück.

Maria

hebräisch Miriam, Jesu Mutter, wurde vermutlich sehr jung mit dem Bauhandwerker Josef verlobt. Zusammen mit Jesus und seinen jüngeren Geschwistern führte sie in Nazareth ein einfaches Leben. Nachdem Jesus das Haus verlassen hatte, um Wanderprediger zu werden, gab es offenbar Konflikte zwischen Mutter und Sohn. Erst unter dem Kreuz (so Joh 19,25 ff.) konnte sie seinen Weg akzeptieren. Besonders in der katholischen Kirche wird Maria voller Andacht verehrt. Doch auch Martin Luther sprach voller Hochachtung von ihr: An dieser armen jungen Frau, so meinte er, die ganz ohne eigene Vorleistung von Gott zur Mutter des Erlösers erwählt wurde, könne man die Gnade Gottes sehen.

Marquard, Odo

(*1928), deutscher Philosoph. Odo Marquard, der neben Philosophie auch Germanistik und Theologie studierte, ist vor allem durch seine Essays bekannt. In seinen Publikationen hat er sich z. B. mit der Geschichts- und Naturphilosophie des deutschen Idealismus und der Anthropologie auseinandergesetzt. Er versteht den Menschen als »Mängelwesen«, der durch die »Lebenskürze« gar nicht umhin kann, in vielen Aspekten an die Konvention anzuknüpfen.

Märtyrer

(von griechisch martyrion: Zeugnis, Beweis) sind Menschen, die verfolgt werden oder den Tod erleiden, um ihren Glauben zu bezeugen. Darüber hinaus werden auch Menschen »Märtyrer« genannt, die wegen ihrer (z. B. politischen) Überzeugung verfolgt und umgebracht werden. Der Märtyrerbegriff wird missbraucht, wenn damit Gewalt gegen Andersdenkende gerechtfertigt werden soll (z. B. im Fall von terroristischen Selbstmordattentaten).

Marx, Karl

(*1818, †1883 in London) wirkte als Philosoph, Gesellschaftstheoretiker und Ökonom. Vielen Menschen heute ist er vor allem als einer der bedeutendsten Religionskritiker der Moderne und einflussreichster Theoretiker des Kommunismus und Sozialismus bekannt. In seinem dreibändigen Hauptwerk »Das Kapital« (1. Bd. 1867 veröffentlicht; Bde. 2 und 3 posthum durch Friedrich Engels herausgegeben) übt er grundsätzliche Kritik am Kapitalismus, indem er auf die Ausbeutung der Arbeiter verweist, die Unversöhnlichkeit der Interessen von »Proletariern« (Arbeitern) und der »Bourgeoisie« (Kapitalisten, Arbeitgeber) betont und die Arbeit im Kapitalismus als »entfremdete« Arbeit bezeichnet, die dadurch charakterisiert ist, dass sie nur noch auf das Erzielen von Tauschwerten ausgerichtet sei – statt Ausdruck freier, schöpferischer Tätigkeit zu sein oder sich zumindest an dem Gebrauchswert von Arbeit auszurichten.

materialistisch-positivistisch

bezeichnet eine Weltsicht, wonach nur Stoffliches, also »Materie«, existiere und in der Welt wirke (im Gegensatz zur Annahme von z. B. etwas Geistigem) und auch nur beobachtbare, also »positiv« gegebene, Sachverhalte untersucht werden könnten. Eine solche Sicht gilt durch den kritischen Rationalismus Karl Poppers als widerlegt.

Mauren

(abgeleitet von griech. mauros: dunkel) sind ein muslimisches nomadisierendes Berbervolk. Im Mittelalter nannte man die Mauren meist Sarazenen.

maurisch

(von griech. mauros: dunkel): Die Mauren sind ein muslimisches nomadisierendes Berbervolk. Im Mittelalter nannte man sie meist Sarazenen.

Mediator

ein Vermittler in einem Konflikt; bei einer Mediation versuchen die Gegner in einer Auseinandersetzung freiwillig, diese (außergerichtlich) zu lösen.

Medina

ist eine Stadt im Westen von Saudi-Arabien. Sie liegt rund 300 Kilometer nördlich von Mekka. Der Name bedeutet »Stadt des Propheten«. Medina ist den Muslimen fast ebenso wichtig wie Mekka, denn dort konnte der Prophet Muhammad, nachdem er im Jahr 622 seine Heimatstadt Mekka aufgrund von Anfeindungen verlassen musste, viele Menschen für seine Religion begeistern. Vor der Einwanderung Muhammads wurde diese Stadt »Yathrib« genannt. In Medina befindet sich auch das Grab des Propheten.

Meditation

(lat. meditari: nachsinnen, nachdenken) ist ein Begriff aus der mittelalterlichen Mystik und beschreibt ursprünglich das nachspürende Sinnen über ein Bibelwort. Mittlerweile werden mit Meditation vielfältige Übungsformen und Methoden bezeichnet, die sowohl Konzentration als auch Achtsamkeit sowie Versenkung und körperliche Übungen umfassen können.
Auch innerhalb des Buddhismus sind die Anleitungen zur Übung unterschiedlich, so lehrt der Theravada-Buddhismus besonders die Achtsamkeits-Meditation (Vipassana), während in der Soto-Richtung des Zen das Shikantaza, das Nur(!)-Sitzen, gelehrt wird, bei dem der Meditierende nichts tut als wirklich nur Sitzen – eine der anspruchsvollsten Übungen, weil die Versuchung, etwas daraus zu machen, sehr groß ist.
Eine grundlegende Übung, die im Zen oft empfohlen wird, ist das Atemzählen, bei dem man gesammelt sitzt und bei der Ausatmung innerlich je eins weiter bis Zehn zählt, um dann wieder bei Eins zu beginnen. Die Phasen der Meditation im Sitzen werden durch eine sehr langsame Gehmeditation (Kinhin) unterbrochen.

Mekhilta

bezeichnet einen Talmudkommentar zum 2. Buch Mose. Als Redakteur gilt Rabbi Jischmael ben Elischa.

Mekka

ist die Geburtsstadt des Propheten Muhammad im heutigen Saudi-Arabien. Sie gilt als heiligster Ort des Islam und ist Ziel der Hadjj.

Melanchthon, Philipp

1497 als Sohn eines Waffenschmieds geboren, studierte an der Uni­ver­sität Heidelberg und schloss das Studium 1514 mit der Magisterpromotion ab. 1518 erhielt Me­lanchthon den Ruf als Professor für Griechisch und Hebräisch an die neu gegründete Universität Wittenberg. Seine Kontakte zu Martin Luther, der ebenfalls an der Witten­berger Universität lehrte, führten schließlich zu einer engen Freundschaft der Männer und dem gemeinsamen Einsatz für die reformatorischen Ideen. Auf dem AugsburgerReichstag 1530 vertrat Melanchthon die Sache der Reformation. Er starb 1560.

Memento mori!

(lat.: Gedenke des Sterbens!, wörtl.: zu sterben!) ist wahrscheinlich eine Verkürzung oder Verballhornung des »Memento moriendum esse«, »Denke daran, dass du sterben musst« aus der mittelalterlichen Mönchsliturgie. Der Ausspruch ermahnt dazu, die eigene Vergänglichkeit nicht zu vergessen und ihr entsprechend zu leben.

Menchu, Rigoberta

 1959 in Chimel, Gua­te­mala, setzt sich für Menschenrechte in Guatemala ein. 1992 erhielt sie den Friedensnobelpreis.

Mendelssohn, Moses

(* 1729 in Dessau, † 1786 in Berlin) ist ein berühmter jüdischer Philosoph. Er versuchte, die jüdischen Traditionen mit dem christlich-theologischen und philosophischen Denken seiner Zeit zu vermitteln. Er übersetzte die Fünf Bücher Mose und die Psalmen für seine jüdischen Zeitgenossen und -genossinnen ins Deutsche und wurde deshalb »der jüdische Luther« genannt. Aus seiner Familie gingen zahlreiche berühmte Künstler, Gelehrte, Bankiers und Industrielle hervor, z. B. die Schriftstellerin Dorothea Schlegel, der Komponist Felix Mendelssohn-Bartholdy und dessen Sohn Paul, der Firmengründer von AGFA.

Mennoniten

Die Mennoniten – eine Freikirche – gehören zu den pazifistischen Friedenskirchen, die Gewalt und Militärdienst ablehnen. Die Gemeinschaft geht auf die Täuferbewegungen der Reformation zurück; nur Erwachsene werden getauft. Namensgeber ist der Theologe Menno Simons (1496–1561). Aufgrund von Verfolgungen wanderten viele Mennoniten im 18. Jahrhundert nach Osteuropa und Nordamerika aus; Mennoniten gibt es heute auf der ganzen Welt.

Menora

(hebr., Pl. Menorot) bezeichnet einen siebenarmigen Leuchter nach dem Vorbild des Leuchters im Zweiten Tempel. Sie ist eines der Symbole des Judentums.

Menschenrechte

sind die unveräußerlichen Rechte, die jedem Menschen von Natur aus (Naturrecht), einfach dadurch, dass er ein Mensch ist, zukommen, z. B. das Recht auf Leben und Unversehrtheit, Glaubens- und Gewissensfreiheit, Gleichheit, Eigentum, Widerstand gegen Unterdrückung, Freizügigkeit, Versammlungsfreiheit, freie Wahlen, Erwerbsmöglichkeit und gerechten Lohn sowie auf Bildung. Sie sind den staatlichen Rechten vorgeordnet. Wichtige Meilensteine in der Entwicklung der Menschenrechte sind: die amerikanische Unabhängigkeitserklärung mit den Virginia Bill of Rights, dem ältesten Menschenrechtskatalog (1776), die französische Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (1789), die Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Vollversammlung der Vereinten Nationen (1948) und die Unterzeichnung der europäischen Menschenrechtskonvention (1950), für deren Einhaltung der europäische Gerichtshof für Menschenrechte eingerichtet wurde. Umstritten ist,  inwieweit sie auf religiöse Vorstellungen zurückgehen. Auf der einen Seite gelten sie unabhängig von jeder verfassten Religion, auf der anderen Seite ist zu fragen, ob eine unverfügbare Menschenwürde unabhängig von Religion begründet werden kann. In jedem Fall stehen die Menschenrechte einem christlichen Menschenbild und christlicher Ethik (z. B. dem Dekalog) inhaltlich nahe.

Menschensohn

bezeichnet im Aramäischen, der Sprache Jesu, zunächst einfach einen Menschen. Jesus hat vermutlich von sich selbst als »Menschensohn« gesprochen und damit seine Menschlichkeit betont. Der Titel kommt aber auch in einigen jüdischen Visionen des Weltendes (Apokalypsen) vor; erstmals in Dan 7,13 wird ein himmlischer »Menschensohn« als Weltenrichter erwähnt. Auch diese Bedeutung scheint in der Verwendung des Menschensohn-Titels für Jesus durch.

Menuhin, Yehudi

(1916–1999) war einer der besten Geiger des 20. Jahrhunderts.

Messias

(hebr. maschiach) bedeutet »der gesalbte (König)«. Im alten Israel wurden Könige durch eine Salbung mit Öl in ihr Amt berufen. Zur Zeit Jesu erhofften sich Jüdinnen und Juden, dass Gott den von den Propheten verheißenen Messias schicken möge, der die Römer aus ihrem Land vertreiben und immerwährenden Frieden bringen würde. Es gab ganz unterschiedliche Vorstellungen vom Kommen des Messias: Die Zeloten wollten durch ihren eigenen Einsatz im Kampf gegen die Römer bei der Errichtung des Friedensreichs mithelfen. Die Pharisäer waren der Ansicht, dass man nur durch das Halten der Tora, nicht aber durch Gewalt das Kommen des Messias bewirken könne. Christinnen und Christen sehen im gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus den erhofften Retter. Das griechische Wort christos bedeutet ebenfalls »der Gesalbte«. Der Name Jesus Christus ist also ein Bekenntnis: Jesus ist der Messias. Diese Sicht Jesu teilt das Judentum schon deshalb nicht, weil das Kommen Jesu offensichtlich nicht den ersehnten Frieden auf der Welt gebracht hat. Seit der Antike gab es immer wieder einzelne Personen, die sich als Messias ausgaben oder dafür gehalten wurden, doch wurden die in sie gesetzten Hoffnungen jedes Mal enttäuscht. Jüdinnen und Juden warten weiterhin auf das Kommen des Messias, wobei dieser in den unterschiedlichen jüdischen Gruppierungen eine unterschiedlich wichtige Rolle spielt. In jedem Fall stellt man sich den Messias als einen (besonderen) Menschen vor, der innerweltlichen Frieden bringt, also nicht als göttliche Gestalt und nicht als Mittler zwischen Mensch und Gott. Das ewige Heil ist Gott vorbehalten.