Lexikon

Menschensohn

bezeichnet im Aramäischen, der Sprache Jesu, zunächst einfach einen Menschen. Jesus hat vermutlich von sich selbst als »Menschensohn« gesprochen und damit seine Menschlichkeit betont. Der Titel kommt aber auch in einigen jüdischen Visionen des Weltendes (Apokalypsen) vor; erstmals in Dan 7,13 wird ein himmlischer »Menschensohn« als Weltenrichter erwähnt. Auch diese Bedeutung scheint in der Verwendung des Menschensohn-Titels für Jesus durch.

Menuhin, Yehudi

(1916–1999) war einer der besten Geiger des 20. Jahrhunderts.

Messias

(hebr. maschiach) bedeutet »der gesalbte (König)«. Im alten Israel wurden Könige durch eine Salbung mit Öl in ihr Amt berufen. Zur Zeit Jesu erhofften sich Jüdinnen und Juden, dass Gott den von den Propheten verheißenen Messias schicken möge, der die Römer aus ihrem Land vertreiben und immerwährenden Frieden bringen würde. Es gab ganz unterschiedliche Vorstellungen vom Kommen des Messias: Die Zeloten wollten durch ihren eigenen Einsatz im Kampf gegen die Römer bei der Errichtung des Friedensreichs mithelfen. Die Pharisäer waren der Ansicht, dass man nur durch das Halten der Tora, nicht aber durch Gewalt das Kommen des Messias bewirken könne. Christinnen und Christen sehen im gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus den erhofften Retter. Das griechische Wort christos bedeutet ebenfalls »der Gesalbte«. Der Name Jesus Christus ist also ein Bekenntnis: Jesus ist der Messias. Diese Sicht Jesu teilt das Judentum schon deshalb nicht, weil das Kommen Jesu offensichtlich nicht den ersehnten Frieden auf der Welt gebracht hat. Seit der Antike gab es immer wieder einzelne Personen, die sich als Messias ausgaben oder dafür gehalten wurden, doch wurden die in sie gesetzten Hoffnungen jedes Mal enttäuscht. Jüdinnen und Juden warten weiterhin auf das Kommen des Messias, wobei dieser in den unterschiedlichen jüdischen Gruppierungen eine unterschiedlich wichtige Rolle spielt. In jedem Fall stellt man sich den Messias als einen (besonderen) Menschen vor, der innerweltlichen Frieden bringt, also nicht als göttliche Gestalt und nicht als Mittler zwischen Mensch und Gott. Das ewige Heil ist Gott vorbehalten.

Mesusa

Mesusa (hebr. Türpfosten): Gläubige Juden befestigen an jedem rechten Türpfosten ihres Hauses eine kleine Kapsel, die ein Pergament mit dem Sch’ma Israel, dem jüdischen Glaubensbekenntnis, enthält (Dtn 6,4–9). Die Mesusa wird beim Hineingehen in ein Haus oder Zimmer oft berührt; sie erinnert an Gott und seine Gebote.

Metapher

Metapher nennt man ein Sprachbild, das einen Sachverhalt veranschaulicht und verdeutlicht. In der religiösen Sprache spielen Metaphern eine wichtige Rolle. Wo die herkömmliche Sprache an ihre Grenzen kommt, etwa beim Reden über Gott oder über religiöse Erfahrung, da können Metaphern Vorstellungen wecken und zu Deutungen anregen.

Metaphysik

(griech. wörtlich: nach, jenseits oder hinter der Physik) wird als Begriff meist von der Anordnung des Gesamtwerks Aristoteles’ durch einen Herausgeber abgeleitet: Hinter den naturwissenschaftlichen Schriften wurden die philosophischen Bücher sortiert, die sich mit dem beschäftigen, was die Welt der physischen Erscheinungen übersteigt bzw. ihr zugrundeliegt. Allgemein bezeichnet Metaphysik deshalb die Lehre von den letzten Gründen und Zusammenhängen der Welt, also dem, was hinter dem sinnlich Erfahrbaren liegt. Aristoteles selbst verwendete (wie später auch z. B. Descartes) dafür die Bezeichnung: »erste Philosophie« von den Prinzipien und Ursachen des Seienden.

Methodisten

sind Mitglieder einer Freikirche, die auf den anglikanischen Geistlichen John Wesley (1703–1791) zurückgeht. Er verfolgte, gemeinsam mit seinem Bruder Charles, das Ziel, das spirituelle Leben der Kirche von England zu intensivieren und lebendiger zu gestalten. Ihre Bemühungen führten schließlich zur Entstehung einer separaten Kirche. Sie glauben an das Priestertum aller Gläubigen und setzen sich für die persönliche und gesellschaftliche Heiligung und für soziales Engagement ein.

Methusalem

Methusalem ist als Großvater des Noah einer der Urväter vor der Sintflut (Gen 5,21–27). Mit legendären 969 Jahren wird er als der älteste Mensch in der gesamten Bibel überliefert, sodass sein Name sprichwörtlich für ein besonders hohes Lebensalter geworden ist.

MeToo

MeToo-Debatte: Nachdem 2017 massive Vorwürfe gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein wegen vielfacher sexueller Belästigung, Nötigung oder Vergewaltigung publik wurden (sog. Weinstein-Skandal), rief die Schauspielerin Alyssa Milano unter dem Hashtag MeToo insbesondere Frauen dazu auf, eigene ähnliche Erfahrungen öffentlich zu machen. Dies löste weltweite Auseinandersetzungen u. a. über den Umgang der Geschlechter miteinander, über die Wahrnehmung sexueller Grenzüberschreitungen und Belästigungen sowie das Ausmaß sexueller Übergriffe aus.

Metz, Johann Baptist

Metz, Johann Baptist (1928–2019) war ein einflussreicher katholischer Theologe; er gilt als Initiator einer »Theologie nach Auschwitz« und als einer der führenden Vertreter der politischen Theologie, die Impulse aus der lateinamerikanischen Befreiungstheologie aufnahm. Ein Anliegen von Metz war es, dass Theologie und Kirche die »memoria passionis« bewahren und die Perspektive der Leidenden und Unterdrückten einnehmen.

Micha

wirkte als Prophet in der 2. Hälfte des 8. Jh.s v. Chr. im Südreich. Ähnlich wie Amos klagt er das Unrecht der Reichen und Mächtigen an und droht mit dem bevorstehenden Gottesgericht. Doch er kündigt auch an, dass Gott durch einen Nachkommen Davids, der aus Bethlehem stammen wird, ein Friedensreich aufrichten wird.

Midrasch

(Pl. Midraschim, abgeleitet von hebr. darosch: suchen, fragen, forschen) bezeichnet die rabbinische Auslegung der hebräischen Bibel. Sie ist somit Teil der mündlichen Tora. Man versteht darunter sowohl den Vorgang des Studierens als auch dessen Ergebnis, also Schriftwerke, die Bibelauslegungen enthalten. Inhaltlich wird zwischen der gesetzlichen Auslegungen (Halacha) und der nichtgesetzlichen (Haggada) unterschieden.

Migrant/in

Migranten und Migrantinnen (von lat. migrare: auswandern, wandern, wegziehen) werden Menschen bzw. Menschengruppen genannt, die ihren Aufenthaltsort bzw. Lebensmittelpunkt über einen längeren Zeitraum in eine neue Region verlagern. Wenn von Menschen mit einem Migrationshintergrund gesprochen wird, meint man damit, dass eine Person oder auch nur die Vorfahren dieser Person früher in einem anderen Land gelebt haben. 

Minarett

(arab.: Platz, wo Feuer oder Licht ist) nennt man den Turm einer Moschee, meist mit einem Balkon oder einer Galerie, von dem aus der Muezzin die Muslime zum Gebet ruft.

Minbar

Minbar ist die Kanzel in einer Moschee, von der aus der Imam im Rahmen des Freitagsgebets oder an muslimischen Feiertagen Predigten hält. Wie die Gebetsnische steht auch die Minbar in Gebetsrichtung.

Miniatur

bezeichnet in der Kunst eine kleine Zeichnung oder Malerei in einem Buch oder einer Handschrift.

Mirjam

war nach dem Buch Exodus die Halbschwester des Mose. Ihr Freudenlied nach der Errettung am Schilfmeer ist eines der ältesten Überlieferungsstücke der Bibel überhaupt. Andere Prophetinnen sind Debora (Ri 4 f.) und Hulda (2 Kön 22).

Mission

(lat. »Sendung«): Gemeint ist damit die Sendung der Jünger Jesu (Mt 28,16–20) sowie der Christinnen und Christen, die seinen Auftrag weiter führen und die Botschaft vom Reich Gottes in Worten und Taten zu den Menschen tragen. Evangelische Kindergärten, Beratungseinrichtungen, Krankenhäuser und viele andere Angebote sind damit auch Teil der »Mission«. Mission im christlichen Sinn zeigt Respekt gegenüber Menschen anderen Glaubens; dies schließt auch mit ein, dass man von seinem eigenen Glauben erzählt.

Missionsreisen

Nach der biblischen Überlieferung begann Paulus nach einem Berufungserlebnis als Apostel auf mehrere Missionsreisen zu gehen, um die christliche Botschaft zu verkünden. Er gründete dabei zahlreiche Gemeinden, denen er Briefe schrieb, die im Neuen Testament überliefert sind. Auf einer Reise nach Jerusalem wurde er inhaftiert und nach Rom überführt, wo er wahrscheinlich etwa 60 n. Chr. den Märtyrertod starb.

Moderator/in

(lateinisch von moderare: mäßigen, steuern, lenken) nennt man eine Person, die ein Gespräch oder auch eine Veranstaltung leitet. Im Fall von Internet Communitys sind es freiwillige oder von den Betreibern angestellte Personen, die die Aufgabe haben, auf die Einhaltung der Richtlinien zu achten und den Mitgliedern bei Problemen zu helfen.

Moksha

(sanskr.), die Befreiung aus der Kette von Geburt, Tod und Wiedergeburt.

Moltmann, Jürgen

(* 1926), Professor für Evangelische Theologie, zunächst in Wuppertal und Bonn, von 1967 bis 1994 in Tübingen. Beispiele für seine stets auch politisch akzentuierte Theologie sind z. B. die Bücher »Theologie der Hoffnung«, »Der gekreuzigte Gott«, »Trinität und Reich Gottes«.

Mond

Mond: Der volle Mond, ebenso wie der 15. Tag eines Monats, an dem Vollmond herrscht, gilt im Buddhismus als Symbol des vollkommenen Erwachens.

Mondscheinsonate

Mondscheinsonate ist der populäre Name für eine Klaviersonate Ludwig van Beethovens (Nr. 14 op. 27 Nr. 2 in cis-Moll).

Monolatrie

(auch Henotheismus): Verehrung eines einzigen Gottes, ohne dass aber die Existenz anderer Gottheiten geleugnet wird. In der alttestamentlichen Religionsgeschichte lässt sich eine Entwicklung von der Verehrung verschiedener Gottheiten über Monolatrie bis hin zum Monotheismus ablesen.

Monotheismus

(griech. monos theos: (nur) ein einziger Gott): der Glaube an einen einzigen Gott, verbunden mit der Leugnung anderer Gottheiten oder entsprechender Mächte. Als monotheistische Religionen gelten Judentum, Christentum und Islam. Christen legen den Monotheismus trinitarisch aus, d.h. sie glauben an einen Gott, der in Jesus Christus Mensch geworden ist und unter den Menschen wirksam ist, d. h. an einen Gott, der aus sich herausgeht und dessen Wesen Liebe und Beziehung ist.

Montagsdemonstrationen

Im Herbst des Jahres 1989 erreichte der Widerstand gegen die SED-Herrschaft ihren Höhepunkt. Im Zentrum standen dabei die Montagsdemonstrationen, die seit Anfang September in Leipzig und später auch in anderen Städten der DDR stattfanden. Mit dem Ruf »Wir sind das Volk!« protestierten die Teilnehmer gegen das SED-Regime und für einen grundlegenden politischen Wandel. Sie legten damit den Grundstein für die friedliche Revolution, die zum Ende der DDR führte und die – wider alle Erwartungen – gewaltlos verlief.

Moral

(von lat. mos, mores: Sitte) bezeichnet die sittlichen Regeln und Verhaltensweisen, die in einer Gemeinschaft als verbindlich gelten und deren Nichtbeachtung sanktioniert wird. Jede Moral ist historisch bedingt, d. h. zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer bestimmten Situation entstanden, und hat insofern stets nur begrenzte Gültigkeit. Innerhalb einer Gemeinschaft können auch unterschiedliche, ggf. miteinander konkurrierende Moralsysteme existieren.

Mormonen

Die Glaubensgemeinschaft der Mormonen wurde 1830 von Joseph Smith gegründet; er sah es als seinen Auftrag an, die christliche Religion wieder neu an der Bibel auszurichten. Der Name der Gemeinschaft verweist auf den Propheten Moroni, von dem es heißt, er habe in Engelsgestalt Smith göttliche Schriften überbracht. Das so entstandene Buch Mormon gehört neben der Bibel und einigen weiteren Texten zur verbindlichen Überlieferung der Mormonen.

Moschee

(arab. masdschid: Ort des Sich-Niederwerfens (vor Gott)) ist das Gebetshaus der Muslime und gleichzeitig ein Versammlungsort, z. B. zum Lernen, Diskutieren und Austauschen.