Lexikon

Ringparabel

nennt man die Parabel im Zentrum der Schlüsselszene siebter Auftritt des dritten Aktes in »Nathan der Weise«. Sie erzählt davon, dass ein Vater von einem wertvollen Ring, der über Generationen vom Vater dem geliebtesten Sohn vererbt wurde, zwei nicht unterscheidbare Kopien anfertigen ließ, weil er sich nicht entschließen konnte, welchem seiner drei Söhne er das wertvolle Stück vermachen sollte. Letztere geraten nach dem Tod des Vaters in einen Streit darüber, welcher Ring nun der echte sei, bis ein weiser Richter ihnen den Rat gibt: Jeder möge seinen Ring für den echten halten; welcher das Original sei, könne nicht im theoretischen Streit entschieden werden, sondern dies zeige sich darin, welcher Sohn sich des wertvollen Schmucks durch seine Haltung und Taten als würdig erweise.

Ritual

(lat.) bedeutet ganz allgemein, dass eine bestimmte Handlung immer wieder nach einem gleichen Muster wiederholt wird. Religiöse Rituale sind z. B. Gottesdienste oder Feiern; sie sind durch wiederkehrende Elemente, Gesten und Symbole charakterisiert; aber auch im Alltag gibt es Rituale, z. B. bei Begrüßungen und Abschieden, bei Sportwettkämpfen, beim Übertritt in eine neue Lebensphase etc. Es beinhaltet meist bestimmte Wortformeln und Gesten.

Rodin, Auguste

Rodin, Auguste (1840–1917) war ein französischer Bildhauer und Zeichner. Er gilt als Wegbereiter der modernen Plastik- und Skulptur-Kunst.

Romantik

ist die Bezeichnung für eine geistesgeschichtliche Strömung Ende des 18. bis ca. Mitte des 19. Jh.s, die alle Kunstgattungen sowie die Philosophie und Theologie umfasste und ihren Ursprung in Deutschland hatte. Sie stellt eine Gegenbewegung zur einseitigen Vernunftorientierung in der Epoche der Aufklärung dar bzw. entwickelt diese weiter. Die Romantiker fragen nach dem Phantastischen und Traumhaften, nach den unbewussten Kräften der Seele, nach dem Magischen, Wunderbaren und Geheimnisvollen und suchen darin Zugang zu tieferen Dimensionen der Wirklichkeit.

Römerbrief

Den Brief an die (ihm persönlich nicht bekannte) Gemeinde aus Juden- und Heidenchristen in Rom schrieb Paulus vermutlich vor seiner letzten Reise nach Jerusalem. Von all den Paulusbriefen hat dieser die protestantische Theologie wegen der darin behandelten zentralen Glaubensthemen besonders geprägt. Luther gewann in Auseinandersetzung mit dem Römerbrief seine Einsicht über die Rechtfertigung des Sünders allein aus Glauben; ferner denkt Paulus hier z. B. über Taufe und neues Leben nach (Röm 6), über die Freiheit der Kinder Gottes und das Leben im Geist (7 f.), über das Verhältnis von Juden und Christen (9–11) und über das Verhältnis der Christen zur staatlichen Obrigkeit (13).

römisch-katholische Kirche

Die katholische Kirche wird nach dem Sitz des Papstes, ihres Oberhauptes in Rom, auch römisch-katholische oder römische Kirche genannt. Nach katholischer Lehre ist sie durch vier Merkmale als die wahre Kirche Christi gekennzeichnet: Sie ist einig durch die monarchische Leitung des Papstes. Sie ist heilig, weil sie durch die von Christus eingesetzten Sakramente die Menschen heiligt und zu Gott führt. Sie ist katholisch, das heißt allgemein, für alle Zeiten und für alle Völker bestimmt. Sie ist apostolisch, weil der Papst und die Bischöfe Nachfolger der Apostel sind. Ihr gehören weltweit etwa 1,13 Milliarden Mitglieder an.

Rosch ha-Schana

(hebr.: Haupt des Jahres) ist das jüdische Neujahrsfest, das zwei Tage lang gefeiert wird, und eines der höchsten Feste im Judentum ist. Es wird auch »Tag der Erinnerung« genannt, da man sich an den Bund zwischen Gott und Israel erinnern soll, der für die Israeliten eine hohe Verpflichtung darstellt. Die zehn Tage bis zum Jom Kippur sollen dazu dienen, in sich zu gehen, sich vom Bösen abzuwenden und gut zu handeln. Ebenso ist vom »Tag des Posaunenschalls« die Rede, da das bewusste Hören auf den Ton des Schofars eine wichtige Rolle spielt, indem es als äußeres Instrument den Menschen an seine moralischen Pflichten erinnert. Wie am Jom Kippur wünscht man sich: »Mögest du (im Buch des Lebens) für ein glückliches Jahr eingeschrieben sein.« Der Silvestergruß »Guter Rutsch« leitet sich möglicherweise vom Namen des Festes ab.

Roth, Gerhard

(*1942), Biologe und Hirnforscher, lehrte an der Uni Bremen; seine Forschungsergebnisse sind v. a. wegen seiner Aussagen zu Determinismus und Willensfreiheit bekannt und umstritten.

Roth, Joseph

1894 im galizischen Schtetl Brody als österreichisch-ungarischer Jude geboren, arbeitete als Journalist und Schriftsteller. 1933 emigrierte er nach Paris, wo er 1939 starb. Seine Bücher wurden in Nazideutschland verbrannt.

Rousseau, Jean Jaques

(* 1712 in Genf, † 1778 in Paris), war ein Schriftsteller, Philosoph, Naturforscher und Pädagoge der Aufklärungszeit. Seiner Auffassung nach war der Mensch im natürlichen Urzustand frei und gut. Erst durch die Zivilisation, durch Privateigentum und Konkurrenz begann der moralische Niedergang. Die Lösung sieht er in einem freiwilligen Gesellschaftsvertrag, dem die Individuen sich zugunsten des Allgemeinwohls unterordnen Sozialvertrag.

RSS-Feed

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Ruanda

in Ostafrika gelegen, gehört zu den ärmsten Ländern Afrikas. 1994 kam es dort zu einem blutigen Völkermord, bei dem ca. 800 000 Menschen starben. Angehörige der Hutu-Bevölkerung töteten etwa drei Viertel der in Ruanda lebenden Tutsi-Minderheit sowie gemäßigte Hutu. Auch die Nachbarländer bekamen die Auswirkungen der Gewalttaten zu spüren. Mehr als zwei Millionen Flüchtlinge suchten v. a. in der Demokratischen Republik Kongo Schutz. Dort organisierten sich jedoch auch die Hutumilizen neu und kämpfen bis heute gegen die Tutsi-Rebellen. Bei diesen Auseinandersetzungen geht es auch um die Kontrolle der Bergbaugebiete in der kongolesischen Provinz Kivu, wo Coltan (ein Rohstoff, der z. B. auch bei der Herstellung von Handys eine wichtige Rolle spielt) abgebaut wird.

Russell, Charles Taze

(1852–1916), ist nach dem Selbstverständnis der Zeugen Jehovas derjenige, der die ursprünglichen Lehren Jesu Christi als »Bibelforscher« wiederentdeckt hat. Als junger Mann erwartete er zusammen mit gleichgesinnten Christen ein baldiges Weltende durch die Wiederkunft Christi auf Erden. Nachdem mehrfach Voraussagen unerfüllt blieben, gründete er einen Bibelstudienkreis mit der Bezeichnung »Ernste Bibelforscher« und gab ab 1879 entsprechende Zeitschriften heraus, die schließlich den Namen »Wachturm« erhielten. Sein Ziel war nicht, eine neue Glaubensgemeinschaft zu gründen, sondern die Verheißung zu verbreiten, dass mit dem Jahre 1914 das Königreich Jehovas auf der Erde anbrechen werde, das zur Vernichtung der irdischen Regierungen und der falschen Religionen einschließlich des herkömmlichen Christentums führen wird. Als dies nicht geschah, wandten sich Tausende enttäuscht ab. Kurz vor seinem Tod soll Ch. Russell eingeräumt haben, dass die Datierung fehlerhaft gewesen sei.

Rutherford, Joseph Franklin

(1869–1942) war Richter und wurde Ch. T. Russells Nachfolger bei den späteren Zeugen Jehovas. Er prägte die Glaubensgemeinschaft nachhaltig. So gehen zentrale Verhaltensregeln auf ihn zurück, wie z. B. die Ablehnung von wichtigen christlichen Feiertagen, die Ablehnung des Symbols des Kreuzes, das er als heidnisch ansah, oder das Verbot von Blutgenuss und später von Bluttransfusionen. J. Rutherford hob auch demokratische Strukturen auf, so dass die ursprünglich frei gewählten Ältesten durch eingesetzte Versammlungsleiter ersetzt wurden. Die Mitglieder erhielten gezielte Schulungen für die Besuche von Haus zu Haus, die in den monatlichen Predigtdienstberichten aufgelistet werden mussten. So entstand ein Netz gegenseitiger Kontrolle. Auf J. Rutherford gehen auch die jährlichen Kongresse sowie der Bau der Königreichssäle zurück. Auch er traf mehrere Voraussagen, die nicht eingetreten sind und ebenfalls zu starken Mitgliederschwünden führten. 1931 wurden auf sein Betreiben der Name »Jehovas Zeugen« zur offiziellen Bezeichnung und die Mitglieder in zwei Klassen eingeteilt: die der 144.000 »Geistgesalbten«, die im Himmel sein werden, und die restlichen Zeugen, die im irdischen Paradies leben dürfen.

Ryokan

(*1758, †1831): Zen-Mönch und einer der bekanntesten Dichter Japans, der die meiste Zeit seines Lebens als Einsiedler in großer Bescheidenheit gelebt hat. Er hinterließ etwa 1800 Gedichte und war seinen Gedichten nach zu urteilen ein lebensfroher, sehr humorvoller und mitfühlender Mensch.

Sacharja

Prophet, dem das gleichnamige alttestamentliche Buch bzw. das entsprechende Buch in der hebräischen Bibel zugeschrieben wird. Er trat nach dem babylonischen Exil in Jerusalem auf und war vermutlich Priester.

Sachs, Nelly

(*1891, †1970): jüdisch-deutsche Schrift­­stellerin und Lyrikerin, die 1966 den Literaturnobelpreis erhielt. Sie setzte sich in vielen ihrer Gedichte mit der Shoah auseinander. Im Zweiten Weltkrieg entging sie der Deportation nur knapp durch Flucht nach Schweden.

Sadduzäer

eine religiös-politische Gruppe im Judentum, die sich um 200 v. Chr. herausbildete und vor allem einflussreiche und wohlhabende Kreise der Bevölkerung umfasste: reiche Landbesitzer, Kaufleute, Tempelpriester (Priester) und Leviten. Sie waren im Hohen Rat (Staatsrat) vertreten und glaubten z. B. im Gegensatz zu den Pharisäern nicht an die Auferstehung der Toten. Außerdem sahen sie sich als Bewahrer der alten Ordnung, waren also nicht sonderlich an Veränderungen interessiert. Zur Zeit Jesu hatten sie relativ viel Macht, die sie allerdings nur dadurch erhalten konnten, dass sie der römischen Besatzungsmacht hinreichend entgegenkamen.

sakral

(von lat. sacer: heilig, das sich – anders als lat. sanctus – nicht auf Personen und Wesen, sondern auf Gegenstände, Gebäude und Orte bezieht): In Übereinstimmung mit der ursprünglichen Wortbedeutung von sacrare (einer Gottheit weihen, heilig machen) wird dann etwas als sakral bezeichnet, wenn es einer Gottheit geweiht (und damit zumeist auch verehrungswürdig) ist. Der Gegenbegriff zu sakral ist profan, also weltlich. Durch die Weihe bzw. durch die Wahrnehmung als sakral wird ein Ding oder ein Ort aus dem ehemals profanen Bereich abgesondert.

Sakramente

sind kirchliche Handlungen, durch die Menschen in besonderer Weise die Gegenwart Gottes, seine Liebe und Zuwendung erfahren können. Die römisch-katholische Kirche hat im Mittelalter die Zahl von sieben Sakramenten festgelegt: Taufe; Eucharistie; Buße / Beichte; Firmung; Ehe; Krankensalbung / letzte Ölung; Weihe der Diakone, Priester und Bischöfe. Dagegen beschränken sich die evangelischen Kirchen auf die zwei Sakramente, die nach Aussage der Bibel von Jesus Christus selbst eingesetzt und mit einer Heilsverheißung und einem Ritus verbunden worden sind: Taufe und Abendmahl. Vor allem beim Abendmahl gibt es unter den Gläubigen wie auch unter den verschiedenen Kirchen unterschiedliche Vorstellungen, wie und wodurch Jesus Christus in diesem Sakrament gegenwärtig ist.

säkular / säkularisiert

(lat.:  weltlich, profan – im Unterschied zu »geistlich«): historisch bezeichnet man mit Säkularisierung die Aneignung kirchlicher Güter durch den Staat; gegenwärtig beschreibt man mit Säkularisierung einen Prozess zunehmender Entkirchlichung. Ob damit auch ein Rückgang der Religion einhergeht, ist umstritten. Viele Theologen und Religionswissenschaftler sprechen eher von einem Religionswandel bzw. einer veränderten Religiosität, die auch außerhalb der Kirche in vielfältigen Phänomenen sichtbar wird.

Salat

(arab.: eine Verbindung haben) ist das rituelle Gebet im Islam und wird fünfmal am Tag in Richtung Mekka verrichtet. In vielen islamischen Ländern ruft der Muezzin die Gläubigen zum Gebet. Das Pflichtgebet ist eine der Fünf Säulen des Islam.

Salomo

ist der Sohn und Thronnachfolger von König David. Er regierte in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts v. Chr. In dieser Zeit führte er keine Kriege, sondern versuchte das Großreich Israel vor allem durch Diplomatie zu festigen. Salomo ging wegen seiner Bautätigkeit (z. B. der Erweiterung und Befestigung Jerusalems sowie der Errichtung von Palast und Tempel), vor allem aber wegen seiner Weisheit (vgl. das salomonische Urteil in 1 Kön 3,16 ff.) als glänzender Herrscher in die Geschichte ein.

Samariter/Samaritaner

Eine Bevölkerungsgruppe im alten Israel, die nach der Stadt und dem Landstrich Samaria benannt ist. Zwischen ihnen und den übrigen Juden herrschte Feindschaft und Misstrauen. Denn die Samariter galten als Mischvolk mit assyrischem Einfluss und sie hatten andere religiöse Bräuche: Sie glaubten zwar an denselben Gott wie die übrigen Juden, erkannten aber nur die fünf Bücher Mose als Heilige Schrift an und errichteten einen eigenen Tempel auf dem Berg Garizim.

Sanktion

bezeichnet die strafende Reaktion auf ein unerwünschtes Verhalten oder die belohnende Reaktion auf ein erwünschtes Verhalten. Sanktionen dienen der Einhaltung und Durchsetzung von Normen.

Sara

(urspr. Sarai) hieß die Ehefrau Abrahams. Von ihr wird im Buch Genesis erzählt, dass sie erst im hohen Alter ihren Sohn Isaak bekam.

Sartre, Jean-Paul

(1905–1980) war französischer Philosoph und Schriftsteller und bedeutender Denker des 20. Jahrhunderts. Der philosophischen Strömung des Existenzialismus angehörend geht er davon aus, dass der Mensch erst von seiner konkreten individuellen Existenz und seinen Erfahrungen her bestimmt werden kann.

Satan

Viele Religionen kennen einen Glauben an eine böse Macht und versuchen so das Böse in der Welt zu erklären. Manchmal wird diese böse Macht als Gegenspieler im Streit mit einer guten Macht vorgestellt
(Dualismus, von lat. duo: zwei), manchmal der guten Macht untergeordnet, manchmal als von der guten Macht bereits besiegt gesehen. In der Religionsgeschichte wurden ihr viele Namen gegeben, die dann auch Unterschiedliches bedeuten können: Satan (hebr.: Widersacher), Teufel (griech. diabolos: Durcheinanderwerfer, Verleumder), Beelzebub (hebr. baal zebub: Fliegengott, Name einer aus israelitischer Sicht feindlichen kanaanäischen Gottheit), Lucifer (lat.: Lichtträger, nach dem Mythos ein gefallener Engel, Jes 14,12). Viele weitere Namen und Symbole entstanden im Volksmund.

Saunders, Cicely Mary Strode

Saunders, Cicely Mary Strode (1918–2005) war eine britische Krankenschwester, Ärztin und Sozialarbeiterin. Sie begründete durch eine zunächst rein private Stiftung die moderne Hospizbewegung und entwickelte wesentliche Impulse für die Palliativmedizin.

Schabbat

(auch: Sabbat): Zur Erinnerung an Gottes Ruhe am siebten Schöpfungstag und an die Befreiung aus Ägypten feiern Juden den siebten Tag als Ruhe- und Freudentag. An diesem Tag soll nicht »gearbeitet«, d. h. in Gottes Schöpfung eingegriffen werden, sondern es soll ein Tag des Gebets, der Gemeinschaft und der Freiheit sein – ein Vorgeschmack auf das Reich Gottes.