Lexikon

hippokratischer Eid

Benannt wurde dieser Eid, der als eine erste Formulierung ärztlicher  Standesethik gilt, nach dem Arzt Hippokrates von Kos (um 460 – 370 v. Chr.). Der hippokratische Eid wird heute in seiner ursprünglichen Formulierung nicht mehr geleistet, aktuelle Gelöbnisse für Ärztinnen und Ärzte orientierten sich aber in der Regel an diesem.

Hobbes, Thomas

(* 1588, † 1679), englischer Philosoph, Staatstheoretiker und Mathematiker, verfasste in seinem bekanntesten Werk »Leviathan« (benannt nach dem biblischen Meerungeheuer) eine theoretische Begründung des Absolutismus; angesichts des unsicheren Naturzustands der Menschen, deren Zusammenleben durch Egoismus, Gewalt und den Kampf aller gegen alle charakterisiert ist, sieht er die Notwendigkeit der Übertragung aller Macht auf den Souverän.

Hoheitstitel

Die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus war für die Jüngerinnen und Jünger eine überwältigende Erfahrung. Sie waren überzeugt: Jesu Leben und Sterben hat eine besondere Bedeutung »für uns«; in ihm kommt Gott nahe. Beim Versuch, dies auszudrücken und weiterzusagen, mussten sie auf vorhandene Sprach- und Denkmuster zurückgreifen – von denen jedoch keines das Neue wirklich fassen konnte. Sie gaben Jesus Namen wie Messias (Christus), Sohn Gottes, Menschensohn, Herr, Sohn Davids. Viele Forscher meinen, dass Jesus selbst diese Titel – außer vermutlich dem Titel »Menschensohn« – eher nicht für sich beansprucht hat, dass er aber z. B. durch Heilungen, Sündenvergebung oder seine Praxis des Schabbats Gottes Reich zeichenhaft repräsentiert / vorweggenommen hat.

Hoherpriester

 

Oberhaupt der Priesterschaft des Jerusalemer Tempels; nur der Hoherpriester durfte einmal im Jahr das Allerheiligste des Tempels betreten. Daneben hatte er durch den Vorsitz im Hohen Rat auch große politische Macht. In der Zeit von 18–37 n. Chr. war dies Kaiphas, der von den Römern eingesetzt worden war und sich in seiner langen Amtszeit offenbar gut mit der römischen Besatzung vertrug.

Hohes Lied (Salomos)

In diesem Buch des Alten Testaments wird die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau besungen. Man kann das Hohelied als ein erotisches Gedicht beschreiben, in dem sich die Sprecher / innen abwechseln: eine Frau, ein Mann sowie ein Art Chor / Zuschauer. Die Bezeichnung Hohelied geht auf Martin Luther zurück, wörtlich übersetzt heißt der hebräische Name dieses Buches »Lied der Lieder«. Als das »Hohelied der Liebe« bezeichnet man 1. Kor 13,1–13.

homo homini lupus

lateinisch für: Der Mensch (ist) dem Menschen ein Wolf. Die berühmte, aus der Antike (vom römischen Komödiendichter Plautus) stammende Sentenz bringt die pessimistische anthropologische Grundannahme von Thomas Hobbes auf den Punkt, dass der Mensch eine sehr große Gefahr für seine Mitmenschen darstelle. Er sei von Grund auf (Naturzustand) egoistisch und habe ein natürliches Recht auf alles, was zu einem Krieg aller gegen alle führen würde. Allerdings stellt eine solche existenzgefährdende Konkurrenzsituation ein hohes Risiko für das Erreichen seiner egoistischen Ziele dar. Deshalb delegiert er dank vernünftiger moralischer Einsicht seine Macht freiwillig an einen Souverän, der über ein Gewaltmonopol den Schutz der Einzelperson und die langfristige Einhaltung dieses Gesellschaftsvertrags garantiert.

Homosexualität

Als Homosexualität wird die gleichgeschlechtliche Liebe bezeichnet. Für die männliche Homosexualität wird auch der Begriff schwul verwendet, während weibliche Paare als lesbisch bezeichnet werden. Homosexualität gibt es nicht nur zwischen Menschen, sondern ist auch im Tierreich bekannt.

Honecker, Martin

(* 1934), ist ein deutscher Theologe. Er war bis 1999 Professor für Systematische Theologie und Sozialethik an der Universität Bonn.

Horeb

oder auch Sinai heißt nach biblischer Überlieferung der Berg der Gottesbegegnung. Hier wurde Mose aus dem brennenden Dornbusch von Gott berufen; hier erhielt er von Gott die Zehn Gebote. Hier erlebte auch der Prophet Elia eine Gotteserscheinung (1 Kön 19). Heute wird dieser Berg mit dem Dschebel Musa (»Mosesberg«) in Ägypten identifiziert, an dessen Fuß das berühmte Katharinenkloster liegt.

Hosianna

Diesen in den Psalmen oft vorkommenden hebräischen Gebetsruf (»Hilf doch!«) rufen die Menschen Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem zu. Er hat auch Eingang in den christlichen Gottesdienst gefunden.

Hostienfrevel-Vorwurf

Um den Vorwurf des Gottesmordes zu belegen und als bewusstes und kollektives Verhalten von Juden hinzustellen, wurde im Mittelalter das Gerücht erfunden, Juden würden gemeinschaftlich Hostien-Oblaten stehlen, um sie anschließend zu foltern. Aufgrund der Auffassung, dass in den Hostien der Leib Christi anwesend ist, wurde zur Veranschaulichung solcher erfundener Darstellungen ergänzt, dass aus den Hostien heiliges Blut geströmt oder gar Christus als kleines Kind erschienen sei. Die Vorwürfe dienten als Vorwand für blutige Massaker an zahlreichen jüdischen Gemeinden.

Hotspot

(engl.: heiße Stelle, übertragen: Brennpunkt): Ein Hotspot ist ein Ort mit großer Anziehungskraft für Menschen. Manchmal zeichnet sich ein solcher Ort auch durch ein erhöhtes Konfliktpotential aus. Der Begriff Hotspot wird in verschiedenen Zusammenhängen verwendet. Auch Punkte mit öffentlichem drahtlosem Internetzugang nennt man Hotspots.

Huizinga, Johan

(1872–1945) war niederländischer Kulturhistoriker. In seinem bekanntesten Werk »Herbst des Mittelalters« befasst er sich mit Geistes- und Lebensformen im spätmittelalterlichen Europa. In seiner Arbeit »homo ludens« (1938) vertritt er eine Sichtweise vom Menschen, die das Tätigsein des Menschen mit dessen Spieltrieb begründet. Damit grenzt er sich von der philosophischen Anthropologie (Plessner, Gehlen) ab, die den Begriff des »homo faber« (der tätige, arbeitende Mensch) prägte.

Humboldt, Wilhelm von

(1767–1835) war preußischer Staatsmann und vielseitig gebildeter Schriftsteller und Gelehrter. Er prägte das sog. »Humboldt’sche Bildungsideal«, das umfassende Bildung für jeden Menschen als Voraussetzung für die Persönlichkeitsentwicklung ansieht. Orientierung und Grundlage sollte dafür der Humanismus der Antike bieten. Humboldt prägte damit nicht nur das Bildungswesen seiner Zeit, sondern setzte Impulse, die bis in die heutige Zeit reichen. Er reformierte das von Geistlichen dominierte Bildungswesen und etablierte staatlich ausgebildete Lehrer. Er konzipierte anhand der nach ihm benannten Humboldt-Universität zu Berlin eine immer noch aktuelle Vorstellung von Universität, die Professoren nicht nur als Forschende begriff, sondern zu ihrem genuinen Aufgabengebiet auch die Lehre zählte. Humboldts Bildungsgedanke einer umfassenden, allgemeinen Bildung, zu der möglichst viele Menschen freien Zugang haben sollen, spielt in Diskussionen zu Bildungsgerechtigkeit und lebenslangem Lernen eine immer noch entscheidende Rolle.

Hume, David

(1711–1767) war ein für die schottische Aufklärung wichtiger Philosoph und Historiker. Sein Denken wird dem philosophischen Empirismus zugeordnet, in dem die Erfahrung des Menschen und die kritische Prüfung der menschlichen Erkenntnisfähigkeit als zentral für Wissensgewinn gesehen werden.

Hybris

(griech.): Übermut, Hochmut, Selbstüberschätzung; Hybris und darauffolgender Fall des Menschen ist ein häufiges Motiv der griechischen Tragödie.

Hymnus

(griech. hymnos: Tongefüge): ein Lobgesang oder Lobgedicht. Zahlreiche Psalmen und Kirchenlieder sind Hymnen. Heute kennt man den Ausdruck auch durch die Nationalhymne.