Lexikon

Sodom

Nach Gen 18 f. wurden die beiden Städte Sodom und Gomorrha (vermutlich am Toten Meer) trotz der Fürsprache Abrahams von Gott gänzlich vernichtet, weil in ihnen nur Sünde und Verbrechen herrschten. Die beiden Namen sind sprichwörtlich geworden für Orte des Unrechts und des Grauens.

Sohn Davids

Wenn der blinde Mann in Jericho Jesus mit diesem Namen anspricht (Mk 10,47), wenn Matthäus sein Evangelium mit einem Stammbaum beginnt, der über David zu Josef führt und wenn Lukas die Geburt Christi in Bethlehem stattfinden lässt, dann wird damit ausgedrückt, dass in Jesus der erwartete Messias aus der Nachkommenschaft (dem »Haus«) Davids gekommen ist.

Sohn Gottes

Mit dieser aus dem Credo (Glaubensbekenntnis) vertrauten Bezeichnung Jesu ist zunächst nicht eine biologische Abstammung gemeint, sondern im Sinne der jüdischen Tradition eher eine besonders enge Zugehörigkeit: Gott und Jesus gehören zusammen. Jesus selbst hat diesen Titel für sich nicht beansprucht, wenn auch die Anrede »Abba« (Papa) seine vertrauensvolle Beziehung zu Gott zeigt. Er wollte jedoch alle Menschen einladen, sich als Kinder Gottes zu verstehen (vgl. Vaterunser). Erst nach Ostern wurde der Titel von den Christen exklusiv auf ihn bezogen. Im Zuge der Ausbreitung des Christentums in der griechisch-römischen Welt (wo man Göttersöhne von altersher kannte, vgl. die Geschichten von Zeus) wurde Jesu Gottessohnschaft mehr und mehr im Sinne einer besonderen Abstammung (Jungfrauengeburt) verstanden.

Sokrates

(*470 v. Chr., †399 v. Chr. in Athen) war ein Philosoph, der das philosophische Denken des Abendlandes nachhaltig prägte. Sokrates hat selber keine Schriften hinterlassen. Kenntnisse von seinem Denken und Leben beruhen auf Berichten seiner Schüler, vor allem Plato. Auf den Straßen und in den Gymnasien Athens zog S. seine Mitbürger in Gespräche, bei denen es zunächst darum ging, das herkömmliche Wissen zu hinterfragen (»Ich weiß, dass ich nichts weiß«). In der Kritik des vermeintlichen Wissens sieht S. den Weg zu wirklichem Wissen eröffnet, das im Dialog mit S. der Gesprächspartner in sich selbst erarbeiten muss. S. leistet dabei »nur« Mäeutik (Hebammenkunst).
S. wurde wegen angeblicher Gottlosigkeit zum Tode verurteilt. Er war mit Xanthippe verheiratet.

Sölle, Dorothee

(1929–2003), war eine Theologin und Literaturwissenschaftlerin, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung einsetzte und u.a. 1968 das Politische Nachtgebet in Köln mitbegründete.

Sorgearbeit

ist die Bezeichnung für fürsorgende Tätigkeiten zum Beispiel in der Altenpflege, in der Kinderbetreuung oder im Freundeskreis. Bisher werden diese Arbeiten meist von Frauen als Teil unbezahlter Hausarbeit verrichtet.

Soziale Netzwerke (Internet Communitys)

ermöglichen es Menschen, sich im Internet miteinander auszutauschen. Auf den dafür eingerichteten Plattformen gibt es z. B. Foren, in denen man die Beiträge anderer lesen oder selbst welche erstellen kann. Durch einen Nachrichtensofortversand (Instant Messaging) kann man anderen Mitgliedern kleine private Mails schicken und sich so in Echtzeit mit ihnen unterhalten. In einem Chat-Bereich können mehrere Personen gleichzeitig miteinander »reden«. Um an einer Netzgemeinschaft aktiv teilzunehmen, muss man angemeldet sein. Dadurch erhält man ein sog. Profil. Dieses besteht meist aus einer Eröffnungsseite, die die freigegebenen Daten des Benutzers – z. B. die Namen der mit ihm befreundeten  Mitglieder – enthält und Möglichkeiten bietet, sich selbst z. B. mit Fotos, Videos oder Texten darzustellen. Außerdem gibt es Möglichkeiten, dem Profilinhaber Nachrichten zu hinterlassen, die für Freunde oder auch für alle einsehbar sind. In manchen Communitys wird dieser Bereich Gästebuch genannt. – Da es sich nicht um einen rechtsfreien Raum handelt, muss eine solche Plattform von den Betreibern überwacht werden. Sog. Moderatoren achten z. B. darauf, dass die vereinbarten Regeln (die Netiquette) eingehalten werden. – Programme, die sich nur auf den Nachrichtensofortversand auf dem Handy spezialisiert haben, nennt man Messenger-Apps.

Sozialisation

(von lat. sociare: verbinden) wird allgemein der Prozess der Einordnung des Einzelnen in die Gemeinschaft verstanden. Bei der Aneignung von und Auseinandersetzung des Individuums mit seinen angeborenen Anlagen und der sozialen und physikalischen Umwelt spielen beabsichtigte (Erziehung) wie unbeabsichtigte Faktoren eine Rolle. Von einer »gelungenen« Sozialisation wird häufig dann gesprochen, wenn das Individuum Verhaltensweisen erwirbt, die es ihm ermöglichen, am sozialen Leben teilzuhaben und an dessen Entwicklung (zum allgemeinen Wohlergehen) mitzuwirken. Neuere Ansätze betonen dabei die aktive Mitgestaltung des Einzelnen am Sozialisationsprozess (sog. Selbst-Sozialisation). Der Sozialisationsprozess ist nicht auf Kindheit und Jugend beschränkt, sondern dauert ein Leben lang an.

Sozialismus

Der Sozialismus entstand als Denkrichtung im 19. Jh. in der kritischen Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus. Seine Ziele bestehen in der Beseitigung sozialer Gegensätze, der Errichtung einer solidarischen Gesellschaft und der Entwicklung einer gerechten, nicht-kapitalistischen Wirtschaftsordnung. Um dies zu erreichen, sollen Produktionsmittel verstaatlicht und das Privateigentum an ihnen verboten werden. 

Sozialpsychiatrie

ist ein Teilbereich der Medizin, der sich mit der Erkennung und Behandlung von geistigen und psychischen Störungen befasst. Die Sozialpsychiatrie betrachtet vorwiegend soziale Ursachen von psychischen Störungen. In der Behandlung der seelischen Erkrankung wird dem familiären und gesellschaftlichen Umfeld eines Patienten dabei besondere Aufmerksamkeit  gewidmet.

Sozialvertrag

oder Gesellschaftsvertrag ist eine Art Gedankenexperiment, wonach jedermann im Staat diesem freiwillig Macht übertragen hat, damit dieser die Handlungsfähigkeit und Freiheit seiner Bürgerinnen und Bürger gewährleisten kann.

Soziologie

(lat. socius: Gefährte) ist eine Wissenschaft, die das menschliche Zusammenleben in Gemeinschaften und Gesellschaften theoretisch wie empirisch erforscht. Sie fragt z. B. danach, welche Werte den Handlungen von Menschen zugrunde liegen, wie Menschen miteinander kommunizieren oder welche Bevölkerungsgruppen besonders von Armut betroffen sind und welche Gründe es hierfür gibt.

Spiritual Care

meint spirituelle Begleitung. Ihr Ziel ist, geistig-seelische Schmerzen zu lindern, die vor allem in den Fragen nach Schuld und dem Warum, Wozu und Wohin der menschlichen Existenz gründen. In der Palliativmedizin und Hospizbewegung wird spirituelle Begleitung als unverzichtbar angesehen, weil seelisches und körperliches Leid einander verstärken können. Eine Linderung von seelischem Leid soll somit auch das körperliche Leid erträglicher machen.

Spirituals

nennt man die Lieder der schwarzen Sklaven Amerikas; darin gaben sie ihrer Sehnsucht nach Freiheit Ausdruck. Aus den Spirituals entwickelten sich Anfang des 20. Jahrhunderts die »black gospels«, die oft von einer Jazzband begleitet wurden. Gospelchöre gibt es heute auch bei uns in vielen Gemeinden.

Sprechakttheorie

beschäftigt sich mit der Frage, wie Menschen durch Sprache handeln. Dabei wird zwischen verschiedenen Arten von Sprechakten unterschieden, die sich gleichzeitig in einer Sprechhandlung vollziehen. Bspw. wird durch Laute etwas über etwas außerhalb der Sprache Liegendes ausgesagt, womit i. d. R. bestimmte Absichten verbunden sind. Zugleich wird explizit oder implizit mitgeteilt, welche kommunikative Funktion der Sprechakt hat: Soll z. B. etwas behauptet oder festgestellt werden oder wird gewarnt? Dass mit dem Sprechen auch etwas direkt »bewirkt« wird, wird in bestimmten Fällen besonders deutlich: Durch Sprache »vollzieht« sich etwas (engl. to perform), wie z. B. das Ja-Wort bei der Eheschließung und im religiösen Bereich das Taufen und das Segnen. Man spricht dann von performativen Äußerungen bzw. Sprechakten.

Sprechmotette

ist eine Methode zur kreativen Auseinandersetzung mit Texten, bei der aus dem vorgegebenen Wort- und Satzmaterial ein neuer – mehr-stimmiger – Sprech-»Text« gestaltet wird. Durch diese Methode kann man z. B. auf Typisches oder Widersprüchliches oder auf versteckte Zusammenhänge im Text aufmerksam werden bzw. eigene Verstehensmöglichkeiten zum Ausdruck bringen. Im Gegensatz zum vorab geplanten und ausgearbeiteten Texttheater wird die Sprechmotette mehr oder weniger spontan gestaltet.

SSW

Schwangerschaftswoche; die frühere Zählweise von Schwangerschaftswochen, die von dem Zeitpunkt der (vermuteten) Befruchtung ausgeht und in der Regel bei Gesetzestexten vorliegt, wird in Deutschland zunehmend durch eine Zählweise abgelöst, die ab dem ersten Tag der letzten Periodenblutung rechnet.

Standesethik

ethisches Nachdenken, das sich auf einen bestimmten Berufsstand bezieht und dessen Handeln, dessen Werte und Normen in den Blick nimmt, z. B. ärztliche oder journalistische Ethik.

Stanfordexperiment

Bei diesem Experiment an der Stanford-Universität (1971), das auch durch den Spielfilm »Das Experiment« bekannt geworden ist, wurde eine Gruppe von Probanden nach dem Zufallsprinzip in Wärter und Gefangene aufgeteilt und einer simulierten Gefängnissituation ausgesetzt. Binnen kürzester Zeit passten sich beide Gruppen ihrer Rolle an. Die Wärtergruppe entwickelte autoritäre und sadistische Verhaltensweisen und die Situation eskalierte derart, dass das Experiment abgebrochen werden musste. Das Experiment ist inzwischen nicht nur in ethischer Hinsicht, sondern auch in Bezug auf die Wissenschaftlichkeit seiner Methodik umstritten, da möglicherweise Einfluss auf die Wärter genommen wurde und Zimbardo selbst als Versuchsleiter die Rolle des Gefängnisdirektors übernommen hatte.

Star

(engl. star: Stern)ist die Bezeichnung für einen Menschen, der aufgrund seiner Leistungen auf einem bestimmten Gebiet besonders berühmt ist und dem eine besondere öffentliche bzw. mediale Aufmerksamkeit zuteil wird. Insbesondere Musik-, Film- und Theaterkünstler/innen werden als »Stars« bezeichnet, aber auch herausragende Sportler/innen. Aufgrund der häufigen Verwendung des Begriffs finden sich inzwischen Steigerungsformen wie Super- und Megastar. Hinter jedem »Star« steht meist eine erfolgreiche Vermarktungsstrategie des »Images« des/der Prominenten.

Stasi

Stasi: Das Ministerium für Staatssicherheit, bekannt v. a. unter der Abkürzung »Stasi«, war als Regierungseinrichtung in der DDR zugleich Geheimdienst und Geheimpolizei. Aufgabe war insbesondere die Überwachung der eigenen Bevölkerung, um eine mögliche Opposition oder politischen Widerstand zu unterbinden. Hierzu wurde ein sehr ausgeklügeltes Überwachungs- und Spitzelsystem aufgebaut.

status confessionis

meint, dass es hier um entscheidende Fragen geht, bei denen der eigene Glaube auf dem Spiel steht, also einen Bekenntnisnotstand.

Steffensky, Fulbert

(*1933), war zunächst Benediktinermönch; 1969 konvertierte er zum evangelisch-lutherischen Bekenntnis und heiratete die Theologin Dorothee Sölle. Mit ihr gründete er 1968 das »Politische Nachtgebet« in Köln. Von 1975 bis 1998 war er Professor für Religionspädagogik in Hamburg.

Stereotyp

(von griech. stereos: fest, typos: Gestalt) bezeichnet auf eine soziale Gruppe bezogene, stark verfestigte Ansichten. Den Mitgliedern werden unisono bestimmte Eigenschaften, Fähigkeiten und Handlungsweisen zu- oder abgesprochen, was Abgrenzung oder umgekehrt Identifikation erleichtert, zumal das Stereotyp immer emotional (positiv oder negativ) aufgeladen ist. Die Abgrenzung zum Klischee ist z. T. kaum möglich. Gängige Stereotype sind z. B. das Klischee des fleißigen Deutschen oder des höflichen Engländers.

Stoa

Stoa: Die Stoa ist neben der Schule des Epikur eine der wichtigsten im Hellenismus neu entstandenen philosophischen Richtungen der griechischen Antike. Gegründet um 300 v. Chr. von Zenon aus Kition, benannt nach ihrem ersten Ort, der »bunten Säulenhalle (stoa)« in Athen, prägen sie u. a. folgende Grundgedanken: Alles Weltgeschehen ist zyklisch und mündet periodisch in einen großen Weltenbrand. Alle Materie ist von göttlicher Vernunft (logos) durchdrungen. Vernunftgemäß leben heißt deshalb, in Übereinstimmung mit der Natur leben. Glück (eudaimonia) kann nur durch das völlige Freisein von Affekten (Apathie) erreicht werden, weswegen man eine ausgefeilte Meditations- und Selbsterforschungspraxis entwickelte. Sie machte die Stoiker zu »Psychotherapeuten« (im wörtlichen Sinn), u. a. auch am römischen Kaiserhof. Mit ihrem Aufruf zu politischem Engagement war die Stoa am ehesten anschlussfähig für römisches Denken. Am Kaiserhof wirkte der jüngere Seneca (Lucius Annaeus Seneca, 1–65 n. Chr.) als Erzieher des späteren Kaisers Nero. Seneca verfasste Dramen und kleinere philosophische Abhandlungen; die 124 Briefe an Lucilius, eine Art Grundkurs stoischen Denkens in Briefform, stammen aus seinen letzten Lebensjahren vor dem von Nero erzwungenen Suizid. Nur kurze Zeit seines Lebens verbrachte Epiktet (50–138 n. Chr.) in Rom. Er war wohl als griechischer Sklave dorthin gekommen und gründete nach seiner Vertreibung eine eigene Philosophenschule in Griechenland. Epiktet radikalisierte das Freiheitsthema, auch im Sinne moralischer Autonomie des Einzelnen, und wendete sich dem entsprechend noch stärker der Ethik zu als seine Vorgänger.

Stoiker

sind Philosophen, die in Einheit mit sich und der Natur leben wollen und alles ablehnen, was gegen die Vernunft ist.

Storyboard

Das Storyboard ist die gezeichnete Umsetzung eines Drehbuches. In ihm sind die Vorgaben des Regisseurs und des Kamera­manns zu allen Filmszenen skizziert, damit beim Dreh nichts dem Zufall überlassen bleibt. Es hält z. B. die Größen des Bildausschnittes, die Blickwinkel oder auch Bewegungen der Schau­spieler fest.