Lexikon

Hayek, Friedrich August von

(1899–1992) ist ein Ökonom, der auch zu Themen der Rechts- und Sozialphilosophie publiziert hat. Ein besonders bekanntes Werk von ihm ist die »Die Verfassung der Freiheit«, in der er die individuelle Freiheit als Motor und Garanten der wirtschaftlichen und kulturellen Blüte von Gesellschaften bzw. den zivilisatorischen Fortschritt beschreibt und sich gegen einen Wohlfahrtsstaat wendet, da dieser letztlich sozialistische Umverteilungsziele umsetze. Mit diesem Werk lieferte Hayek eine philosophische Grundlage für den Neoliberalismus.

Heiden

Die Bedeutung des Wortes entwickelte sich, als sich das Christentum im Römischen Reich ausbreitete. Es bezeichnet ursprünglich Menschen, die in abgelegenen Gegenden (in der Heide) lebten und im Gegensatz zu den Menschen in der Stadt oft noch den alten römischen Göttern anhingen. Später wurden Menschen unabhängig von ihrem Wohnort Heiden genannt, die weder der jüdischen noch der christlichen Religion angehörten.

heilig

bezeichnet etwas Verehrungswürdiges, das in einen religiösen, göttlichen Bereich verweist. Dadurch besitzt es eine besondere Würde.

Heine, Heinrich

(*1797 in Düsseldorf, †1856 im Pariser Exil) war ein deutscher Dichter, Schriftsteller und Journalist aus der Epoche der Romantik und des Vormärz.

Hellenistisch

Als Hellenismus bezeichnet man die historische Epoche, die mit den Eroberungszügen Alexanders des Großen (334 v. Chr.) begann und mit der Eroberung der Gebiete seiner Nachfolger (der Diadochen) durch die Römer endete (30 v. Chr.). In dieser Zeit breiteten sich griechische Sprache und Kultur bis nach Indien aus; sie beeinflussten noch lange Zeit auch die Kultur im Römischen Reich und somit auch die Entstehung des (griechischsprachigen!) Neuen Testaments.

Heraklit

(ca. 520–460 v. Chr.) war ein vorsokratischer Philosoph aus Ephesus. Er sah hinter allen Dingen, die sich in spannungsvollen Gegensätzen realisieren und sich stets in Veränderung und im Fluss befinden (griech: panta rhei), ein einheitliches vernünftiges Weltprinzip (Logos) wirksam.

Herder, Johann Gottfried

(1744–1803) war Theologe, Philosoph, Übersetzer und Schriftsteller. Er lebte lange in Weimar und gehörte zu den vier großen Dichtern der Weimarer Klassik neben Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller und Christoph Martin Wieland. Seine philosophischen, theologischen und sprachwissenschaftlichen Abhandlungen waren über die Grenzen hinaus für viele europäische Dichter wegweisend. Zu seinen populärsten Werken gehört »Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit«, in dem er seine Vorstellung des zur Humanität gebildeten Menschen darstellt.

Hermeneutik

(griech. hermeneuein: auslegen, abgeleitet vom Gott Hermes): Die Kunst und Methodik der Auslegung und des Verstehens, zunächst auf die Bibel bezogen, später allgemein auf Texte. Bedeutende Impulse für die Theorie der Hermeneutik gaben in den letzten beiden Jahrhunderten F. Schleiermacher, G. W. Dilthey (der den hermeneutischen Zugang als typischen Zugang der Geisteswissenschaften im Unterschied zu den  Naturwissenschaften beschrieb), H. G. Gadamer und J. Habermas (für den Verstehen immer auch einen kritischen Zugang beinhaltet). Der hermeneutische Zirkel beschreibt die Wechselwirkung zwischen (immer schon vorhandenem) Vorverständnis der/des Lesenden und der Auslegung eines Textes, der dieses Vorverständnis korrigiert.

Hermes

Griechischer Gott, Bote des Zeus und Geleiter ins Totenreich; er gilt u. a. als Gott der Kaufleute und Reisenden, der Hirten, Wissenschaftler, Magier, Diebe, der Redekunst, des Dolmetschens und der Träume.  

Herodes »der Große«

ca. 73 v. Chr. geboren, von 40–4 v.Chr. von den Römern eingesetzter jüdischer König von Judäa, Vater des Herodes Antipas. Er ist der König, der in der Geschichte von den »drei Weisen aus dem Morgenland« (den sogenannten »Heiligen Drei Königen«) erwähnt wird (Mt 2).

Herodes Antipas

Sohn Herodes’ »des Großen«, war im Auftrag der Römer Herrscher der Provinzen Galiläa und Peräa. Er machte Sepphoris zu seiner Hauptstadt und gründete Tiberias am See Genezareth. Zunächst war er mit einer nabatäischen Prinzessin verheiratet. Er verstieß diese, um Herodias zu heiraten, die Frau seines Halbbruders (und zugleich Antipas’ Nichte). Damit handelte er gegen jüdische Gesetze, was Johannes der Täufer scharf anprangerte.

Herr (als Hoheitstitel Jesu)

In jüdischer Tradition tritt dieser Titel häufig an die Stelle des unaussprechlichen Gottesnamens Jahwe. Im griechisch-römischen Kulturkreis gilt »Herr« (kyrios) als Herrschertitel. Von allen Namen und Titeln, die man Jesus gegeben hat, drückt dieser also am stärksten aus, dass Jesus als Gott verehrt wird. »Herr« ist Jesus Christus allerdings in dem Sinne, dass er auf seine Macht verzichtet und sich nach »ganz unten« begeben hat (Phil 2).

Herrnhuter

Als Herrnhuter Brüdergemeine oder Brüder-Unität bezeichnet sich eine ökumenisch ausgerichtete evangelische Freikirche, die ihren Ursprung in der böhmischen Reformation des 15. Jahrhunderts hat und von Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf Anfang des 18. Jahrhunderts in Herrnhut (Sachsen) neu gegründet wurde. Sie ist der EKD angegliedert, zugleich Gastmitglied in der Vereinigung evangelischer Freikirchen (VEF) und beteiligt sich am Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK). Bekannt ist die Brüder-Unität neben der regen Missionstätigkeit in Afrika, Asien und Mittel- und Südamerika für die Herrnhuter Sterne und die Herausgabe der Losungen, einem Andachtsbuch, das für jeden Tag zwei Bibeltexte und einen Liedvers bzw. ein Gebet enthält.

Hesiod

griechischer Dichter, vermutlich im 8. Jh. v. Chr.

Heteronomie

(griech. heteros: der andere, und nomos: Gesetz, Regel): Fremdbestimmung.

Heuschreckenkapitalismus

Der Begriff wurde vom deutschen Politiker Franz Müntefering (*1940) als politisches Schlagwort geprägt und meint die besonders von internationalen Finanzinvestoren betriebene, oft den Verlust von Arbeitsplätzen mit sich bringende Strategie, in Unternehmen zu investieren, sie rasch (z. B. durch Verlagerung der Produktion in Niedriglohnländer) profitabel zu machen und dadurch möglichst hohe Gewinne für den Investor zu erzielen.

Hidschra

Bezeichnung für die Auswanderung des Propheten Muhammad von Mekka nach Medina im Jahr 622. Von Medina aus verbreitete Muhammad den Islam. Das war vielen Muslimen so wichtig, dass sie mit diesem Jahr ihre eigene Zeitrechnung begannen. Nach ihr richtet sich der islamische Mondkalender bis heute.

Hinduismus

die nach Christentum und Islam drittgrößte Religion der Erde und eine der ältes­ten der Welt mit Ursprung in Indien. Der Hin­duismus vereinigt viele sehr unterschiedliche Glaubens- und Frömmigkeits­rich­tungen. Ge­mein­sam ist vielen die Überzeugung, dass Leben und Tod ein sich ständig wiederholender Kreislauf sind (Samsara). Durch ein gutes Leben kann der Mensch der endlosen Kette der Wiedergeburten entrinnen und zur Er­lösung gelangen (Moksha). Die Hindus glauben an eine große Seele oder Kraft, ein höchstes Prinzip (Brahman). Brahman ist gestaltlos, formlos und unsichtbar, aber all­gegenwärtig.

Hip Hop

bezeichnet eine Richtung der Popmusik, die in den 1970er-Jahren aus den afroamerikanischen Ghettos der USA hervorgegangen ist und sich weltweit verbreitet hat. Ein bekanntes Element ist der Rap (rhythmischer Sprechgesang).

hippokratischer Eid

Benannt wurde dieser Eid, der als eine erste Formulierung ärztlicher  Standesethik gilt, nach dem Arzt Hippokrates von Kos (um 460 – 370 v. Chr.). Der hippokratische Eid wird heute in seiner ursprünglichen Formulierung nicht mehr geleistet, aktuelle Gelöbnisse für Ärztinnen und Ärzte orientierten sich aber in der Regel an diesem.

Hobbes, Thomas

(* 1588, † 1679), englischer Philosoph, Staatstheoretiker und Mathematiker, verfasste in seinem bekanntesten Werk »Leviathan« (benannt nach dem biblischen Meerungeheuer) eine theoretische Begründung des Absolutismus; angesichts des unsicheren Naturzustands der Menschen, deren Zusammenleben durch Egoismus, Gewalt und den Kampf aller gegen alle charakterisiert ist, sieht er die Notwendigkeit der Übertragung aller Macht auf den Souverän.

Hoheitstitel

Die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus war für die Jüngerinnen und Jünger eine überwältigende Erfahrung. Sie waren überzeugt: Jesu Leben und Sterben hat eine besondere Bedeutung »für uns«; in ihm kommt Gott nahe. Beim Versuch, dies auszudrücken und weiterzusagen, mussten sie auf vorhandene Sprach- und Denkmuster zurückgreifen – von denen jedoch keines das Neue wirklich fassen konnte. Sie gaben Jesus Namen wie Messias (Christus), Sohn Gottes, Menschensohn, Herr, Sohn Davids. Viele Forscher meinen, dass Jesus selbst diese Titel – außer vermutlich dem Titel »Menschensohn« – eher nicht für sich beansprucht hat, dass er aber z. B. durch Heilungen, Sündenvergebung oder seine Praxis des Schabbats Gottes Reich zeichenhaft repräsentiert / vorweggenommen hat.

Hoherpriester

 

Oberhaupt der Priesterschaft des Jerusalemer Tempels; nur der Hoherpriester durfte einmal im Jahr das Allerheiligste des Tempels betreten. Daneben hatte er durch den Vorsitz im Hohen Rat auch große politische Macht. In der Zeit von 18–37 n. Chr. war dies Kaiphas, der von den Römern eingesetzt worden war und sich in seiner langen Amtszeit offenbar gut mit der römischen Besatzung vertrug.

Hohes Lied (Salomos)

In diesem Buch des Alten Testaments wird die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau besungen. Man kann das Hohelied als ein erotisches Gedicht beschreiben, in dem sich die Sprecher / innen abwechseln: eine Frau, ein Mann sowie ein Art Chor / Zuschauer. Die Bezeichnung Hohelied geht auf Martin Luther zurück, wörtlich übersetzt heißt der hebräische Name dieses Buches »Lied der Lieder«. Als das »Hohelied der Liebe« bezeichnet man 1. Kor 13,1–13.

homo homini lupus

lateinisch für: Der Mensch (ist) dem Menschen ein Wolf. Die berühmte, aus der Antike (vom römischen Komödiendichter Plautus) stammende Sentenz bringt die pessimistische anthropologische Grundannahme von Thomas Hobbes auf den Punkt, dass der Mensch eine sehr große Gefahr für seine Mitmenschen darstelle. Er sei von Grund auf (Naturzustand) egoistisch und habe ein natürliches Recht auf alles, was zu einem Krieg aller gegen alle führen würde. Allerdings stellt eine solche existenzgefährdende Konkurrenzsituation ein hohes Risiko für das Erreichen seiner egoistischen Ziele dar. Deshalb delegiert er dank vernünftiger moralischer Einsicht seine Macht freiwillig an einen Souverän, der über ein Gewaltmonopol den Schutz der Einzelperson und die langfristige Einhaltung dieses Gesellschaftsvertrags garantiert.

Homosexualität

Als Homosexualität wird die gleichgeschlechtliche Liebe bezeichnet. Für die männliche Homosexualität wird auch der Begriff schwul verwendet, während weibliche Paare als lesbisch bezeichnet werden. Homosexualität gibt es nicht nur zwischen Menschen, sondern ist auch im Tierreich bekannt.

Honecker, Martin

(* 1934), ist ein deutscher Theologe. Er war bis 1999 Professor für Systematische Theologie und Sozialethik an der Universität Bonn.