Lexikon

Gerst, Alexander

ist ein 1976 geborener Geophysiker, Vulkanologe und Astronaut, der als erster Deutscher Kommandant auf der Internationalen Raumstation (ISS) war. Er engagiert sich u. a. für den Umweltschutz.

Geschichte Israels in biblischer Zeit (Auswahl):

1550–1150        Spätbronzezeit; Ägypten herrscht über die Gebiete Kanaans; kanaanäische Stadtstaaten. Auf diese Zeit beziehen sich
                            die biblischen Erinnerungen an Ägypten und Exodus.
1200–1000        Israel als Stämmegesellschaft
1000–931          Königtum Davids und Salomos
931–722            Nordreich Israel (Samaria) bis zur Eroberung durch die Assyrer
931–586            Südreich Juda bis zur Eroberung durch die Babylonier
586–538            Babylonische Herrschaft, Exil der Oberschicht in Babylon
538–332            Persische Herrschaft, Rückkehr nach Jerusalem
332–301            Griechische Herrschaft; Hellenismus 
301–229            Ptolemäische und seleukidische Herrschaft
167–164            Befreiungskampf der Makkabäer; 
164                     Einweihung des Tempels
129–63              Herrschaft der Hasmonäer
63 v. Chr.–324  Römerherrschaft;
ca. 7/6 v. Chr.   Geburt Jesu
66–70                 Jüdischer Aufstand gegen die Römer, endet mit der Zerstörung Jerusalems.
 

Gesellschaftsvertrag

meint in der politischen Philosophie ein gedankliches Konstrukt zur rationalen Bestimmung legitimer Herrschaft. In diesem wird begründet, zu welchem Zweck sich die Individuen zu einer Gesellschaft bzw. zu einem Staat zusammenschließen. Bei Thomas Hobbes etwa garantiert der Souverän (Leviathan) die Sicherheit der Individuen durch das Durchsetzen einer Rechtsordnung auf Grundlage seines Gewaltmonopols, weshalb die Menschen auf Rechte und Freiheiten verzichten und diese an den Staat abtreten. 

Gethsemane

ist der Ort am Fuß des Ölbergs in Jerusalem, an dem Jesus nach der Über­lieferung der Evangelien (bis auf Johannes) in der Nacht vor seiner Verhaftung betete und mit seinem, ihm von Gott zugedachten Weg rang. Schon in biblischen Zeiten war das Areal mit Olivenbäumen bewachsen.

 

Giacometti, Alberto

(1901–1966) war ein bedeutender Schweizer Künstler, der vor allem als Bildhauer weltberühmt wurde, aber auch als Maler und Grafiker tätig war. 

Gilligan, Carol

(* 1936), ist eine US-amerikanische Psychologin und ehemalige Mitarbeiterin Lawrence Kohlbergs. In ihrer Arbeit auf dem Gebiet der Entwicklungspsychologie wendet sie sich gegen ihren ehemaligen Lehrer und Mentor. Ihres Erachtens sind moralische Urteile von Frauen stärker von sozialen Bezügen her geprägt, während Männer sich eher an abstrakten Rechten und Pflichten ausrichteten. Während dies nach Kohlbergs Stufenschema zu einer unterschiedlichen Stufung führt, sieht Gilligan beide Begründungsarten als gleichwertig an.

Giordano-Bruno-Stiftung

(gbs): Das Ziel der gbs ist, einen evolutionären Humanismus sowie eine auf ihm basierende Ethik zu fördern und über traditionelle religiöse und politische »Ideologien« kritisch aufzuklären. Letztere könnten die Herausforderungen des 21. Jh.s nicht meistern, da sie moderne wissenschaftliche Erkenntnisse nicht berücksichtigten. Zur Verdeutlichung werden z. B. in Publikationen religiöse Texte nicht historisch-kritisch wahrgenommen und hinsichtlich einer möglichen Aussagekraft für die Gegenwart ausgelegt, sondern unmittelbar mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen oder z. B. den Allgemeinen Menschenrechten konfrontiert. Der Mensch selbst wird in der gbs als Zufallsprodukt der Evolution gesehen, dessen Würde dadurch bestimmt sei, dass der Einzelne über seine Würde bestimmen dürfe. Der Staat solle weltanschaulich neutral sein, so dass jede Person ihre eigene Weltanschauung leben könne, solange diese nicht in Konflikt mit den Rechten Dritter oder den Werten von Gerechtigkeit und Humanität stehe. Die gbs verbreitet ihre Sichtweisen medial und publizistisch. Einige Öffentlichkeitskampagnen richten sich dabei an Kinder. 
 

Glasenapp, Helmuth von

Glasenapp, Helmuth von (*1891, †1963) war ein Religionswissenschaftler, der vor allem mit seinen Forschungen und Überblickswerken zum Hinduismus, Jainismus und Buddhismus bekannt wurde.

Glaubensbekenntnis

(Credo): Es fasst die wichtigsten Inhalte des christlichen Glaubens zusammen und ist – im Gottesdienst gesprochen – zugleich das persönliche Bekenntnis, zur Gemeinschaft der Christen dazuzugehören. Nach dem ersten Wort der lateinischen Fassung nennt man das Glaubensbekenntnis auch »Credo« (lat. credo heißt übersetzt: »Ich glaube«). Die wichtigsten Bekenntnisse sind das Apostolikum (Apostolisches G.) und das Nizänum (Nizäno-Konstantinopolitanisches G.), das in christlichen Kirchen oft an hohen Feiertagen gesprochen wird. Sie gelten in allen christlichen Konfessionen. Ihren Ursprung haben sie im Taufgottesdienst der Alten Kirche; ihre inhaltliche Präzision und ihren normativen Charakter gewannen Bekenntnisaussagen in Auseinandersetzung mit abweichenden Glaubenslehren. Die Bekenntnisschriften, an denen sich die evangelisch-lutherische Kirche orientiert und auf die sich Pfarrer / innen und Religionslehrkräfte verpflichten, sind neben den altkirchlichen Bekenntnissen einige reformatorische Schriften, z. B. das Augsburger Bekenntnis, Luthers Kleiner und Großer Katechismus, die Konkordienformel und die Schmalkaldischen Artikel. Diese Bekenntnisse sind allerdings nach evangelischem Verständnis keine starren Lehrsätze, sondern verdanken sich dem Evangelium und sind im Geist des Evangeliums immer wieder neu auszulegen und persönlich anzueignen.

Gleichnis

Im Gleichnis wird etwas mit Hilfe eines sprachlichen Bildes beschrieben, verständlich gemacht oder ausgedrückt. Jesus beschreibt das Wirken Gottes bildhaft zum Beispiel mit den Erfahrungen eines Bauern und seiner Saat (Mk 4,26 ff.). Dabei erklärt er nicht nur das Reich Gottes, sondern lässt es für seine Zuhörer/innen auch anschaulich und lebendig werden. Was Gleichnisse aussagen wollen, steht nicht einfach fest. Sie müssen immer wieder neu gedeutet werden. Als Gleichnis im engeren Sinne bezeichnet man einen ausgeführten Vergleich (z. B. Mk 4,30–32); wenn dieser Vergleich zur exemplarischen Geschichte ausgeweitet ist, spricht man von einer Parabel (z. B. Lk 15,11–32).

Gleichschaltung

Unter »Gleichschaltung« versteht man die Ausschaltung aller sich dem nationalsozialistischen Totalitätsanspruch widersetzenden Personen und Gruppierungen durch die NSDAP. Gegenüber dem Pluralismus der Weimarer Republik sollte die gesamte Gesellschaft von der einheitlichen nationalsozialistischen Ideologie durchdrungen sein. Resultat der Gleichschaltung war die »Einheit von Partei und Staat« mit dem »Führer und Reichskanzler« Hitler an der Spitze. Nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche (einschließlich Presse, Film und Rundfunk) wurden in der Folge von der NSDAP kontrolliert.

Globaler Süden – Globaler Norden

Globaler Süden – Globaler Norden: Diese Begriffe sind der Versuch, früher verwendete Begriffe wie »Entwicklungsländer«, »Dritte Welt« bzw. »Industrieländer« durch weniger wertende Bezeichnungen, die möglichst kein Machtgefälle bzw. eine Abwertung transportieren, abzulösen. Dabei geht es zwar auch, aber nicht ausschließlich, um eine geographische Verortung: Es gibt sowohl im Süden Länder, die zum Globalen Norden
gehören (z. B. Australien), als auch im Norden Länder, die zum Globalen Süden gerechnet werden (z. B. die Ukraine). Länder des Globalen Südens sind gesellschaftlich, politisch und ökonomisch benachteiligt. Sie wurden oft durch Kolonialismus ausgebeutet bzw. werden das durch Strukturen, die man als neokolonial bezeichnet, bis heute. Länder des Globalen Nordens haben von dieser Ausbeutung profitiert bzw. profitieren nach wie vor davon und sind dadurch in einer privilegierten Position.

 

Globalisierung

bezeichnet die weltweite Verflechtung in den Bereichen der Kommunikation, der Wirtschaft, der Politik, der Kultur u.a. Viele Probleme, die sich früher nur auf nationaler Ebene stellten, müssen heute vor dem Hintergrund einer globalisierten Welt begriffen werde (z. B. weltweites Armutsgefälle, Migration, Umwelt- und Klimaschutz).

Globalisierung

Globalisierung bezeichnet die weltweite Verflechtung in den Bereichen der Kommunikation, der Wirtschaft, der Politik, der Kultur u. a. Viele Probleme, die sich früher nur auf nationaler Ebene stellten, müssen heute vor dem Hintergrund einer globalisierten Welt begriffen werden (z. B. weltweites Armutsgefälle, Migration, Umwelt- und Klimaschutz).

Gloria

(lat.: Ehre, Ruhm): Der Lobpreis Gottes »Gloria in excelsis deo« (Ehre sei Gott in der Höhe) ist fester Bestandteil des evangelischen und katholischen Gottesdienstes. In der Pas­sions­zeit wird er nicht gesungen, an Ostern erklingt er dann umso strahlender.

Glück(-seligkeit)

(eudaimonia): Während »Glück« im Deutschen unterschiedliche Bedeutungen hat, meint der griechische Begriff eudaimonia (wörtl.: »einen guten Dämon habend«) speziell das innere Glücklichsein, die »Glückseligkeit« als erstrebenswerten Zustand. Eudaimonia ist ein zentraler Begriff in der Ethik des Aristoteles. Er sieht in der Glückseligkeit das »höchste Gut«, das es um seiner selbst willen anzustreben gilt. Sie stellt sich ein, wenn das Leben in guter Gesinnung (»Tugendhaftigkeit«) gelingt.

Glücksforschung

Glücksforschung nennt sich eine interdisziplinäre Forschungsrichtung, die danach fragt, unter welchen Bedingungen sich Menschen als glücklich bezeichnen und/oder glücklich sind und was nötig ist, um menschliches Glück zu maximieren. Die moderne, soziologisch ausgerichtete Glücksforschung wird in Deutschland verstärkt seit den 1980er-Jahren betrieben. Wissenschaftsdisziplinen, die neben der Soziologie maßgeblich daran beteiligt sind, sind Philosophie, Psychologie, Hirnphysiologie und Ökonomie. Angelehnt an die Ergebnisse der Glücksforschung entwickelte sich eine umfangreiche Ratgeberliteratur mit unterschiedlichsten Tipps und Regeln für ein glückliches Leben.

Godesberger Erklärung

Der Reichskirchenminister in Deutschland, Hanns Kerrl, unternimmt 1939 den Versuch, alle kirchlichen Gruppierungen innerhalb der Evangelischen Kirche auf der Basis von gemeinsamen Grundsätzen zu vereinigen. Die Godesberger Erklärung ist die erste Fassung dieser Grundsätze, die eine Vermischung von Christentum und nationalsozialistischer Weltanschauung erkennen lässt und sich gleichermaßen gegen das Judentum und die Ökumene ausspricht.

Gollwitzer, Helmut

(1908–1993) war evangelischer Pfarrer und Theologieprofessor. Während der Zeit des Nationalsozialismus bezog er Stellung gegen die Politik Hitlers und die Judenverfolgung. Zeit seines Lebens engagierte er sich politisch für Gerechtigkeit und Freiheit, z. B. während der Studentenbewegung der 1960er-Jahre oder in der Friedensbewegung.

Gomringer, Eugen

(*1925) ist ein bolivianisch-schweizerischer Schriftsteller. Er gilt als Begründer der Konkreten Poesie; darunter versteht man Dichtung, die mit der Textgestalt selbst experimentiert.

Götter im Hinduismus

Götter im Hinduismus: Der Hinduismus stellt keine einheitliche Religion dar. »Hinduismus« ist vielmehr eine nachträgliche Sammelbezeichnung für verschiedenste Religionsphänomene. Der Hinduismus hat eine sehr lange und vielgestaltige Geschichte. So ist es zu erklären, dass es im Hinduismus eine schwer zu zählende Vielzahl von Göttern und Göttinnen gibt, die zum Teil aber auch nur Erscheinungsformen einiger weniger wichtiger Gottheiten sind. Die drei Hauptgötter im Hinduismus sind Brahma, der Weltenschöpfer, Vishnu, der Welterhalter, und Shiva, der Weltzerstörer. Diese drei Götter wirken zusammen als Trimurti (»drei Gestalten habend«) und spiegeln so die zyklische Kosmologie des Hinduismus. Viele Hindus richten ihre Verehrung schwerpunktmäßig auf eine der Gottheiten.

Gottes Sohn

Mit dieser aus dem Glaubensbekenntnis vertrauten Bezeichnung Jesu ist zunächst nicht eine biologische Abstammung gemeint, sondern im Sinne der jüdischen Tradition eher eine besonders enge Zugehörigkeit: Gott und Jesus gehören zusammen. Jesus selbst hat diesen Titel für sich nicht beansprucht, wenn auch die Anrede »Abba« (Papa) seine vertrauensvolle Beziehung zu Gott zeigt. Er wollte jedoch alle Menschen einladen, sich als Kinder Gottes zu verstehen (»Vater unser«). Erst nach Ostern wurde der Titel von den Christinnen und Christen exklusiv auf ihn bezogen. Im Zuge der Ausbreitung des Christentums in der griechisch-römischen Welt (wo man Göttersöhne von alters her kannte, vgl. die Geschichten von Zeus) wurde Jesu Gottessohnschaft mehr und mehr im Sinne einer besonderen Abstammung (Jungfrauengeburt) verstanden.

Gottesbeweise

nennt man Versuche, den Glauben an Gott als denkerisch vernünftig darzustellen. Bei diesen geht es ursprünglich weniger darum, Ungläubige durch möglichst zwingende Argumente von Gottes Existenz zu überzeugen, sondern vielmehr darum, den Glauben an Gott mithilfe der Vernunft so darzulegen, dass sich ein vertieftes Verständnis für die Gläubigen ergibt. So wird z. B. beim sog. kosmologischen Gottesbeweis darauf verwiesen, dass nichts, was existiert, aus sich selbst heraus entsteht. Entsprechend müsse auch der Kosmos einen Ursprung und eine Ursache außerhalb seine selbst haben. Gottes Existenz dagegen bedürfe keines Grundes und sei somit als Ursprung zu denken. Immanuel Kant hat die sog. Gottesbeweise einer grundlegenden Kritik unterzogen und aufgezeigt, dass die aufgestellten Kausalitäten nicht zwingend, sondern nur möglich seien.

Gottesdienstablauf

Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Verbreitet ist in lutherischen Kirchen die folgende Grundform, die im Evangelischen Gesangbuch und auf der Homepage der evangelischen Kirche in Bayern genauer erläutert wird:
A)    Eröffnung und Anrufung: Nach dem Glockengeläut, einer Eingangsmusik und dem Eingangslied begrüßt der Pfarrer/die Pfarrerin die Gemeinde und eröffnet den Gottesdienst »im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes«. Es folgen Gebet und Besinnung, Wechselgesänge zwischen Pfarrer/in und Gemeinde (Kyrie eleison/Herr erbarme dich und Gloria/Ehre sei Gott in der Höhe) und eine Psalmlesung.
B)    Verkündigung und Bekenntnis: Texte aus der Bibel werden vorgelesen; die Gemeinde antwortet mit dem Glaubensbekenntnis. In der Predigt wird ein Bibeltext ausgelegt; darauf folgen ein Lied und die Kollekte (Sammlung für einen guten Zweck).
C)    Das Abendmahl wird ein bis zweimal im Monat und zu besonderen Anlässen gefeiert.
D)    Sendung und Segen: Der Gottesdienst schließt mit Abkündigungen (aktuellen Informationen aus der Gemeinde), Fürbitten, dem Vaterunser und dem Segen. Zum Ausgang erklingt wiederum Musik.

 

Gottesfürchtige

werden in der Bibel Menschen genannt, die im heidnischen Umfeld aufgewachsen sind, aber mit dem Judentum sympathisieren, ohne sich aber beschneiden zu lassen und gänzlich zum Judentum überzutreten.

Gottesknechtslieder

Gottesknechtslieder: Im zweiten Teil des Jesajabuchs (»Deuterojesaja«) finden sich vier Lieder über einen Propheten, der von den Menschen verworfen wurde, aber gerade als Leidender der wahre »Knecht Gottes« ist (z. B. Jes 53,1–12). Den ersten Christen halfen diese Lieder, die Passion Christi zu deuten.

Gottesmord-Vorwurf

Mit dem Vorwurf des Gottes- oder Christusmordes wurde Juden (v.a. mithilfe von Mt 27,25) eine angebliche Kollektivschuld am Tod Jesu als Sohn Gottes angedichtet, obgleich dieser absurde Vorwurf weder etlichen anderen Bibelstellen noch dem Glaubensbekenntnis entsprach. Nach dem Aufstieg der Kirche zur Staatsreligion wurden mit diesem Vorwurf massive Unterdrückung und Verfolgung der jüdischen Minderheit gerechtfertigt. Als vermeintlichen Beweis für die Richtigkeit des Vorwurfs entstand die Propaganda vom Hostienfrevel. Der Gottesmord-Vorwurf bereitete den Boden für die Entstehung des modernen Antisemitismus.

Götzen

In der Bibel werden die nichtjüdischen bzw. nichtchristlichen Götter Götzen genannt. Im weiteren Sinne wird (z. B. von Martin Luther) auch als »Götzendienst« bezeichnet, wenn Menschen sich in gefährlicher Weise abhängig machen, wenn sie z. B. Stars oder Politiker »vergöttern« oder sich ganz auf materiellen Besitz verlassen.