Lexikon

Stoa

Stoa: Die Stoa ist neben der Schule des Epikur eine der wichtigsten im Hellenismus neu entstandenen philosophischen Richtungen der griechischen Antike. Gegründet um 300 v. Chr. von Zenon aus Kition, benannt nach ihrem ersten Ort, der »bunten Säulenhalle (stoa)« in Athen, prägen sie u. a. folgende Grundgedanken: Alles Weltgeschehen ist zyklisch und mündet periodisch in einen großen Weltenbrand. Alle Materie ist von göttlicher Vernunft (logos) durchdrungen. Vernunftgemäß leben heißt deshalb, in Übereinstimmung mit der Natur leben. Glück (eudaimonia) kann nur durch das völlige Freisein von Affekten (Apathie) erreicht werden, weswegen man eine ausgefeilte Meditations- und Selbsterforschungspraxis entwickelte. Sie machte die Stoiker zu »Psychotherapeuten« (im wörtlichen Sinn), u. a. auch am römischen Kaiserhof. Mit ihrem Aufruf zu politischem Engagement war die Stoa am ehesten anschlussfähig für römisches Denken. Am Kaiserhof wirkte der jüngere Seneca (Lucius Annaeus Seneca, 1–65 n. Chr.) als Erzieher des späteren Kaisers Nero. Seneca verfasste Dramen und kleinere philosophische Abhandlungen; die 124 Briefe an Lucilius, eine Art Grundkurs stoischen Denkens in Briefform, stammen aus seinen letzten Lebensjahren vor dem von Nero erzwungenen Suizid. Nur kurze Zeit seines Lebens verbrachte Epiktet (50–138 n. Chr.) in Rom. Er war wohl als griechischer Sklave dorthin gekommen und gründete nach seiner Vertreibung eine eigene Philosophenschule in Griechenland. Epiktet radikalisierte das Freiheitsthema, auch im Sinne moralischer Autonomie des Einzelnen, und wendete sich dem entsprechend noch stärker der Ethik zu als seine Vorgänger.

Stoiker

sind Philosophen, die in Einheit mit sich und der Natur leben wollen und alles ablehnen, was gegen die Vernunft ist.

Storyboard

Das Storyboard ist die gezeichnete Umsetzung eines Drehbuches. In ihm sind die Vorgaben des Regisseurs und des Kamera­manns zu allen Filmszenen skizziert, damit beim Dreh nichts dem Zufall überlassen bleibt. Es hält z. B. die Größen des Bildausschnittes, die Blickwinkel oder auch Bewegungen der Schau­spieler fest.

Strauss, Levi

Strauss, Levi (1829–1902) war ein amerikanischer Industrieller deutsch-jüdischer Herkunft. Er wurde als Löb Strauss im fränkischen Buttenheim bei Bamberg geboren. Sein Vater, ein Hausierhändler, starb 1845 an Tuberkulose. Wie die meisten Jüdinnen und Juden auf dem Land lebte die Familie Strauss – weitgehend unberührt von den Emanzipationsbewegungen in den Städten – nach alten jüdischen Traditionen und in bedrückender Armut. In Bayern beschränkte seit 1813 ein Gesetz die Zahl von Juden an einem Ort (und damit ihre Heirat und Nachkommenschaft). Darum entschlossen sich viele Angehörige des verarmten Land-judentums zur riskanten und mühevollen Auswanderung. Auch Löbs Mutter folgte 1847 mit ihren drei jüngeren Kindern ihren beiden älteren Söhnen nach New York. Dort handelte Levi zunächst mit Stoffen, bevor er den »Goldrausch« nutzte und von San Francisco aus robuste Arbeitskleidung an die Schürfer verkaufte. Berühmt wurden seine Arbeiterhosen aus robustem, mit Nieten verstärktem Canvas, die (späteren) Jeans. In seinem Geburtshaus in Buttenheim befindet sich heute ein Museum.

Strauss, Levi

Strauss, Levi (1829–1902) war ein amerikanischer Industrieller deutsch-jüdischer Herkunft. Er wurde als Löb Strauss im fränkischen Buttenheim bei Bamberg geboren. Sein Vater, ein Hausierhändler, starb 1845 an Tuberkulose. Wie die meisten Jüdinnen und Juden auf dem Land lebte die Familie Strauss – weitgehend unberührt von den Emanzipationsbewegungen in den Städten – nach alten jüdischen Traditionen und in bedrückender Armut. In Bayern beschränkte seit 1813 ein Gesetz die Zahl von Juden an einem Ort (und damit ihre Heirat und Nachkommenschaft). Darum entschlossen sich viele Angehörige des verarmten Land-judentums zur riskanten und mühevollen Auswanderung. Auch Löbs Mutter folgte 1847 mit ihren drei jüngeren Kindern ihren beiden älteren Söhnen nach New York. Dort handelte Levi zunächst mit Stoffen, bevor er den »Goldrausch« nutzte und von San Francisco aus robuste Arbeitskleidung an die Schürfer verkaufte. Berühmt wurden seine Arbeiterhosen aus robustem, mit Nieten verstärktem Canvas, die (späteren) Jeans. In seinem Geburtshaus in Buttenheim befindet sich heute ein Museum.

Strawinsky, Igor

(*1882 in Russland, † 1971 in den USA), ist einer der bedeutendsten modernen Komponisten. Er schrieb Opern, Chorwerke, Ballette, Orchester- und Klaviermusik, darunter auch das Ballett »Le sacre du printemps« (Die Frühlingsweihe).

Stuttgarter Schulderklärung

wird die Er­klärung führender Vertreter der Bekennenden Kirche genannt, die das Versagen der evangelischen Kirche während der NS-Zeit zum Aus­druck bringen sollte. Sie wurde am 19. Oktober 1945 verlesen. Darin heißt es: »Durch uns ist unendliches Leid über viele Länder und Völker gebracht worden. [...] Wohl haben wir lange Jahre hindurch im Namen Jesu Christi gegen den Geist gekämpft, der im nationalsozialistischen Gewalt­regi­ment seinen furchtbaren Ausdruck gefunden hat; aber wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.« Obgleich hier eine eigene Schuld nur relativ vorsichtig angedeutet wird, löste die Veröffentlichung in Deutschland Empörung und Ablehnung aus.

Subhanak

Subhanak: Das Subhanak-Gebet (nach dem arabischen Beginn der Zeilen »Gepriesen seist du …«) ist ein Gebet oder Gebetsteil, der in zahlreichen muslimischen Gebeten, so beispielsweise beim Morgen-, Mittags- und Abendgebet, eingefügt wird, um Gottes Ehre durch Loben zum Ausdruck zu bringen.

Sufi

Sufi: Als Sufi bezeichnet man einen Anhänger des Sufismus. Dieser Begriff bezieht sich auf z. T. sehr unterschiedliche mystische Strömungen im Islam, bei denen einmal mehr die asketische Weltverneinung, ein andermal eher die ekstatische Weltbejahung im Vordergrund steht. Die Anfänge des Sufismus liegen im heutigen Irak. Ab dem 12. Jahrhundert entstanden in der islamischen Welt sog. »Sufi-Orden«, die meist nach ihren Gründern benannt sind. Sufis verstehen ihr Leben als einen Weg hin zur Überwindung alles Weltlichen, den sie mit Hilfe eines spirituellen Meisters bewältigen können.

Sühne

Sühne: Von Sühne spricht man im juristischen Sprachgebrauch, wenn eine Schuld oder ein Verbrechen, das nicht wieder gut gemacht werden kann, durch eine (Ersatz-)Leistung ausgeglichen wird. In den Religionen sind es häufig Opfer oder andere kultische Handlungen, mit denen Schuld ausgeglichen werden soll. In Bibel und christlicher Tradition wird Jesu Tod als »Sühne« gedeutet: Durch seinen Tod, den er stellvertretend für die Sünde der Menschen erleidet, wird Versöhnung mit Gott erreicht. Von Theologen und Theologinnen wird heute oft das dahinterstehende Gottesbild kritisiert: Braucht Gott, um gnädig gestimmt zu werden, das Opfer eines Unschuldigen? Das Bild der stellvertretenden Sühne kann wie das des Opfers nicht die einzige Deutung des Todes Jesu »für uns« sein, doch weist es darauf hin, dass Versöhnung nicht »billig« zu haben ist und dass die Menschen es allein nicht schaffen, die Trennung von Gott zu überwinden. Gott selbst gibt dafür sein Liebstes dahin, Gott stirbt selbst am Kreuz.

Sukkot (Laubhüttenfest)

Das Laubhüttenfest, bei dem Juden in selbstgebauten provisorischen Hütten wohnen, durch deren Dach man den Himmel sieht – zur Erinnerung an die Zeit der Wüstenwanderung und als Zeichen dafür, dass das Leben unsicher und »in Bewegung« ist und dass die Menschen auf Gottes Güte angewiesen sind. Das Fest ist zugleich Erntedankfest (v. a. Obst und Wein). Am letzten Tag wird Simchat Tora, das Fest der Torafreude, gefeiert.

Sunniten und Schiiten

sind weltweit die beiden Hauptrichtungen im Islam. Die Sunniten, welche zahlenmäßig die große Mehrheit bilden (fast 90 Prozent; in manchen Ländern, v. a. Irak, sind allerdings Schiiten in der Mehrzahl), nehmen neben dem Koran auch die Sunna (die mündliche Überlieferung von Leben, Wirken und Aus­sprüchen Muhammads) als Glaubensquelle an. Sie erkennen auch die Kalifen als Glaubens­führer an, die nicht der direkten Nachkommen­schaft Mu­ham­mads entstammen. Schiiten akzeptieren hingegen einzig Nachkommen von Muhammads Vetter Ali als religiöse Führer (Imame). Die meis­ten Muslime in Deutschland sind Sunniten; die zweitgrößte Gruppierung bilden die Aleviten.

Susaninne

ist eine schon zu Luthers Zeiten veraltete Bezeichnung für »Wiegenlied«. Die genaue Herleitung ist umstritten.

Sutra

(sanskr.): heiliger Text des Buddhismus. Die ältesten Sutras sind in Pali verfasst, die jüngeren Mahayana-Sutras meist auf Sanskrit.

Sutter Rehmann, Luzia

(* 1960) arbeitet als Professorin für Neues Testament in der Schweiz. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Sozialgeschichte des Neuen Testaments, das Lukasevangelium, die feministisch-befreiungstheologische Exegese und die Apokalyptik. Luzia Sutter Rehmann hat an der Bibelübersetzung »Die Bibel in gerechter Sprache« mitgearbeitet.

Symbol

(griech.: Bild, Sinnbild, Zeichen) Zeichen, Dinge, Worte oder Handlungen, deren Bedeutung über das, was man im ersten Moment sieht oder hört, hinausreicht, nennt man Symbole. Hinter der äußeren, sichtbaren Gestalt eines Symbols gibt es eine andere, unsichtbare Wirklichkeit, die wir nicht mit den Augen, sondern mit dem Herzen wahrnehmen und/oder dem Verstand zu erschließen versuchen. Ein Tisch ist beispielsweise in seiner sichtbaren Gestalt ein Möbelstück, das aus einer Platte und einem oder mehreren Beinen besteht. Er kann aber mehr sein – ein Treffpunkt, wo sich die Familie und Freunde versammeln, miteinander essen und reden. Für diese Familie ist ihr Esstisch zu einem Symbol für Gemeinschaft geworden. Weil es in den Religionen immer auch um eine Wirklichkeit geht, die man nicht unmittelbar sehen kann, spielen hier Symbole eine besonders große Rolle.

Synagogen

d. h. »Versammlungshäuser«, gab es schon in neutestamentlicher Zeit. Jesus hat in Synagogen gepredigt. Doch erst nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels bekamen sie ihre große Bedeutung als Gebets- und Lehrhäuser der Juden. In der Synagoge wird die Tora gelesen und ausgelegt, wird gebetet und gesungen und werden die großen Feste gefeiert.

Synode

Der Begriff stammt von griech. »gemeinsamer Weg« bzw. »Zusammenkunft« ab. Sie ist eine Art Kirchen-Parlament und damit Ausdrucks eines Kirchenverständnisses, das das Priestertum aller Gläubigen betont.

Synonym

(von griech. synonymos: gleichnamig): ein gleichbedeutendes, sinnverwandtes Wort

Tabu

meint allgemein etwas, das (zutiefst) zu vermeiden ist bzw. das man nicht tun darf. Meist geht es dabei um stillschweigend praktizierte Regeln in einer Gruppe oder Gesellschaft, die es verhindern, dass bestimmte Themen oder Sachverhalte an- oder ausgesprochen werden.

Taggen

Taggen bezeichnet den Vorgang, bestimmte Elemente eines Textes mit zusätzlichen Informationen (wie z. B. Schlagwörtern) zu versehen, um sie so leichter auffindbar zu machen.

Taizé

An die 200.000 junge Menschen aller Konfessionen und Nationalitäten kommen alljährlich zu Jugendtreffen nach Taizé in Frankreich. Sie werden von der ökumenischen Ordensgemeinschaft von Taizé eingeladen, mit ihnen zusammen zu beten und zu singen, sich Zeit für Stille und persönliches Nachdenken zu nehmen, sich mit biblischen Texten auseinanderzusetzen und darüber nachzudenken, wie christliche Lebensgestaltung konkret im Alltag aussehen kann. Andachten mit meditativen Gesängen aus Taizé werden mittlerweile in vielen Gemeinden in Deutschland gefeiert.

Taliban

heißen Angehörige einer radikalen islamischen Miliz in Afghanistan und angrenzenden Gebieten.heißen Angehörige einer radikalen islamischen Miliz in Afghanistan und angrenzenden Gebieten.

Talmud

Talmud: Der mehrere tausend Seiten umfassende Talmud ist die zweite für das Judentum maßgebliche Grundlage neben der Hebräischen Bibel. Er besteht aus der Mischna und der Gemara: Die Mischna ist die grundlegende Sammlung der mündlichen Tora und ergänzt die schriftliche Tora. Der Talmud ist in einem langen Prozess zwischen dem 2. Jh. n. Chr. und dem Mittelalter schriftlich fixiert worden. Er liegt in zwei verschiedenen Fassungen vor, dem babylonischen und dem Jerusalemer Talmud. Er enthält einerseits Diskussionen zur Halacha, andererseits erzählende Texte (z. B. Legenden, Sagen), die historische Erfahrungen oder Lebensweisheit vermitteln (sog. Haggada). Der Diskussionsprozess, der sich im Talmud spiegelt, ist prinzipiell unabgeschlossen, er bleibt immer neue Aufgabe. 

TaNaCh, TeNaCh oder TaNaK

(das »K« am Ende wird als »ch« gesprochen) ist die Bezeichnung für die  jüdische Bibel. Der Begriff stellt ein Kunstwort dar, das sich aus den Anfangsbuchstaben ihrer Bestandteile ableitet: aus der Tora im engeren Sinne, also die fünf Bücher Mose, den Propheten (Nevi’im), wozu auch die Bücher Josua, Richter, Samuel und Könige gehören, und aus den Schriften (Ketuvim).

Tantrayana

(sanskr.: das Fahrzeug der Tantra-Bücher): eine der drei großen Richtungen des Buddhismus. Während der Mahayana-Buddhismus die Einsicht in die Befreiung durch Weisheit zu finden sucht, müht sich der Tantrayana darum, die vorausgesetzte Befreiung auch dem Ungebildeten unmittelbar erfahrbar zu machen. Er bedient sich dabei vielfältiger meditativer, magischer und esoterischer Praktiken.

Tasbih

nennt man eine islamische Gebetskette, vergleichbar dem katholischen Rosenkranz; 99 (manchmal auch 33) Perlen stehen für die 99 Namen Gottes.

Taube

ist in der Bibel zum einen Friedensbotin (Gen 8,10), zum anderen symbolisiert sie bei der Taufe Jesu den Geist Gottes (Mt 3,16).

Taufe

Die Taufe ist ein Sakrament, durch das der Täufling in die christliche Gemeinde aufgenommen wird. Sie wird durch dreimaliges Begießen des Kopfes mit Wasser oder Untertauchen im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes vollzogen. Dazu kommt das Bekenntnis des Glaubens durch den Täufling, das bei der Taufe eines Säuglings die Eltern und Paten bzw. Patinnen stellvertretend sprechen. Die Taufe ist einmalig und wird von allen christlichen Konfessionen anerkannt. Sie ist ein Geschenk Gottes, in ihr wendet sich Gott dem Menschen bedingungslos zu.