Lexikon

Thomas von Aquin

(1225–1274) war ein bedeutender Theologe des Mittelalters. Mit seinen von ihm so bezeichneten »Fünf Wegen« zu Gott, die später als »Gottesbeweise« bezeichnet wurden, versucht er aufzuzeigen, dass der Glaube an die Existenz Gottes nicht vernunftwidrig ist, sich also Glaube und Vernunft nicht widersprechen.

Tillich, Paul

Tillich, Paul (*1886 in Starzeddel, heute Polen, †1965 in Chicago), war protestantischer Theologe und Religionsphilosoph. Als Vertreter des religiösen Sozialismus musste er 1933 aus Deutschland emigrieren. Er lehrte in New York, Harvard und schließlich Chicago. Berühmt wurde sein weites Verständnis von Religion als dem, »was uns unbedingt angeht«. Sein Denken war von dem Bestreben geprägt, die christliche Religion und ihren Schatz an Symbolen unter den Bedingungen der Moderne wieder neu zu erschließen. Religion und Kultur bezog er produktiv aufeinander.

Tindal, Matthew

(1653–1733) war als Deist Vertreter einer sog. natürlichen Religion in der Frühaufklärung in England. Er vertrat die Position, dass Gotteserkenntnis nur mit Blick in die Natur und auf Basis vernunftgeleiteten Denkens möglich ist. Dieses natürliche Gottesbild soll seiner Ansicht nach Probierstein für jede Offenbarungsreligion sein. 

Tischendorf, Konstantin von

(*18. Januar 1815 in Lengenfeld (Vogtland), † 7. Dezember 1874 in Leipzig), evangelischer Theologe. Er entdeckte auf Reisen in Europa und im Orient viele alte Handschriften des Neuen Testaments, darunter im Katharinenkloster auf dem Sinai den »Codex Sinaiticus«, den er 1862 herausgab.

Tödt, Heinz Eduard

(*1918, †1991): deutscher Theologe. Im Zentrum von Tödts Denken steht die ethische Verantwortung des christlichen Glaubens. Bekanntheit erlangte v. a. seine »Theorie sittlicher Urteilsfindung«.

Tora

Tora bedeutet wörtlich Lehre, Wegweisung, Lebensorientierung. Der Begriff benennt im Judentum zunächst die fünf Bücher Mose, die schriftliche Tora. Darüber hinaus beschreibt er die nach biblischer Tradition von Gott am Berg Sinai geoffenbarte Gesetzesüberlieferung, die neben der »schriftlichen« auch die »mündliche« Tora (Mischna) umfasst. Schließlich steht der Begriff auch für die gesamte religionsgesetzliche Tradition. Juden betrachten das Gesetz der Tora nicht als Zwang, sondern als Lebenshilfe, als Geschenk Gottes, der sein Volk aus Ägypten befreit hat und der die Freiheit aller Menschen will.

Tora-Schild

Tora-Schild: Zwischen den jüdischen Gottesdiensten wird die Tora-Rolle im Toraschrein verwahrt. Dabei ist sie in Stoff eingewickelt (sog. Mantel), verschnürt (mit dem sog. Wimpel) und mit einer oder mehreren Kronen geschmückt. Außen wird der sog. Schild, eine meist silberne Platte, angebracht. Er trägt neben Symbolen (z. B. Säulen für den Tempel, Löwen für den Stamm Juda, Gesetzestafeln für die Zehn Gebote) auch ein auswechselbares Täfelchen mit dem jeweiligen Feiertag.

totalitäres System

totalitäres System nennt man eine diktatorische Herrschaftsform, die den einzelnen Menschen uneingeschränkt zu beherrschen und ihn in seiner Gesamtheit zu vereinnahmen versucht. Sie gründet sich auf eine bestimmte  Ideologie, der sich alle Mitglieder der Gesellschaft zu unterwerfen haben. Oppositionelle Kräfte werden systematisch ausgeschaltet. Ziel totalitärer Herrscher ist die uneingeschränkte Kontrolle aller gesellschaftlichen Bereiche einschließlich der Massenkommunikationsmittel.

Totalitarismus

nennt man eine diktatorische Herrschaftsform, die den Einzelnen uneingeschränkt zu beherrschen und ihn in seiner Gesamtheit zu vereinnahmen versucht. Sie gründet sich auf eine bestimmte Ideologie, der sich alle Mitglieder der Gesellschaft zu unterwerfen haben. Oppositionelle Kräfte werden systematisch ausgeschaltet. Ziel totalitärer Herrscher ist die uneingeschränkte Kontrolle aller gesellschaftlichen Bereiche einschließlich der Massenkommunikationsmittel.

Totengericht

meint die religiöse Vorstellung, dass jeder Mensch vor ein göttliches Gericht gestellt wird, das beurteilt, ob er ein gutes Leben geführt hat. Nach Ansicht vieler Religionen fällt das Totengericht über die einzelne Person mit dem Letzten Gericht am Ende der Welt zusammen.

Tragik

Nach Aristoteles  ist ein Schicksal bzw. ein Ereignis »tragisch«, das Furcht, Erschütterung, Entsetzen und zugleich Mitgefühl hervorruft. Ein Geschehen wird dann als »tragisch« (und nicht etwa z. B. als traurig, unglücklich o. ä.) bezeichnet, wenn es ausweglos ist, wenn die betroffene Person bewusst leidet und wenn sie unvermeidbar, unverdient in Schuld gerät. Schon in der vorsokratischen griechischen Philosophie wird die Tragik der Existenz im puren Dasein des Menschen begründet, durch das er andere verdrängt.

transzendent

(lat.) jenseitig, die sinnlichen Erfahrungen sowie die Grenzen menschlicher Vernunft und menschlichen Bewusstseins übersteigend.

Transzendenz

Transzendenz (lat. transcendere: überschreiten) bezeichnet einen jenseitigen Bereich, der die sinnlichen Erfahrungen sowie die Grenzen menschlicher Vernunft und menschlichen Bewusstseins übersteigt.

Trauergruppe

Trauergruppe: Eine Gruppe von Personen, die, mit oder ohne professionelle Leitung, sich in regelmäßigen Treffen gegenseitig in der Situation des Trauerns beistehen wollen; in der Regel geht es um den Verlust eines geliebten Menschen. Mittlerweile gibt es in vielen größeren Orten Trauergruppen differenziert nach Alter (Kinder, Jugendliche, Erwachsene), Stellung zum bzw. zur Verstorbenen (z. B. trauernde Geschwister, trauernde Eltern) oder auch nach dem Auslöser des Todesfalls (z. B. Unfall, bestimmte unheilbare Krankheit).

Trinitatiskreis

Am Sonntag nach Pfingsten, dem Trinitatisfest (Fest der Dreieinigkeit oder Dreifaltigkeit) ist das Gottesbild des Christentums Thema: Gott ist einer und zugleich drei Personen: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Mit dem Trinitatisfest beginnt der Trinitatiskreis. Die Sonntage nach Trinitatis (maximal 26) überspannen die Zeit des Sommers bis zum Ende des Kirchenjahres im Herbst.

Triptychon

Triptychon: Als Triptychon werden dreiteilige Bilder bezeichnet. Altar- und auch Andachtsbilder wurden seit dem Mittelalter oft als aufklappbare Triptychen gestaltet.

Trisomie 21

ist die eher fachmedizinische Bezeichnung für das »Down-Syndrom«. Der Begriff bezieht sich auf die genetische Besonderheit, dass das Chromosom 21 bei Menschen mit Down-Syndrom dreifach vorhanden ist statt nur doppelt. Das Down-Syndrom hat eine körperliche und geistige Entwicklungsverzögerung zur Folge, die unterschiedlich aus­fallen kann. Medizinischer Fortschritt und verbesserte Fördermöglichkeiten haben dazu geführt, dass Menschen mit Trisomie 21 heute in der Regel eine höhere Lebenserwartung haben als früher und auch ihre geistigen Fähigkeiten besser entwickeln können. Die veraltete Bezeichnung Mongoloismus (als Schimpfwort »Mongo«) wird aufgrund ihres abwertenden Gebrauchs und des ihr innewohnenden Rassismus heute abgelehnt.

Troll

Troll bedeutet im Zusammenhang des Internets eine meist anonym handelnde Person, die digitale Kommunikation zwischen anderen bewusst stört, indem sie z. B. versucht, wütende oder beleidigende Kommentare zu provozieren. Dabei geht sie so vor, dass sie selbst nicht formal bzw. offensichtlich gegen geltende Regeln verstößt, um nicht z. B. aus Foren ausgeschlossen zu werden. Trollbeiträge stammen nicht allein von Privatleuten, sondern gehen z. T. auch auf staatliche Organisationen zurück, die mit Trollen Propaganda für bestimmte Ziele betreiben wollen.

Tschetschenienkonflikt

In diesem Krieg, bei dem es um die Unabhängigkeit der Kaukasusrepublik Tschetschenien von Russland geht, sind seit 1994 Zehntausende von Zivilisten, Soldaten und Rebellen getötet worden. Terroranschlägen von tschetschenischer Seite steht das Vorgehen der russischen Regierung, deren Menschenrechtsverletzungen in der ganzen Welt angeprangert werden, gegenüber. Seit 2009 wurden die Kämpfe offiziell für beendet erklärt; in Tschetschenien regiert eine moskautreue Führung.

Tunneleffekt

bezeichnet ein Phänomen der Quantenwelt, das dem Energieerhaltungssatz der klassischen Physik fundamental widerspricht und deutlich macht, dass die aus ihm folgenden Verbote nicht immer gültig sind: Auch wenn die Energie eines Quantenobjekts nicht ausreicht, um damit eine bestimmte Barriere überwinden zu können, kann dieses Objekt aufgrund der Nichtlokalität von Quanten mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch jenseits dieser Barriere gefunden werden (so als ob es diese »getunnelt« hätte). Auf dem Tunneleffekt beruhen z. B. viele der radioaktiven Zerfälle von Atomen.

Turgot, Anne Robert Jacques

(1727–1781) war französischer Staatsmann, Ökonom und Schriftsteller in der Aufklärung. Er gehörte zu den Vertretern der Physiokratie, eine in Frankreich entstandene Sichtweise auf Wirtschaft, die von einem Naturrecht ausgeht und sich selbst reguliert.

Tutu, Desmond

* 1931 in Klerksdorp, Süd­afrika, ehemaliger anglikanischer Erzbischof; für seinen Einsatz gegen die Rassenpolitik in Süd­afrika erhielt er den Friedensnobelpreis; er setzt sich für soziale Gerechtigkeit und gegen Dis­kriminierung in der ganzen Welt ein.

Über-Ich

Sigmund Freud beschreibt drei Instanzen der Psyche: das Es (die Triebe), das Ich (die zwischen Es, Über-Ich und Außenwelt vermittelnde Instanz, das bewusste Denken, das Selbstbewusstsein) und das Über-Ich, das die aus der Außenwelt, v. a. über die Eltern, internalisierten Normen und Werte beinhaltet. Das Über-Ich kontrolliert die Triebe und wird oft mit dem »Gewissen« verglichen.

ultima ratio

(lat. ultimus: der Letzte, der Äußerste, ratio: Vernunft, Überlegung) bezeichnet das letzte, äußerste Mittel in einem Interessenskonflikt, wenn zuvor alle sonstigen Mittel ausgeschöpft oder verworfen wurden.

Umkehren, Buße tun

sind Übersetzungs­ver­suche des griechischen metanoiein, was so viel heißt wie: umdenken, das Bewusstsein neu ausrichten, das Leben neu ausrichten. Umkeh­ren muss man vor allem dann, wenn sich die Umstände verändert haben, also zum Beispiel: Wenn Abgase unsere Umwelt belasten, müssen wir in unserem Energieverbrauch umkehren. Jesus meint, dass Gottes Herrschaft nahe ist, deshalb ist es notwendig, Denken und Handeln neu auszurichten.

Umma

(arab.: Volk, Gemeinschaft) bezeichnet nach dem Sprachgebrauch des Korans die Weltgemeinschaft, zu der neben Muslimen auch Nichtmuslime und z. B. Tiere gehören. Das Wort wird aber auch für die religiöse Einzelgemeinschaft (Umma der Muslime oder der Christen) oder die Nationalität (Umma der Ägypter) verwendet.

UN-Behindertenrechtskonvention

Bei der UN-Generalversammlung 2006 wurde ein »Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderung« verabschiedet, welches zwei Jahre später in Kraft trat. Dieser auch in Europa geltende völkerrechtliche Vertrag konkretisiert die allgemeinen Menschenrechte für die Lebenssituation von Menschen mit Behinderung.

UN-Kinderrechtskonvention

1989 haben die Vereinten Nationen das »Übereinkommen über die Rechte des Kindes«, kurz Kinderrechtskonvention, beschlossen. Der Kinderrechtskonvention haben sich fast alle Staaten der Erde angeschlossen. Sie schützt das Recht des Kindes auf Leben und Gesundheit, das Recht auf Entwicklung, das Verbot der Benachteiligung, das Recht auf Wahrung der Interessen der Kinder sowie das Recht auf Beteiligung und Mitbestimmung.