Lexikon

Kirchengemeinderat

ist die Bezeichnung für die Personen, die eine Kirchengemeinde in der evangelischen Landeskirche in Württem­berg und Baden leiten. In anderen Lan­des­kirchen heißt diese Kirchengemeinde­leitung z. B. Kirchenvorstand, Gemeindekir­chen­rat, Kirchgemeinderat, Presbyterium oder Ältes­tenkreis. Ihm gehören die von der Gemeinde gewählten Mitglieder und der Pfarrer/die Pfarrerin bzw. der Pastor/die Pastorin an. Da es in der evangelischen Kirche keine Unter­scheidung der Gläubigen in Priester und Laien gibt, ist jedes vollwertige Gemeinde­mitglied zur Mitwirkung an der Gemeinde­leitung aufgerufen, zum Beispiel indem es (meist ab 14 oder 16 Jahren) die Gemeinde­leitung wählt oder sich selbst zur Wahl stellt. In der katholischen Kirche liegt die Leitung einer Gemeinde u. a. beim Pfarrgemeinderat, in dem der Pfarrer allerdings eine stärkere Stellung (z. B. durch ein Einspruchsrecht) hat

Kirchentag

Alle zwei Jahre findet sowohl auf evangelischer als auch auf katholischer Seite eine Großveranstaltung statt, auf der sich (nicht nur) Christinnen und Christen aus ganz Deutschland und darüber hinaus treffen. Sie informieren sich und diskutieren über Fragen des Glaubens und der Religion sowie über aktuelle politische Themen wie z. B. Umweltschutz und gerechte Wirtschaftsordnung – und es wird viel gesungen und gefeiert. Seit 2003 gibt es auch Ökumenische Kirchentage (ÖKT) (2003 in Berlin, 2010 in München, 2021 in Frankfurt am Main).

Kirchenväter

Kirchenväter sind Menschen, die sich in den ersten Jahrhunderten, als sich das Christentum ausbreitete, grundsätzliche Gedanken zum christlichen Glauben gemacht haben und dadurch entscheidend zur Ausbildung der christlichen Lehre beigetragen haben. Zu den bekanntesten gehören Augustinus und Hieronymus. 

Kleiner Katechismus

Der 1529 von Martin Luther verfasste Kleine Katechismus sollte ursprünglich der Vermittlung des christlichen Glaubens innerhalb der Familie dienen. In Form von Fragen und Antworten erläutert er die Zehn Gebote, das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser, die Taufe und das Abendmahl. Als Bestandteil der lutherischen Bekenntnisschriften ist der Kleine Katechismus im Evangelischen Gesangbuch abgedruckt.

Kleist, Heinrich von

(1777–1811) gilt heute als einer der bedeutendsten deutschen Literaten, dessen Werk zwischen der Klassik und der Romantik angesiedelt wird. Das Jahr 1801 gilt als Umbruchsituation in Kleists Leben, die mit der Bezeichnung »Kantkrise« in die Forschung eingegangen ist. Heute ist umstritten, ob die Lektüre Kants Ursache oder Auslöser von Kleist Lebenskrise war.

Klepper, Joachim Georg Wilhelm

(»Jochen«) (1903–1942) war ein deutscher Theologe, Schriftsteller, Journalist und Dichter zahlreicher Lieder. 1931 heiratete er die jüdische Witwe Johanna Stein, die zwei Töchter mit in die Ehe brachte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten (1933) verlor Klepper wegen dieser sogenannten »Mischehe« seine Anstellung zunächst beim Hörfunk, dann bei einem Verlag. Auch seine Familie lehnte die Verbindung mit einer Jüdin ab. Als dem Ehepaar 1942 die Zwangsscheidung drohte und eine Deportation von Johanna und ihrer jüngeren Tochter unmittelbar bevorstand, nahmen sich die drei gemeinsam das Leben.

Klienefeltersyndrom

bezeichnet eine Besonderheit im Hinblick auf die Chromosomenanzahl, die bei Jungen bzw. Männern auftritt. Betroffene haben zusätzlich zum männlichen Chromosomensatz 46 XY mindestens ein weiteres X-Chromosom in allen oder einem Teil der Körperzellen. Dadurch wird die körperliche und kognitive Entwicklung beeinträchtigt; z. B. kommt es häufig zu sprachlichen Schwierigkeiten. Eine Minderung der Intelligenz ist mit dem Syndrom aber nicht verbunden.

Klischee

Als Klischee bezeichnet man eingefahrene Vorstellungen und vorgefertigte Denkschemata, abgedroschene Redensarten oder schematisch gebrauchte Bilder oder Motive, wie z.B. das Klischee der heilen Welt an Weihnachten. Das Wort wird manchmal synonym zu Vorurteil und  Stereotyp verwendet, z. B. bei Klischeevorstellungen wie Männer denken immer nur an das Eine, Frauen können nicht Auto fahren etc. 

Knigge

spielt auf den Urheber des berühmten Buches »Vom Umgang mit Menschen« (1788), Adolph Freiherr von Knigge, an. Während dieser darin Ratschläge gibt, wie man »glücklich und vergnügt« mit unterschiedlichen Menschen zusammenleben kann, wird der Begriff »Knigge« heute meist als Synonym für alle Formen von sog. Benimmbüchern verwendet.

Knobloch, Charlotte

Knobloch, Charlotte (*1932 in München in einer jüdischen Familie) überlebte die Schoa in einem Versteck auf dem Land; 1945 kehrte sie nach München zurück. Sie war ab 1982 im Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde München, ab 1985 Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern; ihrer Initiative ist u. a. die Errichtung des neuen jüdischen Gemeindezentrums in München ab 2003 zu verdanken. Für ihr Engagement gegen das Vergessen der Gräuel der NS-Zeit und ihren Einsatz für jüdisches Leben in Deutschland erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, u. a. 2008 das große Bundesverdienstkreuz.

Konfession

(lat.: Bekenntnis) nennt man im allgemeinen Sprachgebrauch die Untergruppe einer Religion. So spricht man z. B. von römisch-katholischer, russisch- bzw. griechisch-orthodoxer, evangelisch-lutherischer und evangelisch- reformierter Kirche. Konfession im theologischen Sinn bezeichnet eine Zusammenfassung von wichtigen Glaubensinhalten.

Konfession

Konfession (lat.: Bekenntnis) nennt man im allgemeinen Sprachgebrauch die Untergruppe einer Religion. So spricht man z. B. von römisch-katholischer, russisch- bzw. griechisch-orthodoxer, evangelisch-lutherischer und evangelisch-reformierter Kirche. Konfession im theologischen Sinn bezeichnet eine Zusammenfassung von wichtigen Glaubensinhalten.

Konfirmation

(lat. confirmatio: Befestigung, Bekräftigung): Über die Taufe eines kleinen Kindes entscheiden meist die Eltern gemeinsam mit den Patinnen oder Paten. Mit der Konfirmation (meist im Alter von 14 Jahren) sagen die Konfirmandinnen und Konfirmanden selbst bewusst »Ja« zu ihrer Taufe. Im Konfirmandenunterricht beschäftigen sich die Jugendlichen mit dem christlichen Glauben, bereiten Gottesdienste vor und prüfen dabei für sich, ob sie der Kirche angehören wollen. In einem festlichen Konfirmationsgottesdienst werden die Konfirmandinnen und Konfirmanden eingesegnet. Die Kirche überträgt den Jugendlichen alle Rechte, die jedes Kirchenmitglied hat, und die Gemeinde verspricht, sich für die Interessen der Jugendlichen einzusetzen.

Konfliktethik

ist eine Steigerung der Entscheidungsethik. Sie umfasst Fälle, in denen existenzielle, d. h. das eigene Leben bzw. das Leben anderer tangierende Entscheidungen zu treffen sind. Häufig liegen auf dieser Ebene Dilemma-Situationen vor, in denen keine vollständig befriedigende Lösung möglich ist.

Könige in Israel

Nachdem die Israeliten sess­haft geworden waren, waren sie zunächst ein lockerer Verband von Stämmen unter Lei­tung ihrer jeweiligen Familien- und Stammes­oberhäupter, der »Ältesten«. Bei Angriffen von außen verbündeten sich die Stämme zur Ver­teidigung. Als die Bedrohung durch Angriffe der Philister immer mehr zunahm, machten die Stämme Saul zum König, um die Gefahr besser abwehren zu können. Nach dem Tod Sauls erhoben zunächst nur die Stämme des Südreichs (Juda) David zu ihrem König, im Norden regierte der einzige überlebende Sohn Sauls, Ischbaal. Als dieser ermordet wurde, baten auch die Nordstämme David, ihr König zu werden. Nach Davids Tod regierte sein Sohn Salomo über Israel. Als er starb, zerfiel Israel wieder in ein Süd- und ein Nordreich mit zwei Herrschern, die sich gegenseitig bekämpften

Konsortium

nennt man einen vorübergehenden Zusammenschluss von Unternehmen.

kontemplativ

bedeutet allgemein, dass Menschen etwas gedankenversunken betrachten oder zumindest gedankenversunken wirken. In Bezug auf Religion ist die Kontemplation (von lat. contemplatio: Anschauung, Betrachtung) eine Form der Meditation, bei der man sich auf etwas Bestimmtes – einen Gegenstand oder eine innere Vorstellung – konzentriert. Im Christentum ist damit meist die innere Ausrichtung auf Gott, das »Schauen« von Gott, gemeint.

kontingent

ist etwas, das unvorhersehbar, unplanbar und nicht beeinflussbar in das Leben eingreift – dem Menschen also widerfährt. Auch wenn der Begriff »Kontingenz« im Laufe seiner Begriffsgeschichte immer wieder gleichgesetzt wurde mit dem Begriff des »Zufalls«, ist dieser doch von jenem zu unterscheiden. Philosophiegeschichtlich impliziert der Begriff der »Kontingenz« noch radikaler als der des »Zufalls«, bei dem bei vielen (noch) eine Vorstellung der Vorsehung oder der Fügung mitschwingt, dass es Faktoren im Leben gibt, die in dieses eingreifen, ohne einen »Sinn« zu haben.

Kontingentflüchtling

werden in der deutschen Rechtssprache Flüchtlinge genannt, die im Rahmen humanitärer Hilfsaktionen in festgelegter Anzahl (Kontingente) gleichmäßig auf die einzelnen Bundesländer verteilt werden. 1991 erhielten jüdische Emigranten aus der ehemaligen Sowjetunion die Möglichkeit, als Kontingentflüchtlinge nach Deutschland einzureisen. Die Regelung ging im neuen Zuwanderungsgesetz von 2005 auf. Die Zahl jüdischer Einwanderer war schon in den unmittelbaren Jahren davor stark zurückgegangen

Kontinuitätsargument

Es geht davon aus, dass sich ein Embryo kontinuierlich zum geborenen Menschen entwickelt und dass es dabei keine in ethischer Hinsicht relevanten qualitativen Einschnitte gibt.

Konvertit

nennt man einen Menschen, der sein ursprüngliches religiöses Bekenntnis aufgibt und sich zu einem anderen bekennt, also z.B. vom Christentum zum Islam konvertiert. Auch wenn jemand zwischen christlichen Konfessionen wech­selt, spricht man von konvertieren.

Konzil

(lat. Versammlung) nennt man eine Bischofskonferenz, die über Fragen des Glaubens und der Lehre berät und verbindliche Entscheidungen trifft. Auf den Konzilien der Alten Kirche (z. B. Nizäa, 325, Konstantinopel, 381) wurden die grundlegenden Lehren des christlichen Glaubens festgelegt (z. B. Trinität, Glaube an Jesus Christus). Martin Luther lehnte die Auffassung der katholischen Kirche seiner Zeit ab, dass Papst und Konzilien in Lehrentscheidungen irrtumsfrei seien: Auch sie müssten sich an der Heiligen Schrift messen lassen. Nach der Reformation fanden drei Konzi­lien auf katholischer Seite statt (z. B. Konzil von Trient (1545–1563), 1. (1869–1870) und 2. Vatikanisches Konzil (1962–1965). Auf der Weltkirchenkonferenz von Vancouver 1983 wurde der ökumenische »konziliare Prozess für Frieden Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung« initiiert, für den sich seither Gremien und Gemeinden der verfassten Kirchen sowie christliche Gruppen und Friedensdienste engagieren.

konziliarer Prozess

Darunter wird der Versuch gesehen, das gegenseitige Verständnis und die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Kirchen auf der Grundlage des gemeinsamen christlichen Glaubens zu fördern und zu stärken. Auf der ökumenischen Weltversammlung in Seoul 1990 wurden Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung als die zentralen sozialethischen Problemfelder benannt, in denen sich die Kirchen für die Zukunft in der Welt engagieren müssen. 

Koran

(arab. Qur’an: Lesung) heißt das heilige Buch der Muslime, das nach muslimischem Glauben dem Propheten Muhammad in arabischer Sprache zwischen 610 und 632 durch den Engel Gabriel offenbart wurde. Der Koran besteht aus 114 Suren (Abschnitten), die der Länge nach angeordnet sind. Am Anfang von 113 Suren steht die Basmala (bzw. Bismillah): »Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen«. Diese wird auch im Alltag häufig verwendet. So werden z. B. Ansprachen, Referate, Widmungen oder Briefe mit ihr eingeleitet.

Korczak, Janusz

(vermutlich *1878 in Warschau), war polnischer Arzt, Schriftsteller und ein bedeutender Pädagoge, der für seinen Einsatz für die Kinder und ihre Rechte weltberühmt wurde. Er begleitete 200 Kinder seines jüdischen Waisenhauses in das Vernichtungslager Treblinka, wo er 1942 starb.

Körperschaft des öffentlichen Rechts

ist eine Bezeichnung für eine Einrichtung oder Organisation, die als juristische Personen des öffentlichen Rechts für den Staat Aufgaben übernehmen, wie z. B. Hochschulen, öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten oder Handwerkskammern. Als juristische Person hat sie Rechte und Pflichten. Auch Religionsgemeinschaften können einen solchen Status verliehen bekommen, wenn sie für den weltanschaulich neutralen Staat Aufgaben übernehmen.

koscher

(hebr.) bedeutet »rein« nach der Halacha. In der jüdischen Küche werden koschere und unreine (trefe) Speisen unterschieden. So darf man nach Lev 11 und 47 und Dtn 14,3–21 bestimmte Tiere, z. B. Schweine, Hasen, Schalentiere, Tintenfische u. a. nicht essen; man darf kein Blut (als Sitz des Lebens) verzehren, daher werden Tiere geschächtet (so geschlachtet, dass sie völlig ausbluten). Man darf nach Dtn 14,21 »das Böcklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen«, d. h. man trennt milchige und fleischige Speisen, benutzt in religiösen Haushalten sogar unterschiedliches Geschirr für beides. Es gibt auch neutrale Lebensmittel, z. B. Eier und Gemüse, die mit beidem kombiniert werden können. Die Beachtung der Speiseregeln ist für Juden in einem nicht-jüdischen Umfeld oft schwierig. Bei einem Essen im Gasthaus oder beim Kauf von Fertigprodukten weiß man meist nicht, welche Zutaten verwendet wurden. In Deutschland gibt es in allen größeren Städten Läden mit koscheren Lebensmitteln.

 

Kreationismus

Kreationisten gehen davon aus, dass die Welt und das Leben durch einen direkten Eingriff Gottes entstanden sind. Sie lesen Gen 1 als einen Tatsachenbericht. In der Auseinandersetzung mit der Evolutionstheorie versuchen sie deshalb nachzuweisen, dass die Tiere »jedes nach seiner Art« entstanden seien und sich dann erst weiterentwickelt hätten (Mikroevolution). Dagegen wird die Makroevolution, also die Entwicklung von einer Art aus einer anderen, abgelehnt.

Kreuzweg

Im 14. Jahrhundert führten in Jerusalem Franziskanermönche Pilger an Leidensstätten Jesu. Nach ihrer Heimkehr bildeten die Pilger diese Kreuzweg-Stationen nach, wobei die Zahl der Stationen zunächst verschieden war. Erst im 16. Jahrhundert setzten sich die auch heute noch üblichen 14 Stationen von Jesu Leidensweg durch (fünf davon ohne Entsprechung im Text der Evangelien): 1. Verurteilung zum Tode, 2. Aufnahme des Kreuzes, 3. der erste Fall unter dem Kreuz, 4. Begegnung mit seiner Mutter, 5. Simon von Cyrenes Hilfe beim Tragen des Kreuzes, 6. Veronika reicht Jesus das Schweißtuch, 7. der zweite Fall unter dem Kreuz, 8. Begegnung mit den weinenden Frauen, 9. der dritte Zusammenbruch unter dem Kreuz, 10. Raub der Kleider Jesu, 11. Jesus wird ans Kreuz genagelt, 12. Tod am Kreuz, 13. Abnahme vom Kreuz und Bettung in den Schoß seiner Mutter, 14. Grablegung des Leichnams Jesu. In der Passionszeit beten vor allem Katholiken Kreuzwegandachten, indem sie die dargestellten Stationen gemeinsam abgehen, an ihnen beten und sich mit dem Leiden Jesu auseinander setzen. In diesem Leiden sehen sie aber auch die Not aller Menschen und nehmen diese in ihr Gebet auf.