Lexikon

Schabbat schalom

ist eine Grußformel, die sich Jüdinnen und Juden am Schabbat (auch: Sabbat), zusprechen. Der hebräische Begriff schalom bedeutet dabei Friede in einem ganz umfassenden Sinn als gutes und gelingendes Leben.  

Schahada

ist das muslimische Glaubensbekenntnis und lautet: »Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Gott gibt und dass Muhammad sein Gesandter ist.« Es begleitet muslimische Männer und Frauen von der Geburt bis zum Tod. Wer zum Islam übertritt (konvertiert), muss es vor Zeugen sprechen.

Schalom

(hebräisch) wird meist mit Friede übersetzt, bedeutet aber mehr als das, was wir normalerweise unter Friede verstehen. Schalom wird als eine Gabe Gottes an die Menschen angesehen und umfasst neben Frieden zum Beispiel auch Gerechtigkeit, Freiheit und Glück. Schalom bezeichnet also ein rundum gutes und gelingendes Leben. Dies wünscht man auch, wenn man jemanden mit »Schalom« grüßt.

Schawuot

(Wochenfest) ist im Judentum das »Fest der ersten Feldfrüchte«. Vor allem aber erinnert man sich an diesem Tag an die Offenbarung der Zehn Gebote auf dem Berg Sinai. Zusammen mit Pessach und Sukkot (dem Laubhüttenfest) gehört es zu den Wallfahrtsfesten, also zu den Festen, die zur Zeit der beiden Tempel mit einer Wallfahrt nach Jerusalem und Opfern im Tempel begangen wurden. Nach Apg 2 fand an Schawuot das Pfingstereignis statt: das erste öffentliche Auftreten der Jünger Jesu, die dank der Kraft des Heiligen Geistes Menschen verschiedenster Herkunft und Sprache erreichen und vom Glauben an Jesus Christus überzeugen konnten.

Schechina

(hebr. Einwohnung): In jüdisch-rabbinischer Tradition, besonders auch in jüdischer Mystik, wird mit diesem Begriff, der auch als Gottesname verwendet wird, die Gegenwart Gottes in seinem Volk bezeichnet; seine Präsenz auf der Wüstenwanderung, sein Wohnen im Tempel, sein Mitgehen ins Exil, schließlich auch sein Mitleiden in den Gaskammern von Auschwitz. Manche Autoren gehen so weit, zu sagen, dass die Schechina mit Israel auf Erlösung wartet. Hier gibt es hinsichtlich des Gottesverständnisses Anknüpfungspunkte für ein Gespräch mit christlich-trinitarischer Theologie.

Scheler, Max

(*1874, †1928) war ein deutscher Philosoph. Er beschäftigte sich mit einer Vielzahl unterschiedlicher Themen, z. B. der Ethik, der Anthropologie (Lehre vom Menschen), der Soziologie (Lehre von der Gesellschaft) und, gegen Ende seines Lebens, der Metaphysik (Lehre vom Übersinnlichen).

Schilfmeer

Der Ort, an dem Israel seine grundlegende Erfahrung der Befreiung macht, ist jedenfalls nicht das »Rote Meer«, wie manche denken. Man weiß nicht, wo dieses »Meer« liegt, so wie man nicht weiß, welche Route die Israeliten durch die Wüste genommen haben.

Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst

Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst (1768–1834) war protestantischer Theologe, Altphilologe, Philosoph, Publizist, Staatstheoretiker, Kirchenpolitiker und Pädagoge. Nach seinem Verständnis gründet Religion auf dem Gefühl schlechthinniger Abhängigkeit. Indem er die christliche Glaubenslehre aus dem Selbstbewusstsein des Menschen begründet, verbindet er Religion und Kultur miteinander. Schleiermacher wird als »Kirchenvater des 19. Jahrhunderts« und als Begründer der modernen Theologie gesehen. Wichtige Werke sind: »Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern« und seine »Glaubenslehre«.

Schmid, Wilhelm

(*1953), ist ein deutscher Philosoph, der sich schwerpunktmäßig mit Fragen der Lebenskunst, z. B. Glück und Unglück, Sinn, Gelassenheit beschäftigt.

Schnädelbach, Herbert

(*1936) ist ein deutscher Philosoph. Er lehrte in Frankfurt, Hamburg und Berlin. Mit einem religionskritischen Artikel in der ZEIT löste er 2000 eine öffentliche Diskussion über das Christentum aus. 

Schnorr von Carolsfeld, Julius

(1794–1872) war ein Maler der deutschen Romantik. Besonders bekannt sind seine 240 Bibelillustrationen, die für lange Zeit die volkstümliche Rezeption biblischer Geschichten prägten. 

Schoa

Schoa (auch Shoah, hebr. großes Unheil, Verwüstung, Zerstörung) bezeichnet den Versuch, die Vernichtung von über 6 Millionen Jüdinnen und Juden durch die Nationalsozialisten auf einen Begriff zu bringen. Er wird von vielen als angemessener angesehen als der oft synonym verwendete Begriff »Holocaust«, da damit nach Gen 22 und Lev 1 ein »Ganz-« bzw. »Brandopfer« gemeint ist. Somit unterstelle die Bezeichnung »Holocaust« indirekt einen positiven religiösen Sinn des Geschehens, kennzeichne die ermordeten Jüdinnen und Juden ausschließlich als wehrlose Opfer und übernehme damit die Perspektive der Täter.

Scholl

Die Geschwister Hans (* 1918) und Sophie (* 1921) Scholl gehörten während des 2. Weltkriegs der studentischen Widerstandsgruppe »Weiße Rose« an. Beim Verteilen von Flugblättern gegen das nationalsozialistische Regime wurden sie am 18. Februar 1943 in der Münchner Universität verhaftet; vier Tage später wurden sie hingerichtet.

Schopenhauer, Arthur

Schopenhauer, Arthur (1788–1860) war ein deutscher Philosoph. Er beschreibt den Menschen als einen von einem unbewussten Willen zum Leben Getriebenen. Seine Philosophie ist von Hinduismus und Buddhismus beeinflusst. Leben bedeutet für ihn Leiden. Dieses Leiden lässt sich endgültig nur überwinden durch die Entsagung aller Wünsche bzw. der Verneinung des Willens zum Leben. Diese Gedanken entfaltet er vor allem in seinem Hauptwerk »Die Welt als Wille und Vorstellung«.

Schorlemmer, Friedrich

(*1944), ist ein deutscher evangelisch-lutherischer Theologe und Bürgerrechtler. Für sein Engagement als DDR-Bürgerrechtler erhielt er 1993 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Von 1992 bis 2007 war er Studienleiter an der Evangelischen Akademie Wittenberg.

Schriftgelehrte

sind in neutestamentlicher Zeit eine einflussreiche Gruppierung, die als Schriftkundige, -forscher und Kommentatoren der jüdischen Überlieferung zu den Lehrern des Volkes werden. Wer selbst ein Schriftgelehrter werden wollte, musste lange und gründlich studieren (Priester wurde man durch Geburt). Zur Zeit Jesu sind Hillel und Schammai die beiden wichtigsten Schuloberhäupter unter ihnen. Da das jüdische Gesetz für alle Lebensbereiche wichtig ist, haben die Schriftgelehrten auch richterliche Befugnisse. Viele Schriftgelehrte sind Pharisäer.

Schritte ethischer Urteilsfindung

Das Modell des Theologen H. E. Tödt schlägt folgende »Schritte ethischer Urteilsfindung« vor: Problemfeststellung (Worin genau besteht das Problem? Inwiefern betrifft es mich? Warum fordert es ein ethisches Urteil?), Situationsanalyse (In welchem – politischen, gesellschaftlichen, persönlichen etc. – Zusammenhang liegt das Problem vor? Welche Situation ergibt sich daraus?), Erörtern von Verhaltensalternativen (Welche alternativen Handlungsmöglichkeiten bestehen? Welche Folgen sind jeweils zu erwarten?), Normenprüfung (Welche der vorgegebenen Normen sind für das Problem relevant? Welche Normen sollen für das Problem als verbindlich gelten?), Urteilsentscheid (Welche der Handlungsalternativen entspricht den als gültig erachteten Normen am ehesten?), rückblickende Kontrolle (Erscheint im Rückblick die getroffene Entscheidung ethisch als angemessen?).

Schtetl

(jiddisch: Städtlein) ist die Bezeichnung für eine jüdische, zumeist ländliche Kleinstadtgemeinde in Osteuropa in einer nicht-jüdischen Umgebung. Das Leben im Schtetl war durch große Armut und Enge gekennzeichnet, aber auch durch große Lebensfreude, innige Frömmigkeit (Chassidismus) und eigene Kultur. Hier entwickelte sich die aschkenasische Tradition des Judentums weiter als ein »in Lumpen gehülltes Königreich des Geistes«, deren Bewohner ihre charakteristische Kleidung trugen, Jiddisch sprachen und sich dem Studium der heiligen Schriften widmeten. Die Aufklärung und die Emanzipation der Juden in Westeuropa gingen an den Schtetln spurlos vorüber. Mit der russischen Revolution (1905–1907) und v. a. der  Schoa wurde die Schtetl-Kultur in Osteuropa vernichtet. Die Bilder Marc Chagalls machten vor allem das russische Schtetl seiner Kindheit weltberühmt.

Schwärmer

werden – nicht zuletzt von Martin Luther – die Anhänger des Flügels der Reformation genannt, der in der Tradition christlicher Mystik von einem unmittelbaren Wirken des Heiligen Geistes in den Menschen ausgeht und die reformatorische Freiheit auch gesellschaftspolitisch umsetzen will. Besonders bekannt ist Thomas Müntzer, der es, anders als Luther, in den Bauernkriegen für legitim hielt, mit revolutionärer Gewalt gegen soziale Missstände anzukämpfen und versuchte, hierfür die Massen zu mobilisieren.

schwarzes Feuer auf weißem Feuer

In der jüdischen Hermeneutik werden die Buchstaben der Tora metaphorisch als »schwarzes Feuer« gedeutet und die vielfältig zu füllenden Leerstellen, die Zwischenräume auf dem Pergament zwischen diesen Schriftzeichen als »weißes Feuer«, das mindestens so hell lodert und ebenso bedeutsam ist wie das, das geschrieben steht.

Sechs-Tage-Krieg

Sechs-Tage-Krieg bezeichnet die militärische Auseinandersetzung im Nahostkonflikt zwischen Israel und den arabischen Staaten Ägypten, Syrien und Jordanien vom 5. bis 10. Juni 1967. Israel konnte seinen Anspruch auf Teile der Sinai-Halbinsel und des Westjordanlandes durchsetzen.

Sekte

Sekte (lat. secta: Richtung; oder sequi: folgen; oder secare: abschneiden) bezeichnet ursprünglich die Abspaltung einer Religion von ihrer Mutterreligion.   

selbsterfüllende Prophezeiung

(engl. self-fulfilling prophecy) bezeichnet den Effekt, dass die Vorannahmen einer Person unbewusst dazu führen, dass ein bestimmtes Verhalten oder Ergebnis bei einem selbst oder bei anderen auch wirklich eintritt. So kann z. B. die Vorannahme, dass man etwas Bestimmtes kann oder nicht kann, das eigene Verhalten so beeinflussen, dass das Erwartete tatsächlich geschieht, selbst wenn man von einer eigentlich falschen Tatsache ausgegangen ist. Ebenso können Annahmen über andere Menschen unbewusst mein Verhalten gegenüber ihnen so beeinflussen, so dass sie sich schließlich auch so verhalten, wie ich es ursprünglich vermutet habe.

Selbstkonzept

Dieser Begriff wird z. T. synonym zum Begriff Selbstwertgefühl verwendet. Präzise verwendet beschreibt Selbstkonzept die eigene Selbstwahrnehmung von Personen sowie das reflexive Wissen über sich selbst (z. B. über Interessen, Neigungen und typische Verhaltensweisen), während sich Selbstwertgefühl primär auf die Bewertung dieses Wissens bezieht.

Sen, Amartya

Sen, Amartya (*1933 in Bengalen) ist Professor für Wirtschaft und Philosophie in Harvard und Cambridge. Er setzt sich für Gerechtigkeit und Solidarität in der Wirtschaft ein und hat für seine Forschung 1998 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten.

Sephardim

ist im Mittelalter der Name für die ursprünglich in Spanien ansässigen Juden und davon abgeleitet für die vom spanischen Judentum geprägte Kultur und Tradition im Unterschied zur aschkenasischen Tradition des osteuropäischen Judentums.

Septuaginta

Griechische Übersetzung der Hebräischen Bibel: Sie entstand ca. 250–100 v. Chr. im hellenistischen Judentum (Alexandria) und war die Fassung der Bibel, die den ersten Christen vorlag.

Sexistisch

nennt man Denk- und Verhaltens­weisen, die einen Menschen wegen seines Ge­schlechts abwerten oder benachteiligen.