Lexikon

Antike

(von lat. antiquus: alt, altertümlich) bezeichnet eine wichtige Epoche des Altertums im Mittelmeerraum. Sie reichte etwa von 1200 v. Chr. (bei engerer Eingrenzung von 800 v. Chr.) bis ca. 600 n. Chr. In dieser Zeit herrschte zunächst die griechische und später die römische Kultur vor, die zusammen mit dem Christentum Europa (also das damalige Abendland) stark beeinflusst und mitgeprägt hat.

Antisemitismus

ist ein Sammelbegriff für verschiedene Formen der Judenfeindschaft. Im engeren Sinne bezeichnet er die pseudowissenschaftliche, biologistische Rassentheorie aus dem 19. und 20. Jh., wonach Juden ihrem »Blut« nach (sozusagen »genetisch«) »minderwertig« seien. Dieser rassistische Antisemitismus konnte auf lange Traditionen eines christlichen Antijudaismus zurückgreifen. Allerdings entstammen die polemisch-abwertenden Stellen im Neuen Testament ursprünglich der lebendigen Auseinandersetzung innerhalb des Judentums (Jesus und Paulus waren ja Juden) und wurden in einer Zeit verschriftlicht, als die Christengemeinde selbst noch verfolgte Minderheit war. Nach der wurden diese judenfeindlichen Stellen zum todbringenden Argument gegen die Juden: »Gottesmörder«. Heute herrschen in Deutschland oft eher unterschwellige oder geschickt versteckte Formen des Antisemitismus vor; bei genauerer Wahrnehmung lassen sich aber auch hier manche der typischen Klischees, Denkmuster und Stereotypen der Vergangenheit wiedererkennen.

Apokalypse

(griech. apokalyptein: enthüllen, offenbaren) bzw. Offenbarung des Johannes heißt das letzte Buch der Bibel, entstanden zwischen 90 und 138 n. Chr. Der Verfasser will nach eigenen Angaben den kleinasiatischen Christengemeinden während einer Christenverfolgung von der Insel Patmos aus Mut machen, indem er in gewaltigen Bildern und Visionen schildert, wie Christus – nach einer Zeit schwerer Kämpfe und Leiden – wiederkommt, die feindlichen Mächte besiegt und ein Friedensreich errichtet. Apokalyptische Literatur mit Visionen vom Ende der Geschichte und von den Schrecken und Grausamkeiten, die diesem vorausgehen, gibt es seit ca. der Mitte des 2. Jh.s v. Chr. auch schon in der jüdischen Tradition, z. B. die Bücher Daniel und Henoch.

apokalyptisch

apokalyptisch bedeutet im engeren Sinn: auf die Apokalypse des Johannes bezogen. Allgemein beschreibt der Begriff auch ein (katastrophales) Weltende und wird daher auch in Bezug auf besonders verheerende Katastrophen verwendet.

apokalyptisch

bedeutet im engeren Sinn: auf die Apokalypse des Johannes bezogen. Allgemein beschreibt der Begriff auch ein (katastrophales) Weltende und wird daher auch in Bezug auf besonders verheerende Katastrophen verwendet.

apokryph

Bücher, die den biblischen Schriften nahe stehen, aber nicht zum verbindlichen Bestand der Bibel gehören. Die apokryphen Schriften Judit, Weisheit Salomos, Tobit, Jesus Sirach, Baruch, 1. und 2. Makkabäerbuch sowie Zusätze zu Ester und Daniel werden in katholischen und orthodoxen Bibeln zum Alten Testament gezählt, in lutherischen Bibelausgaben sind sie manchmal mit abgedruckt (Luther hielt die Apokryphen für gut und nützlich zu lesen). Darüber hinaus gibt es auch neutestamentliche Apokryphen, z. B. das Thomasevangelium, das eine Sammlung von Aussprüchen Jesu enthält.

Aporie

(griech.: Weglosigkeit): Denkunmöglichkeit, unlösbares Problem.

Apostel

waren die Prediger der ersten Christen. Sie erzählten die Botschaft von Jesus Christus weiter. Daher auch ihr Namen, denn griechisch apostolos bedeutet Gesandter. Ursprünglich war der Kreis der Apostel geöffnet. Zu ihm zählten neben Paulus und Petrus auch unbekannte Männer und Frauen (z. B. Junia, deren Name in Apg in den Männernamen Junias geändert wurde) und Andron. Noch am Ende des 1. Jahrhunderts gab es wandernde Apostel. Der Evangelist Lukas jedoch spricht von zwölf Aposteln (zwölf Jüngern), die von Jesus ernannt worden sind. Sie bildeten die erste Kirchenleitung.

apostolisch

Mit diesem Begriff soll ausgesagt werden, dass etwas im Sinne der Apostel ist oder von ihnen ausgeht. Mit der Bezeichnung »apostolisches Glaubensbekenntnis« will man also sagen, dass es dem Glauben der Apostel entspricht. In der katholischen Kirche bedeutet apostolisch oft auch päpstlich, weil sich der Papst als Nachfolger des Apostels Petrus sieht.

Araber

Als Araber werden heute meist arabisch-sprachige Menschen bezeichnet, die größtenteils im Nahen Osten und in Nordafrika leben. Im Zusammenhang mit dem Palästina-Konflikt wird der an sich neutrale Begriff »Araber« aber auch zur polemischen Abgrenzung eingesetzt, weil er suggeriert, dass es eine palästinensische Nation nie gegeben habe (sondern eben nur »Araber«) und es folglich auch keine »Palästinenser« geben könne. Bewusst ignoriert wird damit auch, dass es Palästinenser mit einem israelischen Pass gibt. – Ähnliches gilt umgekehrt z. B. bei der Bezeichnung Israels als »Palästina«.

Arabisch

Da die Ursprache des Korans Arabisch ist, erlangte diese Sprache durch die Ausbreitung des Islam (ab dem 7. Jh.) große Bedeutung. In der Regel wurde sie mit der Einführung des Islam als Schriftsprache übernommen. Seit dem Mittelalter entwickelten sich unterschiedliche Dialekte, unter anderem Irakisch, Syrisch und Ägyptisch. Wie auch im Hebräischen besteht die Schrift des Arabischen nur aus Konsonanten. Die Vokale werden mündlich hinzugefügt. Für die Umschrift arabischer Wörter existieren sehr unterschiedliche Schreibweisen, z. B. Hadjj/Hadsch/Hajj,  Muhammad/Mohammed usw.

Arabischer Frühling

Arabischer Frühling: Der Begriff bezeichnet die Massenproteste und Aufstände in arabischen Ländern. Diese Proteste entwickelten sich nach der Selbstverbrennung eines verzweifelten jungen Tunesiers 2010 und breiteten sich nicht zuletzt durch digitale bildliche Kommunikation (z. B. durch Handy-Bilder) rasch aus. Der Schwerpunkt lag auf dem Frühjahr 2011. Die Metapher des »Arabischen Frühlings« bringt zum Ausdruck, dass diese Proteste bei vielen Menschen die Hoffnung auf eine Demokratisierung repressiver arabischer Staaten bzw. eine Durchsetzung von Menschenrechten geweckt hatten.

Arabischer Frühling

Der Begriff bezeichnet die Massenproteste und Aufstände in arabischen Ländern. Diese Proteste entwickelten sich nach der Selbstverbrennung eines verzweifelten jungen Tunesiers 2010 und breiteten sich nicht zuletzt durch digitale bildliche Kommunikation (z.B. durch Handy-Bilder) rasch aus. Der Schwerpunkt lag auf dem Frühjahr 2011. Die Metapher des »Arabischen Frühlings« bringt zum Ausdruck, dass diese Proteste bei vielen Menschen die Hoffnung auf eine Demokratisierung repressiver arabischer Staaten bzw. eine Durchsetzung von Menschenrechten geweckt hatten.

Aramäisch

Das Aramäische ist als semitische Sprache eng mit dem Hebräischen verwandt; es ist seit dem 9. Jh. v. Chr. nachweisbar und war zur Zeit Jesu die Volkssprache in dem Land, in dem Jesus lebte. Hebräisch war den kultischen (religiösen) Zusammenhängen vorbehalten. 

Area 51

ist eine lange Zeit streng geheim gehaltene militärische Forschungs- und Entwicklungseinrichtung des US-Militärs, die sich in einer Sperrzone in Nevada befindet. Um sie ranken sich viele Verschwörungstheorien über angebliche geheime Tests mit Außerirdischen und deren Ufos.

Arendt, Hannah

(* 1906 bei Hannover, † 1975 in New York), war eine jüdische deutsch-amerikanische politische Theoretikerin, Dozentin für Philosophie und Publizistin. Nach ihrer Emigration aus Nazi-deutschland erhielt sie 1951 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Sie veröffentlichte zahlreiche philosophische und politikwissenschaftliche Werke; besonders bekannt und umstritten sind ihre Aufzeichnungen anlässlich des Prozesses gegen Eichmann 1961 (»Eichmann in Jerusalem«), an dem sie als Bericht­erstatterin teilnahm. Hier bildete sie ihre Theorie von der »Banalität des Bösen«.

Areopag

Der Areopag ist ein nach dem Kriegsgott Ares benannter, 115 m hoher Felshügel in Athen. Die älteste Ratsversammlung Athens, die hier tagte, erhielt ihren Namen von dem Ort. Der Areopag diente vermutlich zunächst als Beratungsorgan für die Könige und für hohe Beamte, später als einflussreiches Leitungs- und Gerichtsgremium. Aus der Apostelgeschichte des Lukas geht nicht eindeutig hervor, ob Paulus in seiner Areopagrede (Apg 17,16–34) nur auf dem Hügel als einer zentralen, für Reden geeigneten Stätte oder vor dem gleichnamigen Gremium spricht. Tatsächlich aber spricht Paulus vor einem Publikum, zu dem sowohl Stadtvolk als auch Philosophen gehören, deren Reaktion auf die Rede in Apg 17,32 geschildert wird.

Arhat

Arhat (sanskr.: der Würdige) nennt man einen Menschen, der dem Ideal des Theravada-Buddhismus entspricht. Die Theravadins sind der Überzeugung, dass jeder nur für seine eigenen Handlungen verantwortlich ist, weswegen sie nicht wie im Mahayana dem Bodhisattva-Ideal folgen, sondern sich um ihr eigenes Erwachen bemühen. 

Arierparagraph

Im kurz nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 verabschiedeten »Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« wurde der »Arierparagraph« erstmals ausformuliert. Er verbot die Beschäftigung von »Nichtariern« im öffentlichen Dienst, was sich vor allem gegen Beamte und Angestellte jüdischen Glaubens richtete. Durch diese Maßnahme wurden jüdische Bürger systematisch aus allen Bereichen der Gesellschaft verdrängt. Mehrere evangelische Landeskirchen übernahmen den Arierparagraphen später in ihre eigenen Kirchengesetze: »Wer nicht arischer Abstammung oder mit einer Person nichtarischer Abstammung verheiratet ist, darf nicht als Geistlicher und Beamter berufen werden. Geistliche und Beamte arischer Abstammung, die mit einer Person nichtarischer Abstammung die Ehe eingehen, sind zu entlassen.« (§2 des Kirchengesetzes der preußischen Landeskirche vom 6.9.1933).

Aristoteles

(* 384 v. Chr., † 322) gilt neben Sokrates und Platon als bedeutendster Philosoph der griechischen Antike und als Begründer der abendländischen Wissenschaft. Er beschäftigte sich u. a. mit Fragen der Ethik, der Politik, der Logik, der Dichtung, der Naturwissenschaft sowie der Metaphysik und war Erzieher von Alexander dem Großen. In einem seiner Hauptwerke, der Nikomachischen Ethik, vertritt er die Sicht, dass das Ziel des Menschen Eudämonia, d. h. ein glückliches, gelingendes bzw. erfülltes Leben, sei (Eudämonismus). Dieses ist nach Aristoteles möglich, wenn der Mensch seiner Wesensbestimmung gemäß lebt, also als Vernunfts- und Gemeinschaftswesen. Deshalb muss er seine Verstandes­tugenden und ethischen Tugenden dauerhaft ausbilden und gebrauchen.

Armstrong, Lance

* 1971, ist ein US-amerikanischer Profirennfahrer; aufgrund von Dopingverfahren wurden ihm 2012 alle Titel seit 1998 entzogen; 2013 gab er in einem Fernsehinterview bei Oprah Winfrey erstmals den Dopingmissbrauch öffentlich zu. Bis dahin war er gegen Zeugen, die ihn des Dopings bezichtigt hatten, schonungslos juristisch und medial vorgegangen.

Artemis

ist in der griechischen Mythologie die Göttin der Jagd und des Mondes und gilt als Beschützerin der Frauen und Mädchen sowie als Helferin bei der Niederkunft, trägt aber auch Züge einer Todesgöttin. Sie ist der Sage nach Tochter von Zeus und Leto und Schwester von Apollo. Ein besonderer Kultort für Artemis war Ephesus in Kleinasien.

Aschkenasim

ist im Mittelalter eine geläufige Selbstbezeichnung für zunächst vor allem im deutschen Raum beheimatete Juden (im Unterschied zu den ursprünglich in Spanien ansässigen Sepharden). Im Zuge der Kreuzzüge und der Pestpogrome flohen Überlebende nach Osteuropa und begründeten dort die Tradition des osteuropäischen Judentums mit seiner Schtetl-Kultur, der typischen Kleidung und dem Jiddischen als Sprache.

Askese

ist die Übung der Disziplinierung aller Lebens­bereiche. Einfache Kleidung, Nahrung und Behausung gehören zu den äußeren Kennzeichen. Zurückhaltung im Sprechen oder sogar im Denken gehören bisweilen auch dazu. Asketische Traditionen gibt es in vielen Religionen.

Asketen

nennt man Menschen, die streng enthaltsam leben und (oft aus religiösen Gründen) auf Essen, Trinken, Wohnung, Schlaf, Kleidung, Besitz und Geschlechtsverkehr verzichten.

Asyl

(lat. asylum: Zufluchtsort) ist ein Ort, an dem man Schutz vor Gewalt, Krieg, Terror und Verfolgung findet. Das Recht auf Asyl ist in Deutschland grundlegend von der Verfassung (Art. 16 a Grundgesetz) geschützt.

Atheismus

(griech. a-theos: nicht göttlich, gottlos): Bestreitung der Existenz Gottes bzw. eines transzendenten Wesens. Im Unterschied zum sog. praktischen Atheismus (Alltagsatheismus), der sich die Frage nach Gott im Alltag gar nicht stellt (religiöser Indifferentismus), führt der theoretische Atheismus rationale Gründe für die Leugnung einer göttlichen Instanz an. Wichtige Vertreter des neuzeitlichen Atheismus sind Ludwig Feuerbach (Gott als Projektion des Menschen; hier wird allerdings die göttliche Würde des menschlichen Wesens selbst postuliert, so dass man statt von Atheismus auch von Anthropotheismus spricht), Karl Marx (Religion als »Opium des Volkes« bewirkt, dass Menschen sich nicht gegen ungerechte Verhältnisse auflehnen), Sigmund Freud (Gottesglaube als kindliche Illusion hindert Menschen daran, mündig, frei und erwachsen zu werden), Friedrich Nietzsche (Proklamation des Todes Gottes im Namen des freien, vitalen »Übermenschen«). Als Gegenbewegung zu fundamentalistischen Bewegungen (z. B. Kreationismus) polemisieren gegenwärtig Vertreter eines »neuen Atheismus« im Namen von Wissenschaft und Humanität gegen Religion und Kirche.