Lexikon

Arhat

Arhat (sanskr.: der Würdige) nennt man einen Menschen, der dem Ideal des Theravada-Buddhismus entspricht. Die Theravadins sind der Überzeugung, dass jeder nur für seine eigenen Handlungen verantwortlich ist, weswegen sie nicht wie im Mahayana dem Bodhisattva-Ideal folgen, sondern sich um ihr eigenes Erwachen bemühen. 

Arierparagraph

Im kurz nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 verabschiedeten »Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« wurde der »Arierparagraph« erstmals ausformuliert. Er verbot die Beschäftigung von »Nichtariern« im öffentlichen Dienst, was sich vor allem gegen Beamte und Angestellte jüdischen Glaubens richtete. Durch diese Maßnahme wurden jüdische Bürger systematisch aus allen Bereichen der Gesellschaft verdrängt. Mehrere evangelische Landeskirchen übernahmen den Arierparagraphen später in ihre eigenen Kirchengesetze: »Wer nicht arischer Abstammung oder mit einer Person nichtarischer Abstammung verheiratet ist, darf nicht als Geistlicher und Beamter berufen werden. Geistliche und Beamte arischer Abstammung, die mit einer Person nichtarischer Abstammung die Ehe eingehen, sind zu entlassen.« (§2 des Kirchengesetzes der preußischen Landeskirche vom 6.9.1933).

Aristoteles

(* 384 v. Chr., † 322) gilt neben Sokrates und Platon als bedeutendster Philosoph der griechischen Antike und als Begründer der abendländischen Wissenschaft. Er beschäftigte sich u. a. mit Fragen der Ethik, der Politik, der Logik, der Dichtung, der Naturwissenschaft sowie der Metaphysik und war Erzieher von Alexander dem Großen. In einem seiner Hauptwerke, der Nikomachischen Ethik, vertritt er die Sicht, dass das Ziel des Menschen Eudämonia, d. h. ein glückliches, gelingendes bzw. erfülltes Leben, sei (Eudämonismus). Dieses ist nach Aristoteles möglich, wenn der Mensch seiner Wesensbestimmung gemäß lebt, also als Vernunfts- und Gemeinschaftswesen. Deshalb muss er seine Verstandes­tugenden und ethischen Tugenden dauerhaft ausbilden und gebrauchen.

Armstrong, Lance

* 1971, ist ein US-amerikanischer Profirennfahrer; aufgrund von Dopingverfahren wurden ihm 2012 alle Titel seit 1998 entzogen; 2013 gab er in einem Fernsehinterview bei Oprah Winfrey erstmals den Dopingmissbrauch öffentlich zu. Bis dahin war er gegen Zeugen, die ihn des Dopings bezichtigt hatten, schonungslos juristisch und medial vorgegangen.

Artemis

ist in der griechischen Mythologie die Göttin der Jagd und des Mondes und gilt als Beschützerin der Frauen und Mädchen sowie als Helferin bei der Niederkunft, trägt aber auch Züge einer Todesgöttin. Sie ist der Sage nach Tochter von Zeus und Leto und Schwester von Apollo. Ein besonderer Kultort für Artemis war Ephesus in Kleinasien.

Aschkenasim

ist im Mittelalter eine geläufige Selbstbezeichnung für zunächst vor allem im deutschen Raum beheimatete Juden (im Unterschied zu den ursprünglich in Spanien ansässigen Sepharden). Im Zuge der Kreuzzüge und der Pestpogrome flohen Überlebende nach Osteuropa und begründeten dort die Tradition des osteuropäischen Judentums mit seiner Schtetl-Kultur, der typischen Kleidung und dem Jiddischen als Sprache.

Askese

ist die Übung der Disziplinierung aller Lebens­bereiche. Einfache Kleidung, Nahrung und Behausung gehören zu den äußeren Kennzeichen. Zurückhaltung im Sprechen oder sogar im Denken gehören bisweilen auch dazu. Asketische Traditionen gibt es in vielen Religionen.

Asketen

nennt man Menschen, die streng enthaltsam leben und (oft aus religiösen Gründen) auf Essen, Trinken, Wohnung, Schlaf, Kleidung, Besitz und Geschlechtsverkehr verzichten.

Asyl

(lat. asylum: Zufluchtsort) ist ein Ort, an dem man Schutz vor Gewalt, Krieg, Terror und Verfolgung findet. Das Recht auf Asyl ist in Deutschland grundlegend von der Verfassung (Art. 16 a Grundgesetz) geschützt.

Atheismus

(griech. a-theos: nicht göttlich, gottlos): Bestreitung der Existenz Gottes bzw. eines transzendenten Wesens. Im Unterschied zum sog. praktischen Atheismus (Alltagsatheismus), der sich die Frage nach Gott im Alltag gar nicht stellt (religiöser Indifferentismus), führt der theoretische Atheismus rationale Gründe für die Leugnung einer göttlichen Instanz an. Wichtige Vertreter des neuzeitlichen Atheismus sind Ludwig Feuerbach (Gott als Projektion des Menschen; hier wird allerdings die göttliche Würde des menschlichen Wesens selbst postuliert, so dass man statt von Atheismus auch von Anthropotheismus spricht), Karl Marx (Religion als »Opium des Volkes« bewirkt, dass Menschen sich nicht gegen ungerechte Verhältnisse auflehnen), Sigmund Freud (Gottesglaube als kindliche Illusion hindert Menschen daran, mündig, frei und erwachsen zu werden), Friedrich Nietzsche (Proklamation des Todes Gottes im Namen des freien, vitalen »Übermenschen«). Als Gegenbewegung zu fundamentalistischen Bewegungen (z. B. Kreationismus) polemisieren gegenwärtig Vertreter eines »neuen Atheismus« im Namen von Wissenschaft und Humanität gegen Religion und Kirche.

Aufklärung

als Epochenbezeichnung bezieht sich vor allem auf die Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts. Gemäß dem Wahlspruch Immanuel Kants »Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!« waren die Aufklärer davon überzeugt, dass mit den Mitteln der Vernunft alte Vorstellungen und Vorurteile über die Welt durch kritische Prüfung überwunden werden können und der Mensch sich so zum Positiven weiterentwickeln wird. Grundlage aller Erkenntnis sollte das sinnlich Wahrnehmbare sein, das mithilfe des Verstandes geordnet wird. Dies führte zu einem immensen Fortschritt in den Naturwissenschaften und der Technik. Damit richteten sich die Aufklärer gegen übernatürliche Erklärungen von Welt, Staat und Gesellschaft. Im Zentrum standen nun die Gleichheit und Freiheit aller Menschen und der Toleranz-Gedanke. Dieses neue Denken wurde auch auf die Religion übertragen: Gott habe zwar die Welt in Gang gesetzt und sinnvoll eingerichtet, greife aber seitdem nicht mehr in das Weltgeschehen ein (Deismus). Entsprechend wurden Wunder abgelehnt bzw. mithilfe von Naturwissenschaft und historisch-kritischer Forschung erklärt. Sinn der Religion sei es, moralisches Verhalten und Tugenden wie Nächstenliebe zu fördern.

Augsburger Bekenntnis

1530 versuchte Kaiser Karl V. auf dem Augsburger Reichstag die kirchliche Einheit wiederherzustellen. Die evangelischen Stände legten eine von Philipp Melanchthon verfasste Bekenntnis­schrift vor: die Confessio Augustana – das Augs­burger Bekennt­nis. Da sie ursprünglich nicht als bleibendes Dokument des evangelischen Glaubens gedacht war, betonte sie das Gemeinsame von lutherischer und katholischer Lehre stärker als das Trennende. Trotz vielfacher Annäherung scheiterte der Versuch der Kircheneinigung. Die Confessio Augustana wurde von nun an Grundlage der lutherischen Landeskirchen.

Augustinerorden

Augustiner werden verschiedene katholische Ordensgemeinschaften genannt, die nach der »Augustinerregel« leben. Diese entstand im 8. Jahrhundert und beruhte auf den Schriften des als Heiligen verehrten Augus­tinus. Zu den Augustinern zählen unter anderem die Augustiner-Eremiten, ein im 12. / 13. Jahr­hundert entstandener Bettelorden, dem Martin Luther angehörte.

Augustinus

(354–439) war einer der bedeutendsten christlichen Theologen und Philosophen der Spätantike und wird häufig als Vater der abendländischen Theologie angesehen.

Autonomie

(griech. autos: selbst und nomos: Gesetz, Regel): Selbstbestimmung

Avatar

Grafischer Stellvertreter einer echten Person im Internet, z. B. in einem Sozialen Netzwerk, bzw. eine digitale Kunstfigur, z. B. in einem Computerspiel. In Rollenspielen können Avatare oft individuell zusammengestellt und weiter entwickelt werden.

Baal

(Herr, Gott) ist eine altorientalische Regen- und Fruchtbarkeitsgottheit, die in Kanaan vor der Einwanderung der Israeliten verehrt wurde. Auch später war der Baalskult für die Israeliten immer wieder attraktiv, was die Propheten aufs Schärfste kritisierten. Das Symbol für Baal ist der Stier; auch in der Geschichte vom Goldenen »Kalb« spiegelt sich die Auseinandersetzung mit der Baalsver­ehrung.

Baalskult

Baal (Herr, Gott) ist eine altorientalische Regen- und Fruchtbarkeitsgottheit, die in Kanaan vor der Einwanderung der Israeliten verehrt wurde. Auch später war der Baalskult für die Israeliten immer wieder attraktiv, was die Propheten aufs Schärfste kritisierten. Das Symbol für Baal ist der Stier; auch in der Geschichte vom Goldenen »Kalb« spiegelt sich die Auseinandersetzung mit der Baalsverehrung.

Babylon

(hebräisch: Babel) war die Hauptstadt Babyloniens und ist heute eine Ruinenstadt im Irak. Unter Nebukadnezar II. (ca. 605–562 v.Chr.) wurde sie zur Weltstadt ausgebaut. Ausgrabungen der Deutschen Orientgesellschaft konnten Anfang des 20. Jahrhunderts Teile der Stadt freilegen, u. a. das Ischtar-Tor, die Prozessionsstraße, den Tempelbezirk des Marduk, den babylonischen Tempelturm und vielleicht Teile der berühmten hängenden Gärten.
Nach der Eroberung und Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier wurde die jüdische Oberschicht nach Babylon verschleppt, wo sie von ca. 587 bis 537 v. Chr. im Exil lebte. Dort begegneten die Israeliten vermutlich auch den riesigen Stufentürmen (Zikkurat), die möglicherweise als Vorbild für die Geschichte vom Turmbau zu Babel dienten.

Babylonischer Talmud

Babylonischer Talmud: Der Talmud, neben dem TaNaCh das bedeutendste Schriftwerk des Judentums, ist eine Sammlung von Ausführungen und Diskussionen der mündlichen Tora. Er ist im Wesentlichen in zwei Fassungen, dem Jerusalemer und dem Babylonischen Talmud, überliefert, von denen letzterer die umfangreichere und wirkmächtigere ist.

Bach, Johann Sebastian

(1685–1750) ist einer der bedeutendsten deutschen Komponisten, der in der Kirchenmusik bis heute eine zentrale Rolle spielt. Er wirkte viele Jahre als Kantor in der Thomaskirche in Leipzig und komponierte eine Fülle von Kantaten, Chorälen und Oratorien sowie Orgel- und Instrumentalmusik. Besonders bekannt sind seine Oratorien Matthäuspassion, Johannespassion und das Weihnachtsoratorium. Darin vertonte er die biblischen Passions- bzw. Weihnachtsüberlieferungen für Chor, Orchester und Sologesang und gestaltete und deutete sie durch hinzugefügte Arien und Choräle.

Bandura Albert

* 1925, ist ein bekannter kanadischer Psychologe, der (in Ergänzung zur behavioristischen Lerntheorie) v. a. über das Nachahmungslernen / Lernen am Vorbild geforscht hat.

Baptisten

(von griech. baptizein: eintauchen, taufen) nennt man die Mitglieder der größten evangelischen Freikirche. Diese wurde im 17. Jahrhundert in England gegründet und breitete sich besonders in den USA aus. In Deutschland leben 84.000 getaufte Baptisten in 836 Gemeinden. Wichtige Kennzeichen dieser Kirche sind Erwachsenentaufe, Autorität der Heiligen Schrift, demokratische Kirchenstruktur und Trennung von Kirche und Staat.

Bar Mizwa/Bat Mizwa

(hebr. Sohn bzw. Tochter des göttlichen Gebotes): Feier der Aufnahme in die jüdische Kultgemeinde. Ein jüdischer Junge wird mit dreizehn Jahren religionsmündig, ein jüdisches Mädchen bereits mit zwölf. Für einen Jungen bedeutet dies, dass er von nun an als vollwertiges Mitglied seiner jüdischen Gemeinde angesehen und zu der für die Durchführung eines Gottesdienstes erforderlichen Mindestzahl von zehn Männern hinzugezählt wird. Im nächsten Synagogengottesdienst nach seinem 13. Geburtstag wird er erstmals zum Lesen der Tora aufgerufen. Oft werden noch kleine Reden von den Jugendlichen gehalten, in denen sie auf den gelesenen Toraabschnitt eingehen und Dankesworte an Eltern und Lehrer richten. Ob Frauen und Mädchen zur Toralesung aufgerufen werden dürfen, ist in den verschiedenen Richtungen des Judentums umstritten. Im Anschluss an den Gottesdienst wird ein Familienfest mit Festessen, Musik und Tanz und natürlich mit Geschenken gefeiert.

Barabbas

Die Evangelien erzählen, dass sich zur Zeit der Verurteilung Jesu ein Gefangener mit diesem Namen, der vermutlich des gewaltsamen Aufruhrs angeklagt war, in Haft befand. Pontius Pilatus habe dem Volk die Wahl gelassen, Barabbas oder Jesus freizulassen, woraufhin sich das Volk für Barabbas entschied. Allerdings ist der Brauch, am Pessachfest einen Gefangenen freizulassen, außerhalb der Evangelien nirgends historisch bezeugt.

Barlach, Ernst

(1870–1938) war ein deutscher Bildhauer, Schriftsteller und Zeichner.

Barmer Theologische Erklärung (BTE)

Die Erklärung der Synodalversammlung in Barmen vom 31. Mai 1934 (»Bekenntnissynode«) ist die zentrale theologische Äußerung der Bekennenden Kirche unter der nationalsozialistischen Herrschaft 1933–1945. Sie richtet sich gegen die Theologie und das Kirchenregime der sog. Deutschen Christen, welche die evangelische Kirche der Diktatur Adolf Hitlers anzugleichen versuchen. Die EKD bestätigt in Artikel 1 (3) ihrer Grundordnung mit ihren Gliedkirchen die von dieser Bekenntnissynode getroffenen Entscheidungen. Auch die Gliedkirchen der EKD betrachten die BTE als wegweisendes Lehr- und Glaubenszeugnis der Kirche.

Barockzeit

heißt eine Epoche der Kunst, die sich im 17. und 18. Jahrhundert in Werken der Architektur, Malerei, Musik und Literatur zeigte. Barockkirchen sind häufig prächtig mit Gold und Marmor ausgestattet und wirkten auf die damaligen Menschen wie ein Stück Himmel auf Erden. Sie weisen runde Grundformen auf, große, unbemalte Glasfenster, üppige Verzierungen aus Stuck (Masse aus Gips, Kalksteinmehl, Sand und Wasser), unzählige Putten (kleine, meist nackte Kinderengel mit oder ohne Flügel) und großflächige Deckengemälde. In der Literatur der Barockzeit werden in der Folge des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) oft Themen wie Zeit und Vergänglichkeit behandelt. Der Vanitas (Eitelkeit, Leere, Vergänglichkeit) des Menschen wird die Ewigkeit Gottes gegenüberstellt. Berühmte Barockdichter sind z. B. Andreas Gryphius (1616–1664) und Martin Opitz (1597–1639). Aus dieser Zeit stammen auch die Lieder von Paul Gerhardt (1607–1676), von denen sich viele im Evangelischen Gesangbuch finden.

Barth, Karl

(* 1886, † 1968), war ein Schweizer evangelisch-reformierter Theologe. Als Vertreter der »dialektischen Theologie« betonte er die grundlegende Differenz zwischen Gott und Mensch und machte den Glauben an Jesus Christus kritisch gegen Kultur, Staat und auch gegen »Religion« geltend. Er war Hauptverfasser der Barmer Theologischen Erklärung (1934) und Mitbegründer der Bekennenden Kirche.