Lexikon

Franz von Assisi

(ca. 1181–1226), mit bürgerlichem Namen Giovanni Bernardone, entstammte einer wohlhabenden italienischen Kaufmannsfamilie. Seit seinem Bekehrungserlebnis nach Gefangenschaft und schwerer Krankheit (etwa 1208) zog er als Bettler und Wanderprediger umher und pflegte Kranke. Aus den Anhängern, die sich ihm bald anschlossen, entstand der »Orden der Minderen Brüder«, die späteren Franziskaner. Christus nachzufolgen, bedeutete für Franz von Assisi ein Leben in Armut und Buße im Dienst am Menschen. Ihm wird große Einfühlsamkeit nachgesagt. Eines seiner bekanntesten Gebete ist der Sonnengesang (vgl. das Lied Laudato si, EG 515).

Frauenkirche in Dresden

eine der bekanntes­ten evangelischen Kirchen in Deutschland; erbaut im 18. Jahrhundert, wurde sie im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört. 1994–2005 wurde sie mit Spenden aus Deutschland und der ganzen Welt wiederaufgebaut und gilt heute als ein Symbol des wiedervereinten Deutschlands.

Freie Künste

Als freie Künste bezeichnete man im Mittelalter diejenigen Kenntnisse und Fertigkeiten, die man für eines freien Mannes würdig hielt. Sie waren untergliedert in die drei Fächer Grammatik, Rhetorik und Logik als Grundlage und die vier weiterführenden Künste Arithmetik, Geometrie (inklusive Geographie und Naturgeschichte), Musik(-theorie) und Astronomie.

Freiheitsschrift Luthers

Luthers heute wohl meistgelesene Schrift »Von der Freiheit eines Christenmenschen« beschäftigt sich mit der scheinbar widersprüchlichen Existenz des »Christenmenschen«: Indem sich der Mensch ganz auf Gott verlässt, ist er von allen Zwängen der Welt frei. Da der Mensch die Liebe, die er selbst von Gott erfährt, anderen weitergeben möchte, bindet er sich aber freiwillig im Dienst an seinen Mitmenschen.

Freikirchen

Die Freikirchen gehen wie die lutherische und die reformierte Kirche auf die Reformation zurück. Ihr Name bringt einen wichtigen Aspekt ihres Selbstverständnisses zum Ausdruck: Ihnen ist wichtig, dass sie nicht an die Strukturen des Staates gebunden sind und sie lassen daher auch nicht über den Staat Kirchensteuern einziehen. Stattdessen finanzieren sie sich aus Spenden. Die einzelnen Freikirchen unterscheiden sich bezüglich ihrer Auffassungen vom christlichen Glauben recht stark. Viele betonen die Bedeutung eines missionarischen Engagements. Einige sind sehr konservativ und haben strenge Moralvorstellungen; mitunter finden sich auch fundamentalistische Überzeugungen. Zu den Freikirchen gehört u.a. die Angehörigen der Pfingstkirche, Baptisten und Mennoniten.

Freireligiöse Gemeinde

Freireligiöse Gemeinde: Mitte des 19. Jh.s schlossen sich nach ihrem eigenen Verständnis vor allem an der Aufklärung orientierte Gruppen aus den christlichen Kirchen zur freireligiösen Bewegung zusammen, die festgelegte Glaubensüberzeugungen und hierarchische Strukturen ablehnten. Das Spektrum der Überzeugungen reichte von einem Christentum in Opposition zu den Kirchen, über naturreligiöse Einflüsse bis hin zu völligem Atheismus. Bis heute sind die in dieser Tradition stehenden Gemeinden im Bund Freireligiöser Gemeinden Deutschlands (BFGD) vertreten; lokal können die Bezeichnungen (»Freigeistige Gemeinde« o. Ä.) abweichen.

Freud, Sigmund

(* 1856, † 1939), war als Neurologe, Tiefenpsychologe, Kulturtheoretiker v. a. in Wien tätig; bekannt wurde er vor allem durch seine Studien zum Unbewussten und als Begründer der Psychoanalyse. Wichtig für den theologischen Diskurs sind auch seine religionskritischen Schriften. 

Fried, Erich

(* 1921, † 1988), war Lyriker, Übersetzer und Essayist. In Wien aufgewachsen, emigrierte er als Jude nach dem deutschen Einmarsch nach London. In der Nachkriegszeit war er ein Hauptvertreter der politischen Lyrik in Deutschland und engagierte sich in Publikationen und Vorträgen zu aktuellen politischen Themen. Nach dem Sechstagekrieg 1967 und der Besetzung der palästinensischen Gebiete bezog er auch zunehmend scharf Stellung gegen die Politik Israels.

Friedensgebete

In Leipzig fanden seit Beginn der 1980er-Jahre Friedensgebete statt, die sich insbesondere gegen das atomare Aufrüsten der DDR richteten. Im Schutzraum der Kirche entwickelte sich daraus eine Friedensbewegung, deren Symbol der Aufnäher »Schwerter zu Pflugscharen« war. Aus den Friedensgebeten erwuchs im weiteren Verlauf eine Protestbewegung, die sich auf viele ostdeutsche Städte erstreckte. Die Kirchen wurden zu Versammlungsorten für diejenigen, die Veränderungen forderten und ihren Protest öffentlich zeigen wollten. Auch viele nicht-christliche Teilnehmer schlossen sich der Bewegung an. Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen bildeten sich im Schutzraum der Kirche. Man bezeichnete die Kirchen in der DDR daher später als »Übungsräume für Demokratie«.

Friedman, Michel

ist ein deutscher Rechtsanwalt, Politiker, Kolumnist und Fernsehmoderator, der von 2000 bis 2003 stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats (ZdJ) und von 2001 bis 2003 Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses war.

Friedrich der Weise

(1463–1525), Kurfürst von Sachsen, war Luthers Landesherr. Obwohl er im katholischen Glauben seiner Zeit tief verwurzelt war (er sammelte z. B. leidenschaftlich Reliquien), nahm er Luther vor der Kirchen­gerichtsbarkeit ebenso wie vor dem Vollzug der kaiserlichen Acht in Schutz. Dadurch hat er entscheidend zur Ausbreitung der reformatorischen Ideen beigetragen. Erst auf dem Totenbett ließ Friedrich sich das Abendmahl auf protestantische Art reichen. Dies kann als ein spätes Bekenntnis zum neuen protestantischen Glauben angesehen werden.

Fromm, Erich

(*1900, †1980), deutsch-amerikanischer jüdischer Psychoanalytiker, Philosoph und Sozialpsychologe. Seine Beiträge zur Psychoanalyse, zur Religionspsychologie und zur Gesellschaftskritik ließen ihn zu einem einflussreichen Denker des 20. Jahrhunderts werden. Viele seiner Bücher wurden zu Bestsellern; seine Gedanken wurden auch außerhalb der Fachwelt breit diskutiert.

Fronleichnam

Das Wort kommt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet: »Das Fest des Leibes Christi«. Es bezieht sich auf das Brot (Hostie), das beim katholischen Abendmahl (Eucharistie) gereicht wird und das nach katholischem Glauben auch nach der Abendmahlsfeier Ausdruck dafür ist, dass Christus anwesend ist. An Fronleichnam wird in einem feierlichen Umzug (Prozession) das reich verzierte Gefäß für die Hostien (Monstranz) durch die Straßen bzw. die Landschaft getragen, dabei wird gebetet und gesungen.

Fundamentalismus

Mit diesem Begriff fasst man weltanschauliche und religiöse Haltungen zusammen, die durch kompromissloses Festhalten an Grundsätzen (lat. fundamentum: Grundlage) und durch einen radikal vertretenen Wahrheitsanspruch gekennzeichnet sind. Am häufigsten hört man diesen Begriff heute im Zusammenhang mit islamistischen Gruppierungen, doch auch im Christentum sowie in anderen Religionen und Weltanschauungen finden sich fundamentalistische Strömungen. In Bezug auf die Bibel vertreten christliche Fundamentalisten ihrem Selbstverständnis nach die wortwörtliche Geltung des gesamten Textes, betonen aber in der Regel einzelne Bibelstellen (z. B. Schöpfungsgeschichte nach Gen 1, Aussagen zu Homosexualität) und lehnen historische Kritik ab.

Galiläa

war die Heimat Jesu. Viele Geschichten und Gleichnisse der Evangelien spielen hier. Galiläa ist ein fruchtbares, wasserreiches Land, in dem Früchte, Getreide und Oliven gedeihen. Im Osten wird es vom See Genezareth begrenzt. In neutestamentlicher Zeit war es römische Provinz, regiert von Herodes Antipas.

 

Gandhi

Gandhi, Mohandas Karamchand, genannt Mahatma Gandhi (»große Seele Gandhi«), *1869, ermordet 1948, führte als Rechtsanwalt die Unabhängigkeitsbewegung in Indien an, die 1947 das Ende der britischen Kolonialherrschaft zur Folge hatte. Sein Prinzip war der gewaltfreie Widerstand. Aufgewachsen in der Religion des Hinduismus, suchte er die Gemeinsamkeiten mit anderen Religionen; so fand er seine Ideale der Gewaltlosigkeit und Wahrhaftigkeit besonders in Jesu Bergpredigt wieder.

Gandhi, Mohandas Karamchand

genannt Mahatma Gandhi (»große Seele Gandhi«), *1869, ermordet 1948, führte als Rechtsanwalt die Unabhängigkeitsbewegung in Indien an, die 1947 zum Ende der britischen Kolonialherrschaft führte. Sein Prinzip war der gewaltfreie Widerstand. Aufgewachsen in der Religion des Hinduismus, suchte er die Gemeinsamkeiten mit anderen Religionen; so fand er seine Ideale der Gewaltlosigkeit und Wahrhaftigkeit besonders in Jesu Bergpredigt wieder.

Garten Eden

(von hebr. Eden: Wonne): Eden ist die Bezeichnung für ein Wonneland, in dessen Mitte sich ein Garten befindet. Dies ist nach der biblischen Darstellung von Gen 2 der Lebensraum, den Gott für Adam und Eva vorgesehen hat. Da er sie nach Gen 3 aus dem Garten vertreibt, kann der Garten Eden auch das verlorene Paradies bezeichnen. Die Erwähnung von vier Flüssen und von Bodenschätzen kann als Hinweis auf die Fruchtbarkeit und Kostbarkeit dieses Ortes gedeutet werden. Eine tatsächliche geografische Lage lässt sich aus diesen Angaben dagegen nicht ableiten.

Gauck, Joachim

(*1940) war evangelischer Pfarrer in Mecklenburg-Vorpommern. Nicht zuletzt aufgrund seines politischen Engagements im Neuen Forum Rostock wurde er von 1991 bis 2000 zum Leiter der für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (Stasi) zuständigen Behörde ernannt. 2012 wurde Gauck, der keiner Partei angehört, zum Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt.

Geisteswissenschaften

stellt eine Sammelbezeichnung für eine Gruppe von Einzeldisziplinen dar, die sich mit den vielfältigen kulturellen, religiösen, sozialen, historischen und politischen Phänomenen menschlichen Schaffens und Handelns, also menschlichen »Geistes«, wissenschaftlich beschäftigen. Im Gegensatz zu den Naturwissenschaften werden hier eher verstehende Methoden (Hermeneutik) angewendet, wobei es eine Vielzahl von Überschneidungen zu eher naturwissenschaftlich orientiertem Vorgehen (z. B. in der Soziologie) gibt. Im deutschsprachigen Raum spricht man mitunter auch allgemein von Kulturwissenschaften, während im angelsächsischen Bereich die Bezeichnung Humanwissenschaften (human sciences) gebräuchlich ist.

gelber Stern (auch Judenstern)

Seit Beginn des Zweiten Weltkriegs (1939) wurden (zunächst im besetzten Polen, dann im ganzen Deutschen Reich) die Jüdinnen und Juden gezwungen, einen gelben Davidsstern auf ihrer Kleidung zu tragen. Damit waren sie öffentlich als jüdisch erkennbar und mussten mit Misshandlungen rechnen. Wer das Zeichen nicht trug oder verdeckte, wurde verhaftet. Seit 1941 wurden die Träger/innen des gelben Sterns in die Vernichtungslager in Osteuropa deportiert.

Gender Care Gap

beschreibt den prozentualen Unterschied, den Männer und Frauen für unbezahlte Sorgearbeit aufwenden. Dieser Prozentsatz wird u. a. als Indikator für die Gleichstellung von Frauen und Männern verwendet.

genome editing

Mit Hilfe von genome editing-Technologien wird in die DNA von Organismen – Mikroorganismen, Pflanzen, Tieren oder auch Menschen – eingegriffen, um das Erbgut gezielt zu verändern. Zu diesen Technologien gehört auch die sog. »Gen-Schere«, die es erlaubt, präzise Gene aus den DNA-Strängen auszuschneiden und sie an anderer Stelle wieder einzufügen.

Gerechtigkeit

bezeichnet allgemein einen Maßstab zur Beurteilung individuellen Handelns, zwischenmenschlicher Beziehungen und gesellschaftlicher Regelsysteme. Der Begriff zeigt an, worauf Menschen ein Recht haben bzw. was angemessen oder fair wäre. Welcher Maßstab bzw. welche Perspektive konkret angewendet werden soll, ist umstritten: Geht es zum Beispiel um das, was Menschen zum guten Leben benötigen (Bedarfsgerechtigkeit) bzw. was sie dazu befähigt (Befähigungs- oder Teilhabegerechtigkeit)? Geht es um das, was ihnen gemäß ihrer Leistung zusteht (Leistungsgerechtigkeit)? Sollen alle die gleichen (Start-)Chancen haben (Chancengleichheit) und deshalb auch zukünftige Generation nicht benachteiligt werden (Generationengerechtigkeit)? Gelten für alle die Gesetze gleichermaßen (Regel- oder Verfahrensgerechtigkeit)? In theologischer Hinsicht verweist Gerechtigkeit durch den Einbezug von Gottes Perspektive vor allem darauf, die Lage von Unterdrückten und Unterprivilegierten wahrzunehmen, mit ihnen solidarisch zu sein und sich im Sinne einer Teilhabegerechtigkeit für sie einzusetzen. Eine vollkommene Gerechtigkeit ergibt sich aber erst im Horizont des Reiches Gottes.

Gerhardt, Paul

(* 1607 in Gräfenhainichen, † 1676 in Lübben) ist einer der bedeutendsten evangelischen Kirchenlieddichter. Die Verse und Lieder des Pfarrers sind in viele Sprachen übersetzt worden und weltweit bekannt. Er selbst hatte, wie auch viele andere Menschen seiner Zeit, schwere Schicksalsschläge zu erleiden. Bereits als Jugendlicher verlor er seine beiden Eltern und später auch seinen älteren Bruder. Seine Ehefrau Anna brachte fünf Kinder zur Welt, von denen nur eines überlebte. Sie starb im 14. Ehejahr mit 45 Jahren. In den Jahren 1618 bis 1648 tobte der 30-jährige Krieg in Europa, der Zerstörung, Hungersnöte und Seuchen über Europa brachte.

Gersdorff, Rudolf-Christoph Freiherr von

(*1905, †1980), war als deutscher Offizier am aktiven Widerstand von Wehrmachtsoffizieren gegen Adolf Hitler beteiligt. Sein geplantes Selbstmordattentat am 21. März 43 misslang; obwohl er auch das Attentat vom 20. Juli 44 unterstützte, wurde er nicht festgenommen und überlebte den Zweiten Weltkrieg.