Lexikon

Glück(-seligkeit)

(eudaimonia): Während »Glück« im Deutschen unterschiedliche Bedeutungen hat, meint der griechische Begriff eudaimonia (wörtl.: »einen guten Dämon habend«) speziell das innere Glücklichsein, die »Glückseligkeit« als erstrebenswerten Zustand. Eudaimonia ist ein zentraler Begriff in der Ethik des Aristoteles. Er sieht in der Glückseligkeit das »höchste Gut«, das es um seiner selbst willen anzustreben gilt. Sie stellt sich ein, wenn das Leben in guter Gesinnung (»Tugendhaftigkeit«) gelingt.

Glücksforschung

Glücksforschung nennt sich eine interdisziplinäre Forschungsrichtung, die danach fragt, unter welchen Bedingungen sich Menschen als glücklich bezeichnen und/oder glücklich sind und was nötig ist, um menschliches Glück zu maximieren. Die moderne, soziologisch ausgerichtete Glücksforschung wird in Deutschland verstärkt seit den 1980er-Jahren betrieben. Wissenschaftsdisziplinen, die neben der Soziologie maßgeblich daran beteiligt sind, sind Philosophie, Psychologie, Hirnphysiologie und Ökonomie. Angelehnt an die Ergebnisse der Glücksforschung entwickelte sich eine umfangreiche Ratgeberliteratur mit unterschiedlichsten Tipps und Regeln für ein glückliches Leben.

Godesberger Erklärung

Der Reichskirchenminister in Deutschland, Hanns Kerrl, unternimmt 1939 den Versuch, alle kirchlichen Gruppierungen innerhalb der Evangelischen Kirche auf der Basis von gemeinsamen Grundsätzen zu vereinigen. Die Godesberger Erklärung ist die erste Fassung dieser Grundsätze, die eine Vermischung von Christentum und nationalsozialistischer Weltanschauung erkennen lässt und sich gleichermaßen gegen das Judentum und die Ökumene ausspricht.

Gollwitzer, Helmut

(1908–1993) war evangelischer Pfarrer und Theologieprofessor. Während der Zeit des Nationalsozialismus bezog er Stellung gegen die Politik Hitlers und die Judenverfolgung. Zeit seines Lebens engagierte er sich politisch für Gerechtigkeit und Freiheit, z. B. während der Studentenbewegung der 1960er-Jahre oder in der Friedensbewegung.

Gomringer, Eugen

(*1925) ist ein bolivianisch-schweizerischer Schriftsteller. Er gilt als Begründer der Konkreten Poesie; darunter versteht man Dichtung, die mit der Textgestalt selbst experimentiert.

Götter im Hinduismus

Götter im Hinduismus: Der Hinduismus stellt keine einheitliche Religion dar. »Hinduismus« ist vielmehr eine nachträgliche Sammelbezeichnung für verschiedenste Religionsphänomene. Der Hinduismus hat eine sehr lange und vielgestaltige Geschichte. So ist es zu erklären, dass es im Hinduismus eine schwer zu zählende Vielzahl von Göttern und Göttinnen gibt, die zum Teil aber auch nur Erscheinungsformen einiger weniger wichtiger Gottheiten sind. Die drei Hauptgötter im Hinduismus sind Brahma, der Weltenschöpfer, Vishnu, der Welterhalter, und Shiva, der Weltzerstörer. Diese drei Götter wirken zusammen als Trimurti (»drei Gestalten habend«) und spiegeln so die zyklische Kosmologie des Hinduismus. Viele Hindus richten ihre Verehrung schwerpunktmäßig auf eine der Gottheiten.

Gottes Sohn

Mit dieser aus dem Glaubensbekenntnis vertrauten Bezeichnung Jesu ist zunächst nicht eine biologische Abstammung gemeint, sondern im Sinne der jüdischen Tradition eher eine besonders enge Zugehörigkeit: Gott und Jesus gehören zusammen. Jesus selbst hat diesen Titel für sich nicht beansprucht, wenn auch die Anrede »Abba« (Papa) seine vertrauensvolle Beziehung zu Gott zeigt. Er wollte jedoch alle Menschen einladen, sich als Kinder Gottes zu verstehen (»Vater unser«). Erst nach Ostern wurde der Titel von den Christinnen und Christen exklusiv auf ihn bezogen. Im Zuge der Ausbreitung des Christentums in der griechisch-römischen Welt (wo man Göttersöhne von alters her kannte, vgl. die Geschichten von Zeus) wurde Jesu Gottessohnschaft mehr und mehr im Sinne einer besonderen Abstammung (Jungfrauengeburt) verstanden.

Gottesdienstablauf

Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Verbreitet ist in lutherischen Kirchen die folgende Grundform, die im Evangelischen Gesangbuch und auf der Homepage der evangelischen Kirche in Bayern genauer erläutert wird:
A)    Eröffnung und Anrufung: Nach dem Glockengeläut, einer Eingangsmusik und dem Eingangslied begrüßt der Pfarrer/die Pfarrerin die Gemeinde und eröffnet den Gottesdienst »im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes«. Es folgen Gebet und Besinnung, Wechselgesänge zwischen Pfarrer/in und Gemeinde (Kyrie eleison/Herr erbarme dich und Gloria/Ehre sei Gott in der Höhe) und eine Psalmlesung.
B)    Verkündigung und Bekenntnis: Texte aus der Bibel werden vorgelesen; die Gemeinde antwortet mit dem Glaubensbekenntnis. In der Predigt wird ein Bibeltext ausgelegt; darauf folgen ein Lied und die Kollekte (Sammlung für einen guten Zweck).
C)    Das Abendmahl wird ein bis zweimal im Monat und zu besonderen Anlässen gefeiert.
D)    Sendung und Segen: Der Gottesdienst schließt mit Abkündigungen (aktuellen Informationen aus der Gemeinde), Fürbitten, dem Vaterunser und dem Segen. Zum Ausgang erklingt wiederum Musik.

 

Gottesfürchtige

werden in der Bibel Menschen genannt, die im heidnischen Umfeld aufgewachsen sind, aber mit dem Judentum sympathisieren, ohne sich aber beschneiden zu lassen und gänzlich zum Judentum überzutreten.

Gottesknechtslieder

Gottesknechtslieder: Im zweiten Teil des Jesajabuchs (»Deuterojesaja«) finden sich vier Lieder über einen Propheten, der von den Menschen verworfen wurde, aber gerade als Leidender der wahre »Knecht Gottes« ist (z. B. Jes 53,1–12). Den ersten Christen halfen diese Lieder, die Passion Christi zu deuten.

Gottesmord-Vorwurf

Mit dem Vorwurf des Gottes- oder Christusmordes wurde Juden (v.a. mithilfe von Mt 27,25) eine angebliche Kollektivschuld am Tod Jesu als Sohn Gottes angedichtet, obgleich dieser absurde Vorwurf weder etlichen anderen Bibelstellen noch dem Glaubensbekenntnis entsprach. Nach dem Aufstieg der Kirche zur Staatsreligion wurden mit diesem Vorwurf massive Unterdrückung und Verfolgung der jüdischen Minderheit gerechtfertigt. Als vermeintlichen Beweis für die Richtigkeit des Vorwurfs entstand die Propaganda vom Hostienfrevel. Der Gottesmord-Vorwurf bereitete den Boden für die Entstehung des modernen Antisemitismus.

Götzen

In der Bibel werden die nichtjüdischen bzw. nichtchristlichen Götter Götzen genannt. Im weiteren Sinne wird (z. B. von Martin Luther) auch als »Götzendienst« bezeichnet, wenn Menschen sich in gefährlicher Weise abhängig machen, wenn sie z. B. Stars oder Politiker »vergöttern« oder sich ganz auf materiellen Besitz verlassen.

Graffito

(Pl. Graffiti), ital. graffiare: kratzen, das Gekratzte, bezeichnet ursprünglich eine Kratzputztechnik, bei welcher verschiedenartige Putzschichten aufgetragen und dann durch Wegkratzen der oberen Schicht reliefartige Motive gestaltet werden. Heute versteht man unter Graffiti viele unterschiedliche Erscheinungsformen, deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass es sich um sichtbare Bilder oder Zeichen handelt, die unaufgefordert und anonym, von Einzelpersonen oder Gruppen auf öffentlichen Oberflächen angebracht werden.

Grundgesetz

Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beinhaltet die rechtliche und politische Grundordnung des deutschen Staates: Niemand darf in Deutschland etwas tun oder sagen, was ihm widerspricht. Auch jeder Politiker und Richter muss sich am Grundgesetz orientieren. Der erste Teil des Grundgesetzes enthält die Grundrechte (Art. 1–19). Der 1. Artikel beginnt mit dem wichtigsten Satz des Grundgesetzes: »Die Würde des Menschen ist unantastbar.«

Grundrechte

bezeichnen die »rechtlich-institutionell verbürgten Menschenrechte« (M. Kriele). Als Freiheitsrechte garantieren sie den Schutz der Menschen vor unberechtigten staatlichen Ein- oder Übergriffen sowie vor solchen der Mitmenschen.

Grünewald, Matthias

(ca. 1480–1528) war ein bedeutender Maler und Grafiker der Renaissance. Von ihm stammt der Isenheimer Altar (bei Colmar im Elsass), der zu den bekanntesten Darstellungen der Passion Jesu gehört.

 

 

Gute Nachricht

(oder Gute Nachricht Bibel) bezeichnet eine moderne ökumenische Bibelübersetzung in heutigem Deutsch, die besonderen Wert darauf legt, dass die biblischen Texte ohne besondere Vorkenntnisse und zusätzliche Erklärungen verständlich sind. Sie wird von evangelischen und katholischen Bibelwerken vertrieben.

Habermas, Jürgen

(* 1929 in Düsseldorf), ist einer der meistgelesenen Philosophen und Soziologen der Gegenwart. Durch sein kritisches Nachdenken über die Theorie der (post)modernen Gesellschaft und die Probleme, denen die Menschen in der Postmoderne gegenüberstehen, gab und gibt er wichtige Impulse für die Gegenwart, wie z. B. durch seine Vision eines »herrschaftsfreien Diskurses«. Sein Denken zielt einer Selbstaussage nach auf eine »Versöhnung der mit sich selber zerfallenden Moderne« ab, so dass mithilfe der Vernunft eine Grundlage für das friedliche Zusammenleben verschiedener Kulturen gefunden und das Projekt der Aufklärung sinnvoll fortgeführt werden kann. Er bezog zu allen großen gesellschaftspolitischen Kontroversen der Bundesrepublik Stellung.

Hadjj / Hadsch / Hajj

nennt man die Pilger­reise oder Wallfahrt eines Muslim nach Mekka zu den heiligen Städten der Muslime (Kaaba). Der Hadsch ist eine der Fünf Säulen des Islam und sollte von jedem Muslim nach Möglichkeit einmal im Leben absolviert werden. Durch ihn wird ein Muslim von allen Sünden gereinigt. Er wird als das größte Ereignis im Leben eines Muslim gesehen. Wegen der Besonderheiten des Arabischen gibt es in lateinischer Umschrift die unterschiedlichsten Schreibweisen von Hadsch: z. B. Hatsch, Haddsch, Hitschra, Hetschra, Hadjdj, Hagg etc.

Haggada

(hebr., aram. aggada: Erzählung, Sage, Verkündung) bezeichnet die erzählerischen Texte des Talmuds und ist somit Teil der mündlichen Tora. Während die Halacha alle gesetzlichen Inhalte des Talmuds umfasst, bezieht sich die Haggada auf erbauliche Erzählungen, Weisheitsgeschichten, Sagen, Märchen, Fabeln, Anekdoten, Witze, Rätsel und Sprichwörter, die die Beziehung Gottes zu den Menschen und zum Weltganzen sowie der Menschen untereinander deuten. Ein besonders wichtiger Teil der Haggada ist die Pessach-Haggada, aus der am Sederabend vom Auszug aus Ägypten vorgelesen wird.

Hahne, Peter

Hahne, Peter (*1952) ist Fernsehmoderator, Autor und Theologe.

Halacha

(hebr.: Weg) nennt man die gesetzlichen Bestimmungen des Judentums; ihre Grundlage ist die Offenbarung der Tora am Berg Sinai. Die Halacha regelt das ganze Leben der Jüdinnen und Juden und wird immer wieder neu interpretiert und auf den Alltag bezogen. Es gibt vor Gott keinen unwichtigen Bereich. Der Glaube an Gott soll sich daran zeigen, wie man miteinander umgeht und wie man sein Leben gestaltet.

Hamas

(arab.: Eifer, Begeisterung) Der Name steht in etwa für »Islamische Widerstandsbewegung«. Je nach Sicht wird die Hamas als palästinensische sunnitisch-islamistische paramilitärische Terrororganisation, als eine politische Partei oder gar als eine soziale Hilfsorganisation verstanden. Gemäß ihrer Charta von 1988 geht die Hamas von einer grundsätzlichen Feindschaft der Juden gegenüber dem Islam aus und verlangt die Vernichtung Israels. Entsprechend dieser Überzeugung führt die Hamas den Kampf gegen israelische Militärs und Zivilisten und auch gegen gemäßigte Palästinenser mit hoher Brutalität.

Hamas

Hamas (arab. Eifer, Begeisterung) steht für »Islamische Widerstandsbewegung« (gegen den Staat Israel). Je nach Sicht wird die Hamas als islamistische Terrororganisation oder politische Partei verstanden. Zu den Zielen ihrer radikaleren Mitglieder gehört die Vernichtung Israels, da es allen Muslimen feindlich gegenüber stehe. Deshalb sind sowohl israelische Militärs und Zivilisten als auch gemäßigte Palästinenser Opfer der Anschläge der Hamas.

Hatschepsut

war die berühmteste Pharaonin im alten Ägypten. Nach dem Tod ihres Mannes Thutmosis II übernahm sie 1473 v. Chr. für ihren Stiefsohn Thutmosis III die Regierung. Sie ließ sich im Tal der Könige bei Luxor einen Palast und eine Grabstätte bauen. Später hat ihr Stiefsohn und Nachfolger ihren Namen aus den Inschriften löschen lassen.

Heiden

Die Bedeutung des Wortes entwickelte sich, als sich das Christentum im Römischen Reich ausbreitete. Es bezeichnet ursprünglich Menschen, die in abgelegenen Gegenden (in der Heide) lebten und im Gegensatz zu den Menschen in der Stadt oft noch den alten römischen Göttern anhingen. Später wurden Menschen unabhängig von ihrem Wohnort Heiden genannt, die weder der jüdischen noch der christlichen Religion angehörten.

heilig

bezeichnet etwas Verehrungswürdiges, das in einen religiösen, göttlichen Bereich verweist. Dadurch besitzt es eine besondere Würde.