Lexikon

Psalmen

Das Psalmenbuch (Psalter) ist das biblische Gebet- und Gesangbuch der jüdischen und christlichen Gemeinde. Es stellt eine Sammlung unterschiedlicher Lieder dar – unter anderem von Hymnen, Dankliedern, Bittpsalmen und Klagepsalmen. In Hymnen und Dankliedern wird Gott als Schöpfer der Welt und als Retter aus der Not gepriesen. Klagepsalmen bestehen in der Regel aus dem Anruf Gottes, der eigentlichen Klage – einer Schilderung der eigenen Not wie z. B. Krankheit und Anfeindungen durch andere Menschen, und einer Bitte an Gott. Viele Klagepsalmen geben der Gewissheit Ausdruck, dass das Gebet von Gott erhört werden wird. Bekannte Beispiele sind etwa Ps 3, Ps 22 und Ps 69. Nach der Überlieferung von Markus und Matthäus hat Jesus am Kreuz aus Ps 22 zitiert. Fast die Hälfte der 150 Psalmen trägt die Überschrift: »Ein Psalm Davids« oder »Von David« (zum Beispiel auch Psalm 23). Bei einigen Psalmen wird zusätzlich auch noch ein Ereignis aus Davids Leben genannt, in dessen Zusammenhang David den Psalm gedichtet und gesungen haben soll. Historisch ist es unwahrscheinlich, dass diese Psalmen tatsächlich von David stammen, da Psalmen Lieder sind, die im Rahmen von Gottesdiensten im Tempel gesungen wurden. Dieser wurde aber erst von Davids Sohn Salomo erbaut.

Ptah

ist die Hauptgottheit der Stadt Memphis, also des bedeutendsten Königssitzes des Alten Ägyptens, und wurde dort als oberster Schöpfungsgott – die Welt ist aus seinem Wort entstanden – und Herrn aller Götter angesehen. Allerdings erreichte er nie die Bedeutung von z. B. Re, Osiris und Amun.

Purim

Purim (hebr. Lose, Schicksal) ist ein jüdisches Fest im Frühjahr, an dem es auch im Gottesdienst fröhlich zugeht (z. B. Verkleidungen, laut klappernde Ratschen). Es wird der Errettung der Diaspora-Gemeinde vor der Verfolgung durch den persischen Großkönig gedacht, wie sie im biblischen Buch Esther erzählt wird.

Quantenphysik

befasst sich in erster Linie mit dem Verhalten und der Wechselwirkung kleinster Teilchen und ist somit eine Theorie, die man in der Naturwissenschaft dann benötigt, wenn man ganz genau werden muss. Dies gilt z. B. für alle Digitaltechnologien, für Laser, Mobiltelefone, Satelliten, Nukleartechnik, medizinische Diagnostik usw. – mindestens ein Drittel des Bruttosozialprodukts der Industrienationen beruht bereits direkt oder indirekt auf Erfindungen mit quantentheoretischer Grundlage. Zugleich hat sie einen universellen Anwendungsbereich, spielt also für alle Bereiche der Natur(wissenschaft) eine Rolle. Sie zeigt auf, dass es im Bereich des Kleinen in der Welt immer komplexer wird und es Phänomene gibt, die der klassischen Physik widersprechen. So laufen z. B. bestimmte Prozesse nicht kontinuierlich ab, sondern treten nur in bestimmten Portionen auf – den sogenannten »Quanten«. Den Physikern wurde so schließlich die Einsicht aufgezwungen, dass in der Natur das Ganze mehr ist als die Summe der Teile, aus denen es zusammengesetzt ist, weil die Phänomene in der Natur nicht isoliert sind, sondern miteinander in Wechselwirkung stehen.

Quantensprung

bezeichnet – im Gegensatz zur häufigen Verwendungsweise im Alltagsgebrauch (»Das ist ein Quantensprung«) – die kleinstmögliche (!) reale Veränderung, die im Rahmen des naturwissenschaftlich Beschreibbaren mit oder an einem System geschehen kann. Wirkungen können nur quantisiert, also in »Anzahlen« oder »Stufen« auftreten und nicht in beliebig glatten Veränderungen, wie es die klassische Physik vorausgesetzt hatte.

Quantentheorie

befasst sich in erster Linie mit dem Verhalten und der Wechselwirkung kleinster Teilchen und ist somit eine Theorie, wenn man in den  Naturwissenschaften ganz genau werden muss. Zugleich hat sie aber einen universellen Anwendungsbereich, da es keinen Bereich der Natur(wissenschaft) gibt, für den man nachweisen könnte, dass sie keine Geltung hat. Entgegen der alten Vorstellung, dass es im Bereich des Kleinen in der Welt immer einfacher würde, zeigt sich, dass es im Bereich der Quanten immer komplexer wird: Im Bereich der Moleküle und darunter gibt es Phänomene, die der klassischen Mechanik widersprechen. So laufen bestimmte Prozesse oder Phänomene nicht kontinuierlich ab, sondern treten nur in bestimmten Portionen auf – den sogenannten »Quanten«. Zudem ist keine sinnvolle Unterscheidung zwischen Teilchen und Wellen möglich, da das gleiche Objekt sich je nach Art der Untersuchung entweder als Welle oder als Teilchen verhält. Damit wurde den Physikern die Einsicht aufgezwungen, dass in der Natur das Ganze mehr ist als die Summe der Teile, aus denen es zusammengesetzt ist oder in die man es zerlegen kann, weil die Phänomene miteinander in Wechselwirkung stehen. Sie zeigt damit auch, dass bereits reine Möglichkeiten das Verhalten von unbelebten Systemen ändern können und nicht nur die eingetretenen Fakten. Im Gegensatz zur klassischen Physik kann mit der Quantentheorie und ihrer Einsicht in die komplexe Wechselwirkung von Systemen auch erklärt werden, wie qualitativ Neues entstehen kann. Mithilfe von Anwendungen der Quantentheorie wird heute ca. ein Drittel des Bruttosozialproduktes in Industrieländern erarbeitet (z. B. PCs, Handys, Laser, Solarzellen etc.).

Queer

Queer (engl.: sonderbar, komisch) wurde früher oft als Schimpfwort für homosexuelle Menschen verwendet, bis der Begriff von diesen zur positiven Selbstbezeichnung umgewandelt wurde. Heute wird queer meist als Sammelbegriff für alle Menschen verwendet, die nicht heterosexuellen Geschlechtervorstellungen entsprechen. Er bezieht sich also auf lesbische bzw. schwule, bisexuelle, trans- und intersexuelle Menschen. Diese werden häufig auch nach den Anfangsbuchstaben der englischen Bezeichnungen unter den Begriff »LGBTI« zusammengefasst. Deutlicher noch als dieses Kunstwort bringt queer zum Ausdruck, dass sich romantische, sexuelle und/oder geschlechtliche Vorstellungen nicht immer eindeutig erfassen und abgrenzen lassen, es also verschiedenste (Zwischen-)Formen gibt. Dieselbe Absicht liegt auch Erweiterungen von LGBTI zugrunde, z. B. mit dem Buchstaben Q (für queer), mit einem A für asexuelle Menschen oder mit einem Sternchen, das ähnlich wie das Q sicherstellen soll, dass sich niemand aus der Gemeinschaft ausgeschlossen fühlt.

 

Qumran

heißt eine antike Siedlung in der Wüste am Toten Meer, die heute als Ruine zugänglich ist. Ihre Bewohner gehörten wohl zur Gruppe der Essener und hatten sich hier in die Wüste zurückgezogen, um ein gottgefälliges Leben nach ihren eigenen Regeln zu führen. Beim jüdischen Aufstand 66–70 n. Chr. wurde die Siedlung von den Römern zerstört. Damals brachte man zahlreiche Schriftrollen, verwahrt in Tonkrügen, in benachbarten Höhlen vor den Römern in Sicherheit. Diese Schriftrollen vom Toten Meer wurden 1947 zufällig von einem Beduinenjungen entdeckt. Sie enthalten u. a. die ältesten bekannten Handschriften alttestamentlicher Texte und werden seitdem von Wissenschaftlern erforscht.

Rabbi

Rabbi/Rabbiner: nennt man in biblischer Zeit einen Schriftgelehrten, der die Tora studiert hat und diese seinen Schülern erklärt. In dieser Bedeutung wird auch Jesus Rabbi genannt. Später werden aus diesen Lehrern die Rabbiner der jüdischen Gemeinden. Seit dem 19. Jh. wachsen ihnen Aufgaben zu, die denen von christlichen Geistlichen ähneln. In manchen Gemeinden gibt es heute auch Rabbinerinnen.

Ramadan

(arab. Id al-Fitr) heißt der neunte Monat des islamischen Kalenders. Er ist der Fastenmonat der Muslime (ausgenommen vom Fasten sind Kinder, Reisende, Alte, Kranke und Schwangere), dauert 29 oder 30 Tage und endet mit dem Fest des Fastenbrechens, welches auch als »Zuckerfest« bekannt ist.

Rasse

Der Begriff Rasse stammt aus der Biologie, wird dort aber kaum noch verwendet, da die Unterteilung von Arten in Unterarten selbst bei Tieren kaum sinnvoll gelingt. Er wird deshalb meist nur noch für die Zucht von Haustieren und Kulturpflanzen verwendet. Der Versuch, mit Hilfe des Begriffs Menschen einzuteilen, wird aus wissenschaftlicher Sicht als völlig ungeeignet angesehen, da alle heute lebenden Menschen biologisch als eine einzige Art zu betrachten sind und die genetische Vielfalt der Menschen der Vorstellung von menschlichen Unterarten widerspricht: Die durchschnittlichen genetischen Unterschiede zwischen den z. B. mithilfe von (angeblichen) Hautfarben oder Gesichts-Merkmalen unterschiedenen Gruppen sind geringer als die zwischen den Individuen innerhalb der so zusammengefassten Gruppe. Dies macht deutlich, wie willkürlich und sinnlos solche Einteilungen sind. Die Menschheit war schon immer auch über die Grenzen der Kontinente hinweg genetisch miteinander verbunden. Heute weiß man vielmehr, dass sich gerade Merkmale der Körperoberfläche, wie die Pigmentierung der Haut, in relativ kurzer Zeit unter den jeweiligen Umweltbedingungen herausgebildet haben.

Rawls, John

Rawls, John (1921–2002) war ein amerikanischer Philosoph, der an der Harvard University lehrte. Sein Hauptwerk »A Theory of Justice« (1971), aus dem das Gedankenexperiment mit dem »Schleier des Nichtwissens« stammt, gilt als eines der einflussreichsten im Bereich der politischen Philosophie im 21. Jahrhundert. Für Rawls ist eine Gesellschaft nur dann gerecht, wenn sie auch den Schwächsten ein gutes Leben ermöglicht.

Rechtfertigungslehre bzw. besser Rechtfertigungsglaube

Die reformatorische Grundeinsicht Luthers, dass unser Heil nicht von guten Werken abhängt, sondern alleine von unserem Glauben an Jesus Christus, der uns aus Gnade gerecht spricht, wird Rechtfertigungsglaube genannt. Der Mensch kann also nicht aus sich selbst heraus Gott »recht« werden: Er wird vielmehr ohne Vorbedingungen als Gotteskind angesehen. Weil die Menschen dadurch nicht mehr um ihr Seelenheil Angst haben müssen, können sie sich anderen zuwenden und etwas von ihrer Freude und Dankbarkeit weitergeben.

Reden von Gott

Philosophen und Theologen haben sich immer wieder mit der Möglichkeit bzw. der Unmöglichkeit des Redens von Gott / dem Göttlichen auseinandergesetzt, das ja schon aus sprachlogischen Gründen Schwierigkeiten bereitet: Wie soll man in (begrenzter) menschlicher Sprache vom Unendlichen, Unbegrenzten reden? Macht nicht das Reden »von Gott« den, der Subjekt all unseres Handelns und Redens ist, zum Objekt? Am radikalsten hat Karl Barth  das Dilemma beschrieben, von Gott (als dem ganz Anderen) zwar nicht reden zu können, aber es doch (als Theologie, als Mensch, der sich über seinen Glauben verständigt) zu müssen. Die theologische Tradition hat dazu sprachliche »Hilfskonstruktionen« herausgebildet. Von Gott wird z. B. »wie von einem Menschen« erzählt (anthropomorphe Redeweise); es wird mit Sprachformen der Analogie (»Gott als Vater«), der Überhöhung (Gott ist allmächtig) oder der Verneinung (Gott ist unsichtbar) gearbeitet; es wird von Erfahrungen mit Gott erzählt oder es wird mit Symbolen oder ästhetischen Ausdrucksformen gearbeitet. Dies alles geschieht nach biblisch-christlicher Überzeugung in dem Wissen, Gott sprachlich und bildlich nicht fassen zu können; möglich ist das Reden »von Gott« nur als »Antwort«, weil Gott selbst zuerst geredet und den Menschen angesprochen hat.

Reformation

(lat.: Erneuerung, Wiederherstellung) bezeichnet eine religiöse Bewegung des 16. Jahrhunderts und ist wesentlich mit Martin Luther (1483–1546) verbunden. Er veröffentlichte am 31. Oktober 1517 in Wittenberg 95 Thesen zu den Missständen in der damaligen Kirche. In der Folge kam es zur Kirchenspaltung und Entstehung der evangelischen Kirche. Nachdem die Bibel bisher in den Gottesdiensten immer nur in Latein vorgelesen wurde, übersetzte Luther die Bibel ins Deutsche, weil er sie für alle Menschen verständlich machen wollte.

reformatorische Grundeinsichten Luthers

Zu Luthers reformatorischen Grundeinsichten gehören zum einen die vier sog. Exklusivpartikel. Sie fassen mit dem vierfachen Sola das zusammen, wovon das Heil eines Christen bzw. einer Christin seines Erachtens abhängt: Allein aufgrund des Glaubens (sola fide) wird es ihm von Gott allein durch Christus (solo christo häufig auch: solus christus) aus reiner Gnade (sola gratia) geschenkt. An die Stelle der Lehrautorität durch Päpste oder Bischöfe tritt allein die Heilige Schrift (sola scriptura). Luther will damit ausdrücken, dass das Heil nicht von guten Werken abhängt, sondern der Glaubende es von Gott ohne Gegenleistung erhält. Aus den Exklusivpartikeln folgt eine weitere zentrale Erkenntnis Luthers: das sog. Priestertum aller Gläubigen. Damit ist gemeint, dass alle, die glauben, einen direkten Zugang zu Gott haben und dafür keine Hilfe durch einen Geistlichen benötigen. Ebenso hält er es für die Aufgabe eines jeden Getauften, das Evangelium zu verkündigen und zu lehren.

reformatorische Hauptschriften

Im Jahr 1520 veröffentlichte Martin Luther seine drei berühmten reformatorischen Schriften. Mit »De captivitate Babylonica ecclesiae« (Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche) beschränkt Martin Luther die Zahl der Sakramente auf drei (später zwei). Damit stellt er sich gegen die Lehre der sieben Sakramente, an der die römisch-katholische Kirche ihre Heilsbedeutung für die Menschen deutlich macht. In »An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung« entfaltet Martin Luther das Priestertum aller Gläubigen und vollzieht somit seinen endgültigen Bruch mit dem Papst. Luthers heute wohl meistgelesene Schrift »Von der Freiheit eines Christenmenschen« beschäftigt sich mit der scheinbar widersprüchlichen Existenz des »Christenmenschen«: Indem sich der Mensch ganz auf Gott verlässt, ist er von allen Zwängen der Welt frei. Da der Mensch die Liebe, die er selbst von Gott erfährt, anderen weitergeben möchte, bindet er sich aber freiwillig im Dienst an seinen Mitmenschen.

reformierte Kirche

Die reformierte Kirche ist eine der großen christlichen Konfessionen in reformatorischer Tradition. Als ihre »Gründungsväter« gelten die beiden Schweizer Reformatoren Ulrich Zwingli und Johannes Calvin: Beide setzten auf eine radikale Erneuerung der Kirche. Sie gaben den traditionellen Ablauf der Messe auf und feierten an normalen Sonntagen »reine« Wortgottesdienste, in deren Mittelpunkt die Predigt steht. Zudem setzten sie auf nüchterne Sachlichkeit der Kirchen, damit nichts vom Wort Gottes ablenkt. Reformierte Kirchen gibt es auf allen Kontinenten. Die Zahl der Christinnen und Christen  mit reformiertem Bekenntnis wird auf über 80 Millionen geschätzt.

Reich Gottes oder Herrschaft Gottes

bezeichnet die Frage nach Gottes Gegenwart und Wirken in der Welt: Wird Gott erst noch herrschen oder herrscht Gott schon? Führt Gott seine Herrschaft selbst herauf oder müssen Menschen sie durchsetzen? Wirkt Gott überhaupt wie ein König oder doch eher wie ein Vater oder ein Freund? Diese und ähnliche Fragen haben Menschen immer wieder beschäftigt, denn eigentlich geht es in ihnen um den Sinn und das Ziel unseres Lebens. Jesus stellte die Verkündigung der angebrochenen Herrschaft Gottes in den Mittelpunkt seiner Botschaft.

Reichsacht

Die Reichsacht war eine vom König oder vom Kaiser unter Mitwirkung der Reichsgerichte und der Kurfürsten verhängte Ächtung im gesamten Gebiet des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Der Täter wurde durch sie rechtlos, jeder konnte ihn töten.

Reichsstände

Wer Sitz und Stimme im Reichstag besaß, gehörte zu den Reichsständen. Dies waren zur Zeit Martin Luthers mehr als 300 geistliche und weltliche Fürsten sowie freie Reichs­städte, Grafen und Ritterorden. Der Kaiser konnte die Reichsstandschaft auch solchen Per­sonen verleihen, die über kein Territorium verfügten.

Reichstag

Auf dem Reichstag traten die Reichsstände zusammen und berieten unter Anwesenheit des Kaisers über anstehende Themen. Bis zum 16. Jahrhundert wurde er in unregelmäßigen Abständen jeweils in einer Bischofs- oder Reichsstadt einberufen und war das maßgebliche Gegengewicht der Stände gegenüber der kaiserlichen Zentralgewalt.

Reichstag zu Worms

1521 fand in Worms ein von Kaiser Karl V. einberufener Reichstag statt, in dessen Rahmen Martin Luther vorgeladen und verhört wurde. Dieser war zuvor wegen seiner Lehren vom Papst exkommuniziert (d. h. von der Kirche und ihren Sakramenten ausgeschlossen) worden. Vor dem Reichstag sollte M. Luther seine Lehre widerrufen, weigerte sich aber, da seine Ansichten nicht aus der Bibel widerlegt worden seien. Daraufhin wurde über M. Luther und seine Anhänger die Reichsacht verhängt und seine Schriften wurden verboten.

Reimarus, Hermann Samuel

(*1694, †1768) war ein sehr geachteter Hamburger Gymnasialprofessor für orientalische Sprachen. Als Deist vertrat er die Sicht einer sog. natürlichen Religion, deren Zentrum die Vorstellung einer unsterblichen Seele, einer vernünftigen Moral und einer naturwissenschaftlich haltbaren Gottesvorstellung bildete. Während manche seiner Publikationen unter den Augen der Zensur eine nur moderate Kritik am zeitgenössischen Christentum enthielten, arbeitete er für einen Kreis Gleichgesinnter eine Schrift aus, die eine Radikalkritik der Bibel als Offenbarungsquelle enthielt und schließlich von Lessing 1774–1778 in drei Teilen als »Fragmente eines Ungenannten« herausgegeben wurden. Dies führte zum sog. Fragmentenstreit. Reimarus gab mit dieser Schrift der historisch-kritischen Forschung (S. 134 f) wichtige Impulse.

Reinheitsvorschriften

Das Gebot der Reinheit im Judentum hat nichts mit (hygienischer) Sauberkeit zu tun, sondern bezieht sich darauf, dass der Zustand eines Menschen so sein soll, dass er Gott nahe kommen kann. In der Antike galt dies vor allem für die Teilnahme am Gottesdienst im Tempel; doch bis heute prägt die Unterscheidung von Rein und Unrein, die sich auf bestimmte Dinge, Handlungen oder Zustände beziehen kann, den Alltag gesetzestreuer Jüdinnen und Juden. Kein Bereich ist unwichtig, das ganze Leben soll heilig sein und Gottes Willen entsprechen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Speisegesetze (koscher). Die Reinheitsvorschriften sind in der Halacha niedergelegt.

Relativismus

Es wird davon ausgegangen, dass letztlich alle Religionen – trotz anderslautender Aussagen auf der »Oberfläche« – in einem »tieferen« Sinn gleich bzw. gleichwertig sind. Sie konkurrieren somit nicht miteinander um den Anspruch auf Wahrheit oder auf den exklusiven Zugang zum Heil. Dies macht es auch denkbar, nur Teilaspekte einzelner Religionen für sich zu adaptieren und ggf. auch zu kombinieren. Von Vertretern einer  exklusivistischen Position wird der Begriff »Relativismus« meist in einem abwertenden Sinn für alle Modelle verwendet, die die Möglichkeit einräumen, dass nicht nur eine Religion allein die Wahrheit erkannt hat und damit alle anderen nicht. Der Relativismus ist vom Anspruch her eine gegenüber anderen Wahrheitsansprüchen tolerante Auffassung; gleichzeitig muss er sich die Frage gefallen lassen, wie tolerant er selbst ist gegenüber der Überzeugung, dass eben nicht alle Wahrheitsansprüche relativ sind.

Religion, ägyptische

Die alten Ägypter glaubten an eine Vielzahl von Göttern. Im Zentrum der ägyptischen Religion stand der Glaube an ein Totengericht und ein Leben im Jenseits. Davon zeugen gewaltige Grabanlagen (Pyramiden) mit kostbaren Grabbeigaben, die Mumifizierung der Toten sowie die Totenbücher. Der König Pharao wurde sowohl als sterblicher Mensch als auch als Gott auf Erden angesehen. Er hatte die göttliche Schöpfungsordnung (Maat) zu bewahren.

Religionskritik

wird oft synonym mit Atheismus verwendet, verneint aber noch umfassender nicht nur die Existenz eines göttlichen Wesens, sondern die Sinnhaftigkeit von religiösen Überzeugungen und religiöser Praxis. Daneben gibt es auch eine Form der Religionskritik, die von gläubigen Menschen vorgebracht wird (wie z. B. von Karl Barth) und z. B. eine stabilisierende Funktion von Religion kritisiert oder religiöse Bemühungen, mit denen sich der Mensch Gott zu Willen machen will.