Lexikon

Sinus Studie

Das Sinus-Institut in Heidelberg erforscht die Lebenswelten der Menschen heute; dazu werden regelmäßig Studien zu unterschiedlichen Themenbereichen in Auftrag geben. Viel diskutiert wurde die Jugendstudie 2012, in der der große Leistungsdruck, unter dem Jugendliche stehen, thematisiert wurde.

Sirach

das apokryphe (alttestamentliche) Buch Jesus Sirach, entstanden vermutlich um 175 v. Chr., gehört zur Weisheitsliteratur.

Sisyphos

Figur aus der griechischen Mythologie, Sohn des Aiolos, König von Korinth. Nachdem S. Zeus hintergangen hat, schickt dieser ihm den Tod. S. überwältigt jedoch den Tod, fesselt ihn und nachdem er ihn wieder freigeben musste, betrügt er ihn. Für diese Vergehen erhält S. von den Göttern die Strafe, einen Felsblock auf einen Gipfel zu rollen, von dem dieser, fast oben angelangt, immer wieder herunterrollt.

Sisyphusarbeit

bezeichnet Arbeiten, die trotz großer Anstrengungen (scheinbar) zu keinem sinnvollen Ergebnis bzw. zu keinem Ende kommen. Der Begriff verweist auf den gleichnamigen Helden der griechischen Mythologie (griech. Sisyphos, latinisiert Sisyphus), der zur Strafe für seinen Verrat an den Göttern in der Unterwelt einen Felsbrocken einen Berg hinaufzurollen hat, der ihm stets vor Erreichung des Ziels wieder wegrutscht, so dass er wieder von vorne beginnen muss.

Skeptizismus

bezeichnet allgemein eine Richtung in der Philosophie bzw. in der Erkenntnistheorie, die den Zweifel zum obersten Denkprinzip erhebt. Bezogen auf die Frage nach der Wahrheit der Religionen werden unter dem Begriff solche Meinungen zusammengefasst, die bestreiten, dass es überhaupt eine »letzte« oder »ewige« Wahrheit gibt oder dass eine solche von Menschen erkannt werden kann.

SKIP-Argumente

sind Begründungen dafür, dass menschliche Embryonen zu schützen sind. »SKIP« ist ein Akronym aus den Anfangsbuchstaben folgender Argumente:
Speziesargument: Menschliche Embryonen besitzen Würde und sind schutzwürdig aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Spezies homo sapiens. Entscheidend ist also die biologische Einordnung.
Kontinuitätsargument: Es geht davon aus, dass sich ein Embryo kontinuierlich zum geborenen Menschen entwickelt und dass es dabei keine in ethischer Hinsicht relevanten qualitativen Einschnitte gibt.
Identitätsargument: Hier wird aus der Tatsache, dass ein geborener Mensch mit dem Embryo, aus dem er sich nach der Befruchtung entwickelt hat, in einer Identitätsbeziehung steht, geschlossen, dass bereits ein Embryo Menschenwürde besitzt – wie ein geborener Mensch.
Potenzialitätsargument: Nach diesem Argument besitzt bereits die befruchtete Eizelle die volle Potenzialität, sich zu einem geborenen Menschen und damit zu einer Person bzw. zu einem Subjekt zu entwickeln. Aufgrund dieses Potenzials muss der Embryo von Anfang an geschützt werden, auch wenn er zunächst typisch menschliche Eigenschaften, wie z. B. die Fähigkeit zur Selbstbestimmung, noch nicht ausgebildet hat.

Sodom

Nach Gen 18 f. wurden die beiden Städte Sodom und Gomorrha (vermutlich am Toten Meer) trotz der Fürsprache Abrahams von Gott gänzlich vernichtet, weil in ihnen nur Sünde und Verbrechen herrschten. Die beiden Namen sind sprichwörtlich geworden für Orte des Unrechts und des Grauens.

Sohn Davids

Wenn der blinde Mann in Jericho Jesus mit diesem Namen anspricht (Mk 10,47), wenn Matthäus sein Evangelium mit einem Stammbaum beginnt, der über David zu Josef führt und wenn Lukas die Geburt Christi in Bethlehem stattfinden lässt, dann wird damit ausgedrückt, dass in Jesus der erwartete Messias aus der Nachkommenschaft (dem »Haus«) Davids gekommen ist.

Sohn Gottes

Mit dieser aus dem Credo (Glaubensbekenntnis) vertrauten Bezeichnung Jesu ist zunächst nicht eine biologische Abstammung gemeint, sondern im Sinne der jüdischen Tradition eher eine besonders enge Zugehörigkeit: Gott und Jesus gehören zusammen. Jesus selbst hat diesen Titel für sich nicht beansprucht, wenn auch die Anrede »Abba« (Papa) seine vertrauensvolle Beziehung zu Gott zeigt. Er wollte jedoch alle Menschen einladen, sich als Kinder Gottes zu verstehen (vgl. Vaterunser). Erst nach Ostern wurde der Titel von den Christen exklusiv auf ihn bezogen. Im Zuge der Ausbreitung des Christentums in der griechisch-römischen Welt (wo man Göttersöhne von altersher kannte, vgl. die Geschichten von Zeus) wurde Jesu Gottessohnschaft mehr und mehr im Sinne einer besonderen Abstammung (Jungfrauengeburt) verstanden.

Sokrates

(*470 v. Chr., †399 v. Chr. in Athen) war ein Philosoph, der das philosophische Denken des Abendlandes nachhaltig prägte. Sokrates hat selber keine Schriften hinterlassen. Kenntnisse von seinem Denken und Leben beruhen auf Berichten seiner Schüler, vor allem Plato. Auf den Straßen und in den Gymnasien Athens zog S. seine Mitbürger in Gespräche, bei denen es zunächst darum ging, das herkömmliche Wissen zu hinterfragen (»Ich weiß, dass ich nichts weiß«). In der Kritik des vermeintlichen Wissens sieht S. den Weg zu wirklichem Wissen eröffnet, das im Dialog mit S. der Gesprächspartner in sich selbst erarbeiten muss. S. leistet dabei »nur« Mäeutik (Hebammenkunst).
S. wurde wegen angeblicher Gottlosigkeit zum Tode verurteilt. Er war mit Xanthippe verheiratet.

Sölle, Dorothee

(1929–2003), war eine Theologin und Literaturwissenschaftlerin, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung einsetzte und u.a. 1968 das Politische Nachtgebet in Köln mitbegründete.

Soziale Netzwerke (Internet Communitys)

ermöglichen es Menschen, sich im Internet miteinander auszutauschen. Auf den dafür eingerichteten Plattformen gibt es z. B. Foren, in denen man die Beiträge anderer lesen oder selbst welche erstellen kann. Durch einen Nachrichtensofortversand (Instant Messaging) kann man anderen Mitgliedern kleine private Mails schicken und sich so in Echtzeit mit ihnen unterhalten. In einem Chat-Bereich können mehrere Personen gleichzeitig miteinander »reden«. Um an einer Netzgemeinschaft aktiv teilzunehmen, muss man angemeldet sein. Dadurch erhält man ein sog. Profil. Dieses besteht meist aus einer Eröffnungsseite, die die freigegebenen Daten des Benutzers – z. B. die Namen der mit ihm befreundeten  Mitglieder – enthält und Möglichkeiten bietet, sich selbst z. B. mit Fotos, Videos oder Texten darzustellen. Außerdem gibt es Möglichkeiten, dem Profilinhaber Nachrichten zu hinterlassen, die für Freunde oder auch für alle einsehbar sind. In manchen Communitys wird dieser Bereich Gästebuch genannt. – Da es sich nicht um einen rechtsfreien Raum handelt, muss eine solche Plattform von den Betreibern überwacht werden. Sog. Moderatoren achten z. B. darauf, dass die vereinbarten Regeln (die Netiquette) eingehalten werden. – Programme, die sich nur auf den Nachrichtensofortversand auf dem Handy spezialisiert haben, nennt man Messenger-Apps.

Sozialisation

(von lat. sociare: verbinden) wird allgemein der Prozess der Einordnung des Einzelnen in die Gemeinschaft verstanden. Bei der Aneignung von und Auseinandersetzung des Individuums mit seinen angeborenen Anlagen und der sozialen und physikalischen Umwelt spielen beabsichtigte (Erziehung) wie unbeabsichtigte Faktoren eine Rolle. Von einer »gelungenen« Sozialisation wird häufig dann gesprochen, wenn das Individuum Verhaltensweisen erwirbt, die es ihm ermöglichen, am sozialen Leben teilzuhaben und an dessen Entwicklung (zum allgemeinen Wohlergehen) mitzuwirken. Neuere Ansätze betonen dabei die aktive Mitgestaltung des Einzelnen am Sozialisationsprozess (sog. Selbst-Sozialisation). Der Sozialisationsprozess ist nicht auf Kindheit und Jugend beschränkt, sondern dauert ein Leben lang an.

Sozialismus

Der Sozialismus entstand als Denkrichtung im 19. Jh. in der kritischen Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus. Seine Ziele bestehen in der Beseitigung sozialer Gegensätze, der Errichtung einer solidarischen Gesellschaft und der Entwicklung einer gerechten, nicht-kapitalistischen Wirtschaftsordnung. Um dies zu erreichen, sollen Produktionsmittel verstaatlicht und das Privateigentum an ihnen verboten werden. 

Sozialpsychiatrie

ist ein Teilbereich der Medizin, der sich mit der Erkennung und Behandlung von geistigen und psychischen Störungen befasst. Die Sozialpsychiatrie betrachtet vorwiegend soziale Ursachen von psychischen Störungen. In der Behandlung der seelischen Erkrankung wird dem familiären und gesellschaftlichen Umfeld eines Patienten dabei besondere Aufmerksamkeit  gewidmet.

Sozialvertrag

oder Gesellschaftsvertrag ist eine Art Gedankenexperiment, wonach jedermann im Staat diesem freiwillig Macht übertragen hat, damit dieser die Handlungsfähigkeit und Freiheit seiner Bürgerinnen und Bürger gewährleisten kann.

Soziologie

(lat. socius: Gefährte) ist eine Wissenschaft, die das menschliche Zusammenleben in Gemeinschaften und Gesellschaften theoretisch wie empirisch erforscht. Sie fragt z. B. danach, welche Werte den Handlungen von Menschen zugrunde liegen, wie Menschen miteinander kommunizieren oder welche Bevölkerungsgruppen besonders von Armut betroffen sind und welche Gründe es hierfür gibt.

Spiritual Care

meint spirituelle Begleitung. Ihr Ziel ist, geistig-seelische Schmerzen zu lindern, die vor allem in den Fragen nach Schuld und dem Warum, Wozu und Wohin der menschlichen Existenz gründen. In der Palliativmedizin und Hospizbewegung wird spirituelle Begleitung als unverzichtbar angesehen, weil seelisches und körperliches Leid einander verstärken können. Eine Linderung von seelischem Leid soll somit auch das körperliche Leid erträglicher machen.

Spirituals

nennt man die Lieder der schwarzen Sklaven Amerikas; darin gaben sie ihrer Sehnsucht nach Freiheit Ausdruck. Aus den Spirituals entwickelten sich Anfang des 20. Jahrhunderts die »black gospels«, die oft von einer Jazzband begleitet wurden. Gospelchöre gibt es heute auch bei uns in vielen Gemeinden.

Sprechakttheorie

beschäftigt sich mit der Frage, wie Menschen durch Sprache handeln. Dabei wird zwischen verschiedenen Arten von Sprechakten unterschieden, die sich gleichzeitig in einer Sprechhandlung vollziehen. Bspw. wird durch Laute etwas über etwas außerhalb der Sprache Liegendes ausgesagt, womit i. d. R. bestimmte Absichten verbunden sind. Zugleich wird explizit oder implizit mitgeteilt, welche kommunikative Funktion der Sprechakt hat: Soll z. B. etwas behauptet oder festgestellt werden oder wird gewarnt? Dass mit dem Sprechen auch etwas direkt »bewirkt« wird, wird in bestimmten Fällen besonders deutlich: Durch Sprache »vollzieht« sich etwas (engl. to perform), wie z. B. das Ja-Wort bei der Eheschließung und im religiösen Bereich das Taufen und das Segnen. Man spricht dann von performativen Äußerungen bzw. Sprechakten.

SSW

Schwangerschaftswoche; die frühere Zählweise von Schwangerschaftswochen, die von dem Zeitpunkt der (vermuteten) Befruchtung ausgeht und in der Regel bei Gesetzestexten vorliegt, wird in Deutschland zunehmend durch eine Zählweise abgelöst, die ab dem ersten Tag der letzten Periodenblutung rechnet.

Standesethik

ethisches Nachdenken, das sich auf einen bestimmten Berufsstand bezieht und dessen Handeln, dessen Werte und Normen in den Blick nimmt, z. B. ärztliche oder journalistische Ethik.

Star

(engl. star: Stern)ist die Bezeichnung für einen Menschen, der aufgrund seiner Leistungen auf einem bestimmten Gebiet besonders berühmt ist und dem eine besondere öffentliche bzw. mediale Aufmerksamkeit zuteil wird. Insbesondere Musik-, Film- und Theaterkünstler/innen werden als »Stars« bezeichnet, aber auch herausragende Sportler/innen. Aufgrund der häufigen Verwendung des Begriffs finden sich inzwischen Steigerungsformen wie Super- und Megastar. Hinter jedem »Star« steht meist eine erfolgreiche Vermarktungsstrategie des »Images« des/der Prominenten.

Stasi

Stasi: Das Ministerium für Staatssicherheit, bekannt v. a. unter der Abkürzung »Stasi«, war als Regierungseinrichtung in der DDR zugleich Geheimdienst und Geheimpolizei. Aufgabe war insbesondere die Überwachung der eigenen Bevölkerung, um eine mögliche Opposition oder politischen Widerstand zu unterbinden. Hierzu wurde ein sehr ausgeklügeltes Überwachungs- und Spitzelsystem aufgebaut.

status confessionis

meint, dass es hier um entscheidende Fragen geht, bei denen der eigene Glaube auf dem Spiel steht, also einen Bekenntnisnotstand.

Steffensky, Fulbert

(*1933), war zunächst Benediktinermönch; 1969 konvertierte er zum evangelisch-lutherischen Bekenntnis und heiratete die Theologin Dorothee Sölle. Mit ihr gründete er 1968 das »Politische Nachtgebet« in Köln. Von 1975 bis 1998 war er Professor für Religionspädagogik in Hamburg.

Stereotyp

(von griech. stereos: fest, typos: Gestalt) bezeichnet auf eine soziale Gruppe bezogene, stark verfestigte Ansichten. Den Mitgliedern werden unisono bestimmte Eigenschaften, Fähigkeiten und Handlungsweisen zu- oder abgesprochen, was Abgrenzung oder umgekehrt Identifikation erleichtert, zumal das Stereotyp immer emotional (positiv oder negativ) aufgeladen ist. Die Abgrenzung zum Klischee ist z. T. kaum möglich. Gängige Stereotype sind z. B. das Klischee des fleißigen Deutschen oder des höflichen Engländers.