Lexikon

Placebos

Placebos bezeichnen Arzneimittel, die keine Wirkstoffe enthalten. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass solche Placebos trotzdem positiv wirken können, was man als sog. Placeboeffekt bezeichnet. Erklärt wird dies z. B. damit, dass Menschen durch den Glauben an die Wirkung ein neues Zutrauen in ihre eigenen inneren Heilungskräfte entwickeln. Allerdings zeigen neuere Studien, dass sich der Placeboeffekt sogar dann einstellen kann, wenn die Patienten wissen, dass es sich um Placebos handelt.

Plagiat

Diebstahl geistigen Eigentums, z. B. Übernahme fremder Texte, Bilder oder Ideen, ohne sie als solche kenntlich zu machen. In wissenschaftlichen Qualifikationsarbeiten verstoßen solche Übernahmen gegen die Prüfungsordnungen; bei Veröffentlichungen kann das Urheberrecht betroffen sein. 

Platon

Platon (428/7–348/7 v. Chr.): Schüler des Sokrates, Lehrer des Aristoteles, Gründer der ersten Philosophenschule im klassischen Athen, der Akademie (387 v. Chr.). – Zentral für Platons Denken ist die von ihm entwickelte Ideenlehre, nach der unsere »normale« Wirklichkeit nur ein Abbild der einzig gültigen Realität, der Welt der Urbilder (= Ideen), ist. Diese »echte« Realität ist allein dem Intellekt zugänglich, sodass Philosophieren ein Zurückdrängen v. a. der sinnlichen Wahrnehmung bedeutet. Gleichzeitig ist Philosophieren auch eine Lebensform: der wohlwollende Austausch im Gespräch mit anderen. Deshalb sind Platons Schriften auch alle als Dialoge verfasst.

Pluralismus

Unter Pluralismus versteht man Gesellschaftsformen, in denen unterschiedliche Meinungen, Werte, Interessen, Weltanschauungen, Lebensstile und Glaubensüberzeugungen gleichzeitig und friedlich nebeneinander existieren können. Durch das gleichberechtigte Vorhandensein verschiedener gesellschaftlicher Gruppen, die sich gegenseitig kontrollieren und begrenzen, wird eine einseitige Machtkonzentration verhindert. Totalitäre Gesellschaften sind in ihrer Grundausrichtung antipluralistisch.

Pluralismus, theozentrischer

Damit wird ein Modell bezeichnet, das aus christlicher Perspektive zwar einerseits den Exklusivismus überwinden möchte, gleichzeitig aber das Inklusivismusmodell als problematisch empfindet, weil damit letztlich doch am Absolutheitsanspruch des Christentums nicht gerüttelt wird. Zugleich soll auch ein religiöser Relativismus vermieden werden. Vertreter dieser Position rechnen mit unterschiedlichen Erkenntniswegen, halten aber daran fest, dass es eine göttliche Wahrheit gibt, die von den verschiedenen Religionen mehr oder weniger umfassend erkannt wird. In christlicher Ausprägung hieße das, den Reichtum der christlichen Tradition und der in ihr überlieferten Wahrheit selbstbewusst zu betonen und davon auszugehen, der Erkenntnis der Wahrheit besonders nahe zu kommen, ohne sich ein abschließendes Urteil über den Reichtum der anderen Religionen und deren Wahrheitsgehalt anzumaßen. Und es hieße, damit zu rechnen, dass andere Religionen aus ihrer Sicht möglicherweise in einzelnen Bereichen etwas anders und besser erkannt haben als die eigene religiöse Tradition. Entstanden ist der theozentrische Pluralismus im angelsächsischen Bereich, bekannte Vertreter sind John Hick und Paul Knitter.

Pogrom

Pogrom, der oder das (russ. Zerstörung): Der Begriff bezeichnet zuerst die gewaltsamen Ausschreitungen gegen Jüdinnen und Juden im zaristischen Russland Ende des 19. Jh.s (sog. Juden-Pogrome). Heute wird er, unabhängig vom historischen Zeitpunkt, für jede Art von zeitlich begrenzter, ausufernder Gewalt gegen eine Gruppe verwendet, meist einer Mehrheit gegen eine Minderheit. Dass die Verfolgten überhaupt eine klar unterscheidbare Gruppe darstellen, entspricht dabei in der Regel der Vorstellung der Verfolger, nicht der Realität.

Point-and-Click-Adventure

(engl. auf etwas zeigen und anklicken) bezeichnet eine bestimmte Bedienungsform von Computerspielen, bei denen die Benutzenden z. B. mit Hilfe des Zeigers ihrer Computermaus durch das Deuten auf bestimmte Bereiche und das anschließende Drücken einer Taste eine vordefinierte Aktion auslösen.

Polis

(griech.) ist die Bezeichnung für die altgriechischen Stadtstaaten. In der politischen Theorie, wie sie z. B. Hannah Arendt in Aufnahme von Aristoteles vertritt, steht die Polis modellhaft für ein Gemeinwesen, in dem Bürgerinnen und Bürger gleichberechtigt und frei zusammenleben und ihre Gesetze und Ordnungen gemeinsam aushandeln.

Politeia

(griech.: der Staat) ist ein Werk Platons. In einem fiktiven Dialog, geleitet von Platons Lehrer Sokrates, wird darin über Gerechtigkeit philosophiert und eine Vision eines idealen Staates entworfen. Besonders bekannt ist das sog. Höhlengleichnis.

politische Theologie

möchte zeigen, dass christlicher Glaube und christliche Theologie auch eine politische Dimension haben (müssen). Impulse aus dem Evangelium sollen weiter reichen als bis zur Ausgestaltung privater Frömmigkeitspraxis: hinein in die ökonomischen, gesellschaftlichen und auch kirchlichen Strukturen. Ende der 1960er-Jahre brachte der katholische Theologe Johann Baptist Metz diesen Begriff in die Diskussion ein, der sowohl in der katholischen als auch in der evangelischen Theologie aufgegriffen wurde. Betont wird in der politischen Theologie, dass christlicher Glaube eine kritische und subversive Kraft hat, die es politisch zu nutzen gelte – und zwar nicht im Sinne einer bestimmten Parteipolitik, sondern um Hoffnungsperspektiven für die Menschen zu eröffnen, auf deren Seite Jesus stand.

Polytheismus

(griech. poly: viel, theos: Gott): die Verehrung einer Vielzahl von Gottheiten.

Pontius Pilatus

stammte wohl aus niederem römischen Adel. Er war in den Jahren von 26 bis 36 n.Chr. Präfekt (Statthalter) des römischen Kaisers Tiberius in der Provinz Judäa und hatte unter seinen Zeitgenossen den Ruf, schonungslos und brutal zu sein. Er sah in Jesus vermutlich eine beim einfachen Volk beliebte Führerpersönlichkeit, die von einigen Nachfolgern als »König der Juden« bezeichnet wurde. Nur er als Präfekt durfte ein Todesurteil aussprechen. Obwohl er also die letzte Verantwortung für die Kreuzigung Jesu trug, wurde er später in den Evangelien zunehmend sympathisch dargestellt und es wurden die Juden für Jesu Tod verantwortlich gemacht – einer der Gründe für die jahrhundertelange Verfolgung der Juden.

Popper, Karl

(1902–1994), österreichisch-britischer Philosoph, ist berühmt für seine Arbeiten zur sog. offenen Gesellschaft sowie zum kritischen Rationalismus. Letzterer zeigt auf, dass es kein sicheres empirisches Wissen gebe, sondern Aussagen, die Anspruch auf Wissenschaftlichkeit beanspruchen, allenfalls widerlegbar (Falsifikation), aber nicht positiv beweisbar, also verifizierbar seien, da hierfür eine unendliche Zahl von Prüfungen notwendig wären. Bei Theorien, die allerdings bisher jeden Falsifikationsversuch bestanden hätten, wie z. B. die Quantentheorie, könne man von einer verlässlichen Theorie sprechen, die man nicht jedes Mal aufs Neue im Sinne eines methodischen Rationalismus kritisch prüfen müsse. 

Postapokalypsefilm

Spielfilm, bei dem die Ereignisse nach einer apokalyptischen Katastrophe dargestellt werden; dabei können durchaus diese selbst und die Geschehnisse im Vorfeld dieser Katastrophe einen größeren Teil der Handlung ausmachen. Betroffen von der Katastrophe sind entweder die Welt oder v. a. die Menschheit bzw. die Zivilisation insgesamt oder zumindest relevante Teile von ihr. Häufig hat die dargestellte Katastrophe eine »reinigende« (katharische) Funktion im Hinblick auf die Überlebenden. Postapokalypsefilme spielen mit der Notwendigkeit und der Möglichkeit, die Menschheit bzw. die Zivilisation »neu« anfangen zu lassen. Interessant ist dabei nicht zuletzt, wie die Überlebenden sich neu organisieren und welche Gruppen- bzw. Gesellschaftsstrukturen dabei entstehen und was ein Leben in einer zerstörten Welt als lebenswert erscheinen lässt.

Priester

Die Aufgaben der Priester waren vor allem an den Tempel und die dortigen Opfer gebunden. Zweimal im Jahr kamen sie dorthin und verrichteten ihren Dienst. In ihren Heimatorten waren sie als Richter, Schreiber oder Toralehrer tätig. Wie die Leviten gehen auch die Priester auf den Stamm Levi zurück, sie sahen sich aber als direkte Nachfahren Aarons (Moses älterem Bruder, der der erste Hohepriester war). Neben dem Tempelgottesdienst und den Opferriten kam ihnen auch die Unterscheidung zwischen rein und unrein zu (Reinheitsvorschriften). Den einmaligen Höhepunkt im Leben eines Priesters stellte die Auslosung zum Rauchopfer dar, da der Priester hierbei den Bezirk des Heiligen hinter dem Tempelvorhang betreten durfte.

Pro Asyl

ist eine als Verein, Stiftung sowie als bundesweit agierende Arbeitsgemeinschaft organisierte Menschenrechtsorganisation, die sich für die Rechte von Flüchtenden sowie Migrantinnen und Migranten einsetzt. Mitarbeitende der Organisation unterstützen Menschen z. B. in Asylverfahren, recherchieren und dokumentieren Menschenrechtsverletzung an Grenzen wie willkürliche Verhaftungen und illegale gewaltsame Zurückweisung Schutzbedürftiger (sog. »push-backs«) und sie setzen sich gegen Rassismus und für eine tolerante und offene Gesellschaft ein.

Propagandamittel

dienen auf kämpferische Weise der Durchsetzung von politischen Zielen und Machtinteressen. Sie haben den Zweck, die Gefühle und Gedanken und damit auch das Handeln von Menschen gezielt zu beeinflussen.

Prophetinnen und Propheten

Menschen als Medien des göttlichen Wortes kennt man im gesamten Alten Orient. Sie wirkten bei Hof oder am Tempel, in Gruppen oder vereinzelt. Auch Frauen waren dabei (im Alten Testament z. B. Mirjam, Debora, Hulda). In den alttestamentlichen Königserzählungen erfahren wir von Propheten wie Elia oder Nathan, die der Macht des Königs entgegentreten. In den Prophetenbüchern werden Sprüche der sog. »Schriftpropheten« (Jesaja, Jeremia, Ezechiel, Daniel und die 12 »kleinen« Propheten) überliefert und fortgeschrieben. Diese Propheten treten in den großen Krisen Israels auf, deuten die politische Entwicklung, üben Gesellschaftskritik, erinnern an die Tora, stören und verstören mit schlimmen Voraussagen und trösten mit Visionen von einem dauerhaften Frieden. Sie reden dabei nicht im eigenen Namen, sondern wissen sich berufen, ja oft »gezwungen«, und weisen sich mit der Botenformel »So spricht der Herr« als »Mund Gottes« aus. Im Islam werden die alttestamentlichen Propheten anerkannt; auch Jesus wird als Prophet (nicht aber als Sohn Gottes) verehrt. Muhammad gilt als der größte und letzte Prophet.

Protagoras

(*490 v. Chr., †411 v. Chr.) war ein Philosoph der griechischen Antike und gehörte der Gruppe der sog. »Sophisten« an. Der Mensch galt ihm als »Maßstab aller Dinge«. Für Protagoras bedeutet dies, dass es keine objektiven Wahrheiten gibt, sondern nur subjektive Meinungen. Er vertrat ferner eine »agnostische« Position, derzufolge man keinerlei Wissen über Gott bzw. die Götter haben könne.

Protestantisch

»Evangelisch« und »protestantisch« werden meist synonym verwendet – dabei wird im deutschen Sprachraum meist der erstgenannte Begriff bevorzugt, international ist der zweite gebräuchlicher. »Protestantisch« geht darauf zurück, dass 1529 der in Speyer versammelte Reichstag das seit 1521 gültige Reformationsverbot erneuerte. Die evangelische Minderheit wehrte sich mit einer »Protestation«, da sie ihr Gewissen nur an Gottes Wort binden wollte. Die Bezeichnung »Protestanten« wurde damit der gemeinsame Name der vielfältigen Bekenner des evangelischen Glaubens.

Provinz

Palästina war zur Zeit Jesu eingeteilt in die Bezirke Judäa, Samaria, Gaulanitis, Trachonitis, Batanäa, Galiläa und Peräa. Diese Landesteile waren mit Erlaubnis Roms unter den Söhnen Herodes' des Großen aufgeteilt worden. Sie behielten also jüdische Herrscher, die allerdings weitgehend von Rom abhängig waren. Nur Judäa mit der Hauptstadt Jerusalem wurde direkt der römischen Verwaltung unterstellt und erhielt einen Präfekten. Zur Zeit des Todes Jesu war das Pontius Pilatus.

Psalmen

Das Psalmenbuch (Psalter) ist das biblische Gebet- und Gesangbuch der jüdischen und christlichen Gemeinde. Es stellt eine Sammlung unterschiedlicher Lieder dar – unter anderem von Hymnen, Dankliedern, Bittpsalmen und Klagepsalmen. In Hymnen und Dankliedern wird Gott als Schöpfer der Welt und als Retter aus der Not gepriesen. Klagepsalmen bestehen in der Regel aus dem Anruf Gottes, der eigentlichen Klage – einer Schilderung der eigenen Not wie z. B. Krankheit und Anfeindungen durch andere Menschen, und einer Bitte an Gott. Viele Klagepsalmen geben der Gewissheit Ausdruck, dass das Gebet von Gott erhört werden wird. Bekannte Beispiele sind etwa Ps 3, Ps 22 und Ps 69. Nach der Überlieferung von Markus und Matthäus hat Jesus am Kreuz aus Ps 22 zitiert. Fast die Hälfte der 150 Psalmen trägt die Überschrift: »Ein Psalm Davids« oder »Von David« (zum Beispiel auch Psalm 23). Bei einigen Psalmen wird zusätzlich auch noch ein Ereignis aus Davids Leben genannt, in dessen Zusammenhang David den Psalm gedichtet und gesungen haben soll. Historisch ist es unwahrscheinlich, dass diese Psalmen tatsächlich von David stammen, da Psalmen Lieder sind, die im Rahmen von Gottesdiensten im Tempel gesungen wurden. Dieser wurde aber erst von Davids Sohn Salomo erbaut.

Ptah

ist die Hauptgottheit der Stadt Memphis, also des bedeutendsten Königssitzes des Alten Ägyptens, und wurde dort als oberster Schöpfungsgott – die Welt ist aus seinem Wort entstanden – und Herrn aller Götter angesehen. Allerdings erreichte er nie die Bedeutung von z. B. Re, Osiris und Amun.

Purim

Purim (hebr. Lose, Schicksal) ist ein jüdisches Fest im Frühjahr, an dem es auch im Gottesdienst fröhlich zugeht (z. B. Verkleidungen, laut klappernde Ratschen). Es wird der Errettung der Diaspora-Gemeinde vor der Verfolgung durch den persischen Großkönig gedacht, wie sie im biblischen Buch Esther erzählt wird.

Puritaner, puritanisch

Als Puritaner – also als »Reiniger« – bezeichnete man reformorientierte Gemeinden im England des 17. Jahrhunderts, die u. a. neue Formen der Mitbestimmung in der Gemeinde eingeführt hatten. Diese Form der Gleichberechtigung wollten insbesondere schottische Parlamentarier gegen König Karl I. durchsetzen, der gerne absolutistisch regiert hätte. Die Zuspitzung des Konflikts gipfelte im englischen Bürgerkrieg (1642–1649) zwischen Karl I. und dem Parlament, der auch Puritanische Revolution genannt wird.

Quantenphysik

befasst sich in erster Linie mit dem Verhalten und der Wechselwirkung kleinster Teilchen und ist somit eine Theorie, die man in der Naturwissenschaft dann benötigt, wenn man ganz genau werden muss. Dies gilt z. B. für alle Digitaltechnologien, für Laser, Mobiltelefone, Satelliten, Nukleartechnik, medizinische Diagnostik usw. – mindestens ein Drittel des Bruttosozialprodukts der Industrienationen beruht bereits direkt oder indirekt auf Erfindungen mit quantentheoretischer Grundlage. Zugleich hat sie einen universellen Anwendungsbereich, spielt also für alle Bereiche der Natur(wissenschaft) eine Rolle. Sie zeigt auf, dass es im Bereich des Kleinen in der Welt immer komplexer wird und es Phänomene gibt, die der klassischen Physik widersprechen. So laufen z. B. bestimmte Prozesse nicht kontinuierlich ab, sondern treten nur in bestimmten Portionen auf – den sogenannten »Quanten«. Den Physikern wurde so schließlich die Einsicht aufgezwungen, dass in der Natur das Ganze mehr ist als die Summe der Teile, aus denen es zusammengesetzt ist, weil die Phänomene in der Natur nicht isoliert sind, sondern miteinander in Wechselwirkung stehen.

Quantensprung

bezeichnet – im Gegensatz zur häufigen Verwendungsweise im Alltagsgebrauch (»Das ist ein Quantensprung«) – die kleinstmögliche (!) reale Veränderung, die im Rahmen des naturwissenschaftlich Beschreibbaren mit oder an einem System geschehen kann. Wirkungen können nur quantisiert, also in »Anzahlen« oder »Stufen« auftreten und nicht in beliebig glatten Veränderungen, wie es die klassische Physik vorausgesetzt hatte.