Lexikon

Löhe, Wilhelm

(1808–1872) war ein evangelisch-lutherischer Theologe und Pfarrer, der durch sein Wirken und seine Schriften die evangelische Kirche über Bayern hinaus wesentlich prägte. Im Jahr 1853 eröffnete er in Neuendettelsau (Landkreis Ansbach) eine Diakonissenanstalt, mit der er Frauen aus schwierigen sozialen Verhältnissen eine Ausbildung ermöglichte. Dem sog. »Mutterhaus« folgten weitere Einrichtungen (z. B. Krankenhäuser und ein Waisenhaus), später auch bayernweit und darüber hinaus. 1849 rief er mit dem Ziel, Menschen zu einem Leben in der Nachfolge Jesu zu verhelfen, die »Gesellschaft für Innere und Äußere Mission« ins Leben. Die von Löhe gegründete institutionelle Diakonie in Neuendettelsau ist bis heute von großer Bedeutung.

Lorenz, Konrad

(* 1903, † 1989), war einer der wichtigsten Vertreter der vergleichenden Verhaltens-forschung und der evolutionären Erkenntnistheorie. Seine Haltung in der NS-Zeit war umstritten, doch erhielt er 1973 gemeinsam mit Nikolas Tinbergen und Karl von Frisch den Nobelpreis für Medizin.

Loriot

(1923–2011), mit bürgerlichem Namen Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow, war ein deutscher Humorist, der als Karikaturist, aber auch als Schauspieler, Regisseur und Moderator bekannt wurde.

Luther, Henning

(1947–1991) war Professor für Praktische Theologie in Marburg. Für ihn ist Religion ihrem Wesen nach »Weltabstand« und dadurch immer auch Einspruch gegen die Welt.

Luther, Martin

(* 10. November 1483, † 18. Februar 1546 jeweils in Eisleben) ist der wichtigste Mitbegründer der Reformation und damit der evangelischen Kirche. Luther hatte ursprünglich nicht vor, eine eigene Kirche zu gründen. Es ging ihm vor allem darum, Missstände zu überwinden, zum Beispiel den sogenannten Ablasshandel. Dabei dachten Menschen, sie könnten sich die Gnade Gottes mit Geld oder guten Taten erkaufen. Luther lehrte dagegen, dass man Gottes Liebe einfach vertrauen darf. Damit sich jeder Christ und jede Christin selbst von dieser frohen Botschaft überzeugen könne, hat Luther die Bibel in die deutsche Sprache übersetzt.

Lutheraner

sind Anhänger Martin Luthers und Mitglieder der lutherischen Kirche.

Machiavelli, Niccolò

(1469–1527), italienischer Staatsmann, Philosoph und Geschichtsschreiber, gilt als bedeutender politischer Denker, dessen Analysen von Herrschaftsmacht mit der Forderung einer notwendigen Trennung von Politik und Moral bis in die Gegenwart kontrovers diskutiert werden. 

Mahayana

(sanskr., wörtl.: das große Fahrzeug): seit dem 1. Jh. v. Chr. eine der drei großen Richtungen des Buddhismus. Der Mahayana-Buddhismus unterscheidet sich vom älteren Theravada-Buddhismus durch eine andere Auffassung der Anatman-Lehre. Buddha betonte, dass alle Dinge »leer« sind (wie auch Gefäße leer sein können) und dass diese Erkenntnis zur Befreiung führt. Der Mahayana-Buddhismus wendet diese Aussagen dahingehend, dass alle Dinge »Leerheit« sind. Diese philosophische Verschiebung hatte weit reichende Folgen, da die »Leerheit« dann als das Absolute erkannt wurde. Wenn alles »Leerheit« und deswegen das eine Absolute ist, sind alle Wesen nicht vom Absoluten getrennt und als solche im Kern erlöst. Die Anhänger des Mahayana-Buddhismus folgen dem Bodhisattva-Ideal  und tragen daher für alle Wesen Sorge. 

Mahloquet

ist ein hebräischer Begriff für die jüdische Diskussionskultur, die sich aus der rabbinischen Auslegung der Tora und des Talmud entwickelt hat. Wahrheitssuche geschieht hier in einem unabschließbaren dialogischen Austausch, in dem jede Antwort wieder neue Fragen hervorbringt. Es geht dabei weder darum, dass jemand recht behält, noch darum, Kompromisse zu finden, sondern unterschiedliche Meinungen dürfen nebeneinander stehen bleiben; jede Meinung zählt, auch die vergangener Generationen.

Mammon

Alter Ausdruck für »Geld« , materielle Güter.

Mandela, Nelson

Mandela, Nelson (1918–2013) bekämpfte sein Leben lang die Apartheid, die Diskriminierung der Schwarzen in Südafrika. Aufgrund seines Aktivismus wurde er verhaftet und verbrachte fast 27 Jahre im Gefängnis. Von 1994 bis 1999 war Nelson Mandela der erste schwarze Präsident Südafrikas. Auch in dieser Position setzte er sich für Versöhnung und ein gutes Leben für alle Menschen ein.

manichäisch

(zum Manichäismus gehörend bzw. diesen betreffend): Der Manichäismus war eine synkretistische (von vielen anderen Religionen beeinflusste) Religion der Spätantike mit einer ausgeprägt dualistischen Weltanschauung. In den Sozialwissenschaften wird der Begriff »manichäisch« z. T. zur Charakterisierung von Weltanschauungen und Weltbildern verwendet, die von einem starken Dualismus zwischen »gut« und »böse« geprägt sind.

Manna

heißt die Nahrung, die die hungrigen und sich nach den Fleischtöpfen Ägyptens zurücksehnenden Israeliten in der Wüste fanden. Man hat dafür natürliche Erklärungen gesucht, z. B. könnte es sich bei Manna um die Ausscheidung der Tamariskenschildläuse handeln. Den biblischen Erzählern geht es wohl darum, dass Gott den Menschen jeden Tag neu gibt, was sie zum Leben brauchen.

Mannheimer, Max

Mannheimer, Max (*1920 Neutitschein, Tschechien, †2016 München) wurde als ältestes von fünf Geschwistern geboren, machte eine kaufmännische Ausbildung, musste aber nach dem Anschluss seiner Heimat an das Deutsche Reich 1938 im Straßenbau arbeiten. 1943 wurde er aufgrund seiner jüdischen Abstammung zusammen mit seiner Familie deportiert. Seine Eltern, seine erste Frau und drei seiner Geschwister wurden in Auschwitz-Birkenau ermordet, nur Max und sein Bruder Edgar überlebten mehrere Todeslager. 1946 zog Mannheimer nach München. Bis unmittelbar vor seinem Tod hielt er an Schulen in ganz Deutschland Vorträge, um vor allem Jugendliche über die Verbrechen des NS-Regimes aufzuklären.

Mantra

Mantra: Ein Mantra ist ein meist kurzer heiliger Text, eine Formel oder ein Spruch, der zu bestimmten Anlässen rezitiert wird. Dem Wortsinn nach bedeutet Man-Tra: Mittel zum Denken. Ein Mantra ist also auch eine Hilfe zur Konzentration und zur fokussierten Ausrichtung der Gläubigen. Die katholische Praxis des Rosenkranz-Betens könnte man auch als Mantra-Rezitation deuten.

March for Science

ist eine Initiative, die sich für die Freiheit der Wissenschaft einsetzt. Diese sieht sie u. a. durch den wachsenden Druck auf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, möglichst viel zu publizieren und Finanzmittel für die Forschung einzuwerben, gefährdet. Außerdem plädiert sie dafür, dass das Engagement von Forscherinnen und Forschern für eine demokratische Gesellschaft stärker honoriert wird.

Marcuse, Ludwig

(*1894 in Berlin, †1971 in Wiessee): Philosoph und Schriftsteller, emigrierte als Jude während der Zeit des Nationalsozialismus in die USA und kehrte in den 60er-Jahren nach Deutschland zurück.

Maria

hebräisch Miriam, Jesu Mutter, wurde vermutlich sehr jung mit dem Bauhandwerker Josef verlobt. Zusammen mit Jesus und seinen jüngeren Geschwistern führte sie in Nazareth ein einfaches Leben. Nachdem Jesus das Haus verlassen hatte, um Wanderprediger zu werden, gab es offenbar Konflikte zwischen Mutter und Sohn. Erst unter dem Kreuz (so Joh 19,25 ff.) konnte sie seinen Weg akzeptieren. Besonders in der katholischen Kirche wird Maria voller Andacht verehrt. Doch auch Martin Luther sprach voller Hochachtung von ihr: An dieser armen jungen Frau, so meinte er, die ganz ohne eigene Vorleistung von Gott zur Mutter des Erlösers erwählt wurde, könne man die Gnade Gottes sehen.

Markusevangelium

Markusevangelium: Das Markusevangelium ist das älteste und kürzeste der vier Evangelien. Die Verfasser des Matthäus- und des Lukasevangeliums haben diesen Text als Grundlage genommen und durch eigene Quellen erweitert. Das Markusevangelium ist vermutlich um 70 n. Chr. in Syrien entstanden. Die Schilderung des Wirkens Jesu setzt hier erst mit der Taufe des (erwachsenen) Jesus durch Johannes den Täufer ein; inhaltlich liegt der Schwerpunkt auf der Passionsgeschichte.

Marquard, Odo

(*1928), deutscher Philosoph. Odo Marquard, der neben Philosophie auch Germanistik und Theologie studierte, ist vor allem durch seine Essays bekannt. In seinen Publikationen hat er sich z. B. mit der Geschichts- und Naturphilosophie des deutschen Idealismus und der Anthropologie auseinandergesetzt. Er versteht den Menschen als »Mängelwesen«, der durch die »Lebenskürze« gar nicht umhin kann, in vielen Aspekten an die Konvention anzuknüpfen.

Marti, Kurt

Marti, Kurt (1921–2017) war ein Schweizer Pfarrer und Schriftsteller. Er veröffentlichte u. a. Gedichte, Predigten und Aufsätze und engagierte sich für Frieden und soziale Gerechtigkeit. Einige seiner Gedichte wurden vertont und werden im Gottesdienst gesungen.

Märtyrer

(von griechisch martyrion: Zeugnis, Beweis) sind Menschen, die verfolgt werden oder den Tod erleiden, um ihren Glauben zu bezeugen. Darüber hinaus werden auch Menschen »Märtyrer« genannt, die wegen ihrer (z. B. politischen) Überzeugung verfolgt und umgebracht werden. Der Märtyrerbegriff wird missbraucht, wenn damit Gewalt gegen Andersdenkende gerechtfertigt werden soll (z. B. im Fall von terroristischen Selbstmordattentaten).

Marx, Karl

(*1818, †1883 in London) wirkte als Philosoph, Gesellschaftstheoretiker und Ökonom. Vielen Menschen heute ist er vor allem als einer der bedeutendsten Religionskritiker der Moderne und einflussreichster Theoretiker des Kommunismus und Sozialismus bekannt. In seinem dreibändigen Hauptwerk »Das Kapital« (1. Bd. 1867 veröffentlicht; Bde. 2 und 3 posthum durch Friedrich Engels herausgegeben) übt er grundsätzliche Kritik am Kapitalismus, indem er auf die Ausbeutung der Arbeiter verweist, die Unversöhnlichkeit der Interessen von »Proletariern« (Arbeitern) und der »Bourgeoisie« (Kapitalisten, Arbeitgeber) betont und die Arbeit im Kapitalismus als »entfremdete« Arbeit bezeichnet, die dadurch charakterisiert ist, dass sie nur noch auf das Erzielen von Tauschwerten ausgerichtet sei – statt Ausdruck freier, schöpferischer Tätigkeit zu sein oder sich zumindest an dem Gebrauchswert von Arbeit auszurichten.

Materialismus

Materialismus ist als philosophisches Konzept eine Form der Erkenntnistheorie oder Ontologie (Seinslehre) aus einem einzigen Prinzip, nämlich dem Stofflichen (»Materie«) und seinen Eigenschaften bzw. Wirkmechanismen. Diese Bedeutung ist im Unterschied zu umgangssprachlichen Verwendungen von »materialistisch« (im Sinne von »habgierig«, »konsumgetrieben« usw.) zunächst wertneutral.

materialistisch-positivistisch

bezeichnet eine Weltsicht, wonach nur Stoffliches, also »Materie«, existiere und in der Welt wirke (im Gegensatz zur Annahme von z. B. etwas Geistigem) und auch nur beobachtbare, also »positiv« gegebene, Sachverhalte untersucht werden könnten. Eine solche Sicht gilt durch den kritischen Rationalismus Karl Poppers als widerlegt.

Mauren

(abgeleitet von griech. mauros: dunkel) sind ein muslimisches nomadisierendes Berbervolk. Im Mittelalter nannte man die Mauren meist Sarazenen.

maurisch

(von griech. mauros: dunkel): Die Mauren sind ein muslimisches nomadisierendes Berbervolk. Im Mittelalter nannte man sie meist Sarazenen.

Mediator

ein Vermittler in einem Konflikt; bei einer Mediation versuchen die Gegner in einer Auseinandersetzung freiwillig, diese (außergerichtlich) zu lösen.

Medina

ist eine Stadt im Westen von Saudi-Arabien. Sie liegt rund 300 Kilometer nördlich von Mekka. Der Name bedeutet »Stadt des Propheten«. Medina ist den Muslimen fast ebenso wichtig wie Mekka, denn dort konnte der Prophet Muhammad, nachdem er im Jahr 622 seine Heimatstadt Mekka aufgrund von Anfeindungen verlassen musste, viele Menschen für seine Religion begeistern. Vor der Einwanderung Muhammads wurde diese Stadt »Yathrib« genannt. In Medina befindet sich auch das Grab des Propheten.

Meditation

(lat. meditari: nachsinnen, nachdenken) ist ein Begriff aus der mittelalterlichen Mystik und beschreibt ursprünglich das nachspürende Sinnen über ein Bibelwort. Mittlerweile werden mit Meditation vielfältige Übungsformen und Methoden bezeichnet, die sowohl Konzentration als auch Achtsamkeit sowie Versenkung und körperliche Übungen umfassen können.
Auch innerhalb des Buddhismus sind die Anleitungen zur Übung unterschiedlich, so lehrt der Theravada-Buddhismus besonders die Achtsamkeits-Meditation (Vipassana), während in der Soto-Richtung des Zen das Shikantaza, das Nur(!)-Sitzen, gelehrt wird, bei dem der Meditierende nichts tut als wirklich nur Sitzen – eine der anspruchsvollsten Übungen, weil die Versuchung, etwas daraus zu machen, sehr groß ist.
Eine grundlegende Übung, die im Zen oft empfohlen wird, ist das Atemzählen, bei dem man gesammelt sitzt und bei der Ausatmung innerlich je eins weiter bis Zehn zählt, um dann wieder bei Eins zu beginnen. Die Phasen der Meditation im Sitzen werden durch eine sehr langsame Gehmeditation (Kinhin) unterbrochen.