Lexikon

Evangelium

(gr. euangelion: gute Nachricht) bezeichnete zunächst jede gute Botschaft, z. B. die, dass ein Kaiser die Steuern erlässt. Dann wurde der Ausdruck übertragen auf die Kunde von Jesus Christus und schließlich verwendet für die Schriften, die vom Leben Jesu erzählen. Im Neuen Testament gibt es vier Evangelien: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Matthäus und Lukas hatten Markus als Vorlage, kannten sich aber gegenseitig nicht und fügten jeweils andere Geschichten und Worte in die Markusvorlage ein. Johannes ist später entstanden und stellt ein sehr eigenständiges Evangelium dar. Einen Vergleich der Evangelien nennt man »Synopse« (Zusammenschau). Manchmal werden auch das gesamte Neue Testament bzw. seine Botschaft als Evangelium bezeichnet.

Evolutionismus

ist eine aus der Evolutionstheorie abgeleitete Weltanschauung, wonach sämtliche Phänomene und Vorgänge der menschlichen und außermenschlichen Wirklichkeit ausschließlich auf die Mechanismen der Evolution zurückzuführen sind und somit vollständig durch diese erklärt werden können. Beispielsweise kann es aus dieser Sicht keine (echte) Nächstenliebe geben, sondern nur Formen eines versteckten Egoismus, der letztlich der Arterhaltung dient.

Evolutionstheorie

erklärt und beschreibt die Entstehung der Arten als das Ergebnis einer stufenweisen Höher- und Weiterentwicklung (Evolution), die Tausende von Jahrmillionen umspannt. Somit trägt jedes Lebewesen auch die Geschichte seiner Gattung und anderer Gattungen aus den vergangenen Zeitaltern in sich. Als Ursache dieser Entwicklung werden vor allem Mutation bzw. Variation (Veränderung der vererbbaren Merkmale) und deren Rekombination (Neuverteilung) sowie natürliche Selektion angesehen. Die Evolutionstheorie wurde insbesondere durch Charles Darwin (1809–1882) begründet. Alle heutigen Ausprägungen der Evolutionstheorie beziehen dabei die sog. Abstammungs- oder Deszendenztheorie ein, die besagt, dass alles Leben auf der Erde einen gemeinsamen Ursprung hat.

Ewigkeit

Im Laufe des Nachdenkens über Zeit haben sich zwei verschiedene Vorstellungen von Ewigkeit herausgebildet: Zum einen die Vorstellung einer unermesslich bzw. unendlich langen Dauer. Hierbei werden die aus dem Alltag bekannten Strukturen der Zeit ins Unendliche verlängert. Eine andere Vorstellung hat Augustin verdeutlicht. Er versteht darunter etwas, was unabhängig von der Zeit existiert, also ein Zustand der Zeitlosigkeit oder Unzeitigkeit. »Wenn die Gegenwart immer gegenwärtig wäre und nicht in die Vergangenheit überginge, so wäre nicht mehr Zeit, sondern Ewigkeit.« Dies deckt sich mit den Erfahrungen von Meditierenden, die in der Versenkung ganz in der Gegenwart aufgehen. Naturwissenschaftlich könnte Ewigkeit als ausgedehnte Gegenwart verstanden werden, wie sie in einem Quantenzustand vorliegt (Quantenphysik), der noch nicht durch einen Messprozess unterbrochen wurde. In einem Quantenzustand haben z. B. die Elektronen eines Atoms mögliche Orte; sie sind bis zu einer Messung also nicht festgelegt, sondern können gleichzeitig verschiedene Lokalitäten haben. In der biblischen Vorstellung der von Gott erfüllten Zeit ist Gottes Ewigkeit keine Zeitlosigkeit, sondern etwas, was alle Zeit umgreift und durchdringt.

Exil, babylonisches (auch: babylonische Gefangenschaft)

bezeichnet die Zeit des Aufenthalts der judäischen Oberschicht in Babylon nach der Eroberung und Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar II. Die Zeitspanne umfasst vermutlich die Jahre 587 bis 537 v. Chr. Die Rückkehr nach Jerusalem erfolgte mit der Erlaubnis des gegen die Babylonier siegreichen Perserkönigs Kyros II.

Exklusivismus

Wenn eine Religionsgemeinschaft für sich beansprucht, als einzige die Wahrheit zu vertreten und damit der Weg zum Heil auch nur durch sie und in ihr zu erlangen ist, spricht man von Exklusivismus. Die klassische Formulierung aus dem christlichen Bereich für diesen Anspruch ist die Aussage »extra ecclesiam nulla salus« (»außerhalb der Kirche kein Heil«), die 1215 auf einem Kirchenkonzil formuliert wurde. Später wurde dies von der katholischen Kirche dahingehend interpretiert, dass es heilsnotwendig sei, Glied der katholischen Kirche zu sein (»ekklesiologischer Exklusivismus«). Im Protestantismus wurde eine Formel geprägt, die weniger auf die Kirchen- bzw. Konfessionszugehörigkeit zielte, sondern auf das Bekenntnis zu Christus: »nulla salus extra Christum«. Berühmte Vertreter für solch einen »christozentrischen Exklusivismus« sind Martin Luther und Karl Barth.

Exkommunikation

bezeichnet eine Kirchenstrafe in der katholischen Kirche, die den Ausschluss aus der Kirchengemeinschaft zur Folge hat. Dieser Kirchenbann kann zeitlich begrenzt sein.

Exodus

(griech-lat.) bedeutet Auszug (der Israeliten aus Ägypten). Mit dem Begriff Exodus bezeichnet man auch das 2. Buch Mose.

Extremismus

(lat. extremus: äußerst, entferntest): etwas, das über das »Normale« und »Gewöhnliche« hinausgeht. In der Politik bezeichnet der Extremismus Positionen, die sich am äußersten Rand der jeweiligen politischen Einstellung befinden, also z. B. »extrem rechts« oder »extrem links« sind. Im religiösen Sinn sind sog. Extremisten Menschen, die häufig mit Mitteln der Gewalt und des Terrors andersdenkende Menschen dazu bringen wollen, eine andere Religion anzunehmen, ihren Lebensstil zu ändern und/oder einen Staat nach ihren strengen Glaubensregeln zu errichten. In diesem Zusammenhang wird auch von religiösem »Fundamentalismus« gesprochen.

EZW

die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, ist eine Forschungs-, Dokumentations- und Beratungsstelle der EKD. Ihre Aufgabe besteht darin, »die Entwicklungen im religiös-weltanschaulichen Bereich zu beobachten und ihre Bedeutung für die Evangelische Kirche in Deutschland zu klären«. Sie will »zur christlichen Orientierung im religiösen und weltanschaulichen Pluralismus beitragen, einen sachgemäßen Dialog mit Anders- und Nichtglaubenden fördern« sowie »über Entwicklungen und Tendenzen der religiösen Landschaft in Deutschland informieren«. Dies geschieht z. B. durch Veröffentlichungen, Tagungen und Beratung.

Fairtrade


Fairtrade (engl.: fairer Handel) bezeichnet Produkte, bei deren Herstellung auf soziale, ökologische und ökonomische Kriterien geachtet wird, wie z. B. demokratische Kooperativen, Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit, faire Arbeitsverträge, Zugang zu Trinkwasser und medizinischer Versorgung für die Arbeiter (sozial), Biodiversität, Verbot gefährlicher Pestizide, keine Wald-rodung (ökologisch), Mindestpreise, transparente und langfristige Handelsbeziehungen (ökonomisch). Die Produkte müssen sich vollständig zurückverfolgen lassen (Lieferkette). Es gibt verschiedene Fairtrade-Siegel, die unterschiedlich strenge Kriterien und Kontrollen haben (z. B. der Mindestanteil an fair gehandelten Zutaten in einem Produkt).

Fake News

meint üblicherweise eine gezielt erstellte Falschmeldung, die – meist über soziale Netzwerke verbreitet – die öffentliche Meinung manipulieren soll. Daneben wird die Bezeichnung auch als politischer Kampfbegriff verwendet, um unliebsame Nachrichten als angebliche Falschmeldungen zu diskreditieren.

Falsifikation

meint die Widerlegung einer Hypothese durch eine dieser widersprechenden Beobachtung. Karl Popper hat aufgezeigt, dass Beobachtungen allenfalls erfahrungswissenschaftliche Annahmen widerlegen, aber nicht grundsätzlich bestätigen können, da die nächste Beobachtung zu einem anderen Ergebnis führen könnte. Somit ist eine Verifikation, also ein »Beweis« naturwissenschaftlich unmöglich.

Fan

Mensch, der sich für etwas oder jemanden über einen längeren Zeitraum begeistert und dieser Begeisterung auch Ausdruck gibt, indem er für seine Leidenschaft Geld und/oder Zeit investiert. Der Begriff kommt im Englischen mit derselben Bedeutung vor; er stammt von engl. fanatic (Fanatiker) ab.

Faust

Johann Wolfgang von Goethes Werk »Faust I«, auch »Faust. Der Tragödie Erster Teil« oder »Faust. Eine Tragödie« genannt, wurde 1808 veröffentlicht und gilt als eines der bedeutendsten und am häufigsten zitierten Werke der deutschen Literatur. Im Prolog im Himmel schließen Mephisto (der Teufel) und der Herr (Gott) eine Wette ab, die an die Wette im Buch Hiob erinnert: Nachdem Mephisto über die Menschen gelästert hat, führt der Herr als Gegenbeispiel den Gelehrten Dr. Faust an, doch Mephisto wettet darauf, ihn vom rechten Weg abbringen zu können. Der Herr lässt Mephisto gewähren, darauf folgt die eigentliche Dramenhandlung: Deprimiert, weil er trotz all seiner Studien den Sinn des Lebens nicht findet, schließt Dr. Faust mit Mephisto einen Pakt: Wenn Mephisto es schafft, dass Faust einen glücklichen Augenblick festhalten möchte, dann gehört ihm Fausts Seele. Mephisto verführt Faust zu einer Affäre mit einem jungen Mädchen: Gretchen. Faust schwängert Gretchen und verursacht den Tod ihrer Mutter und ihres Bruders. In ihrer Verzweiflung tötet Gretchen ihr Neugeborenes und wird zum Tode verurteilt. Faust und Mephisto fliehen.

Feministische Theologie

Feministische Theologie: Sie entstammt der Frauenbefreiungsbewegung, die sich seit Ende der 60er-Jahre gegen die – trotz formaler Gleichberechtigung immer noch existierende – Diskriminierung von Mädchen und Frauen engagiert. Feministische Theologinnen erforschen kritisch Bibel, Kirchengeschichte und christliche Glaubenslehre und -praxis aus der Perspektive von Frauen und kritisieren und revidieren einseitig männliche Denkweisen; z. B. bringen sie verdrängte Frauentraditionen in einer patriarchalisch geprägten Bibel ans Licht (etwa die Existenz von Jüngerinnen Jesu, die lange Zeit nicht beachtet wurde). Mittlerweile wird die feministische Theologie durch Gender-Theologie ergänzt, wobei auch zunehmend die Vielfalt sexueller Identität in den Blick kommt.

Feuerbach, Ludwig Andreas

(1804–1874) war ein deutscher Philosoph. Er studierte zunächst evangelische Theologie, dann Philosophie und wurde ein Schüler Hegels. Nach seiner Habilitation (1928) wurde ihm an der Universität Erlangen wegen religionskritischer Thesen die Lehrerlaubnis entzogen und er arbeitete als freier Dozent und Schriftsteller. Feuerbach gehörte zu den wichtigsten Vertretern der sogenannten Hegelschen Linken, die an die Stelle von Hegels Philosophie des Geistes einen konsequenten Materialismus setzte.

Fichte, Johann Gottlieb

(1762–1814) war ein deutscher Philosoph. Er arbeitete nach seinem Studium der Theologie und Philosophie als Hauslehrer, bevor er mit seinem zunächst anonym erschienenen (und Immanuel Kant zugeschriebenen) Werk »Versuch einer Kritik aller Offenbarung« berühmt wurde und ihm ein Philosophielehrstuhl in Jena angeboten wurde. Weitere Stationen seiner beruflichen Laufbahn waren Erlangen, Königsberg und Berlin. Fichte gilt neben Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling als einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Idealismus.

Filesharing

bedeutet wörtlich übersetzt »Teilen von Dateien«. Digitale Daten, die sich im Besitz eines Nutzers befinden, werden dabei anderen Nutzern über das Internet zur Verfügung gestellt. Auf dem Computer des »Nehmers« wird eine Kopie der Datei erstellt, der »Geber« bleibt in Besitz der freigegebenen Datei. Weil im Zuge des Kopierens häufig urheberrechtlich geschützte Dateien in Umlauf geraten, zu deren Weitergabe der Anbieter nicht berechtigt ist, ist diese Art des digitalen Teilens umstritten.

Firmung

(lat. firmatio: Bestätigung, Bekräftigung) Die Firmung ist eines der sieben Sakramente der katholischen Kirche. Im Ritual der Handauflegung und der Salbung – in der Regel durch den Bischof – sollen die Firmlinge die bestärkende Kraft des Heiligen Geistes erfahren. Die Firmung wird oft auch als bewusstes Ja zum Glauben verstanden, das in der Taufe Eltern und Paten stellvertretend für das Kind gesprochen haben. D. h. die Firmlinge müssen alt genug sein, um diese Entscheidung auch verantworten zu können, meist als Jugendliche, manchmal aber auch als Erwachsene. Ähnlich wie bei der Konfirmation geht eine Vorbereitung voraus, in der man sich mit Glaubensfragen auseinandersetzt.

Fisch

(christlich): Der Fisch ist ein urchristliches Symbol: Das griechische Wort für Fisch »ICHTHYS« enthält die Anfangsbuchstaben des Bekenntnisses »Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter« (Iesous CHristos THeou Yios Soter).

Flüchtling

Ein Flüchtling ist eine Person, die wegen einer Notlage aus ihrem Heimatland geflohen ist. Die Gründe dafür können z. B. Gewalt und Krieg, politische oder religiöse Verfolgung, eine fehlende Lebensgrundlage (Hunger, Armut) oder/und Naturkatastrophen sein.

Flugschrift

Flugschriften gehören zu den ersten Medien der Massenkommunikation, man kann sie als eine Art Vorläufer der Tageszeitungen bezeichnen. Möglich waren sie seit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg um 1450. Durch sie wurden Stellungnahmen zu aktuellen Ereignissen veröffentlicht, mit deren Hilfe versucht wurde, das Meinungsbild zu beeinflussen. Für die Verbreitung der Ideen der Reformation und deren Durchsetzung spielten Flugschriften eine entscheidende Rolle.

fMRT

Die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT) misst Veränderungen der Gewebedurchblutung in den verschiedenen Hirnregionen, die durch den Energieverbrauch von Nervenzellen hervorgerufen werden. Sie kann dadurch besonders aktive Abläufe im Gehirngewebe in Form von Schnittbilderserien darstellen, wobei unterschiedliche magnetische Eigenschaften von sauerstoffreichem und sauerstoffarmem Blut genutzt werden.

Foer, Jonathan Safran

(*1977) ist ein US-amerikanischer Schriftsteller, der neben Romanen und anderen fiktionalen Texten auch das Sachbuch »Tiere essen« (engl. Eating Animals, 2009) veröffentlicht hat. Er löste damit eine breite Kontroverse über das Essen von Tieren, insbesondere unter den Bedingungen der Massentierhaltung, aus.

Fontane, Theodor

Fontane, Theodor (1819–1898) war ein deutscher Dichter und Vertreter des poetischen Realismus. Besonders bekannt ist sein Roman »Effi Briest«.

Fraktur

(von lat. fractura: Bruch) ist eine Schriftart, die Mitte des 15. Jahrhunderts entstand. Sie war von Mitte des 16. bis Anfang des 20. Jahrhunderts die meistbenutzte Druckschrift im deutschsprachigen Raum.

Frankl, Viktor Emil

(1905–1997) war ein österreichischer Neurologe und Psychiater. In seinem Buch »Trotzdem Ja zum Leben sagen.« (1946) erzählt er von seinen Erfahrungen in vier verschiedenen Konzentrationslagern, darunter Auschwitz, und stellt dar, wie auch unter inhumansten Bedingungen Sinn im Leben gefunden werden kann.